Mastodon

von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Monat: Mai 2018 (Seite 1 von 2)

Um die Worte Erich Maria Remarques abzuwandeln: Im Westen nichts Neues. Das analoge Leben geht im Moment vor.

Aber im Juni steht ja ein bisschen was an mit dem GarchingCon …

Ein Hoch auf die Leserkontaktseite

Wenn ich jemandem, der mit Perry Rhodan nichts am Hut hat, von der Leserkontaktseite erzähle, ernte ich regelmäßig eher so befremdete Blicke.
Eingeführt mit Heft 302 im Jahr 1967 hat das Ding bis heute irgendwie überlebt. Leserbriefe in der heutigen Zeit? Das scheint doch eher aus der Mode gekommen, ein Relikt vergangener Tage.

Mitnichten!

Ich bin ein begeisterter Anhänger dieser Seiten, auch wenn ich erst einen Leserbrief geschrieben habe (ich weiß gar nicht mehr wann). Aber ich habe schließlich meinen Heftehaufen in einer dieser altmodischen Zuschriften gefunden. Jawohl!
Ich gehöre übrigens zu denen, die immer zuerst die LKS, dann den Mittelteil und dann den Roman lesen. Bei den alten Heften ist die Reihenfolge: Werbeanzeigen, LKS, Roman.

Die Leserkontaktseite, die damals tatsächlich nur eine einzige Seite einnahm, in Heft 511 hat mich besonders fasziniert.
Zuerst nutzte der Verlag die Seite lediglich für Verlautbarungen, dann kamen hefteweise die Adresse neuer Fanclubs. (Hubert Haensel hatte ja auch mal so einen Club.) Mit der Zeit, so dann auch in Heft 511 – Das Volk der Sklaven, nahmen Auszüge aus Leserbriefen einen immer größeren Raum ein.

Ein Leser aus Mönchengladbach etwa schickte folgende Zeile:

“Allmählich sinkt das geistige Niveau ihrer Romane bedenklich ab.”

Mich beruhigt der Satz, zeigt er doch, dass es zu jeder Zeit der Serie offenbar Fans gab, die vergangenen Zeiten nachtrauerten. Die Serie lebt trotzdem noch.

Wenig später heißt es aus Berlin:

“Lassen Sie den William Voltz künftig für Hilfsschüler schreiben, denen fällt es vielleicht nicht auf, sie könnten nach dem Stil der Schreiber für einen der ihren halten.”

Eigenwillige Zeichensetzung in Wutkommentaren gab es damals also auch schon. Und konträre Meinungen, wie die nächste Zuschrift aus Friedenfels beweist:

Ein besonderes Lob für ihren Autor William Voltz. Er schreibt meiner Meinung nach die besten Romane.

Es ist nicht überliefert, ob der letzte Leserbrief von einem “Hilfsschüler” verfasst wurde. Die Redaktion antwortet lediglich:

Die beiden letzten Beispiele lassen sich auf alle Autoren anwenden.

Herrlich. Ich glaube, ich müsste mal wieder einen Brief an Michelle Stern schreiben. Früher war eben doch nicht alles besser.

Ich geh dann mal den Roman lesen. Schönes Wochenende, Terraner!

Mit dem Schwarm in die Vergangenheit

Wie wäre es mal wieder mit einer kleinen Zeitreise. Diesmal in die nicht all zu ferne Vergangenheit:

Im modernen Antiquariat meines Vertrauens entdeckte ich vor Kurzem passend zu meiner aktuellen Lektüre alle Bände des Schwarmzyklus. Und zwar in der Trade-Paperbackausgabe in neun Bänden mit durchgehendem Rückenbild. Ich erinnere mich schwach, diese Ausgabe vor meiner Bekanntschaft mit Perry Rhodan einmal in einer Buchhandlung in Koblenz gesehen zu haben. Meine Gedanken war die damals üblichen: “Lass die Finger von der Endlosserie, das schaffst du nie.”
Diesmal habe ich die Finger nicht davon gelassen und so zieren diese, wie ich finde doch recht hübschen Bücher einen Teil meines Regals.
Die Perrypedia hält natürlich alle 9 Titelbilder vor, die von Dirk Schulz eigens für diese Ausgabe angefertigt wurden.
Neugierig auf die Entstehungsgeschichte dieser Bände machte ich mich heute auf die Suche nach relevanten Informationen.

Das Internetarchiv hält eine eigene Seite zu den Schwarm-Paperbacks bereit. Viel ist nicht mehr übrig, aber die hübsche Grafik gibt einen Eindruck des Bildes auf den Buchrücken.
Klaus Frick blickte im Jahr 2013 ein wenig auf die Entstehungsgeschichte der Trade-Paperbacks und vermittelt einen kleinen Eindruck davon, mit welchen Schwierigkeiten es verbunden war, diese Ausgabe am Markt zu platzieren.
Recht aktuell beschäftigt sich Klaus übrigens wieder mit dem Schwarm-Zyklus. In einem hübschen Artikel wirft er einen Blick auf diesen Zyklus an der Nahtstelle zwischen der Ära Scheer und dem Schaffen des William Voltz.
Deutlich kritischer äußert sich Andy Schmid in einem Artikel des Terranischen Clubs Eden, der an der Sinnhaftigkeit einer Paperbackausgabe zweifelt.
Da ist er wieder, der Spagat zwischen Fanservice für die Altleser und der Gewinnung neuer Käufer – ein Konflikt, der wahrscheinlich zu Perry Rhodan gehört, wie das ewige Ringen zwischen Sense of Wonder und Military SF.
Klar ist die Neuausgabe nicht neu redigierter Silberbandtexte ein relativ preiswertes Unterfangen für den Verlag und offenbar scheint sich die Ausgabe, so wie Klaus Frick schreibt, auch für den Verlag gerechnet zu haben. Wie viele Neuleser Dirk Schulz jetzt mit den neuen Titelbildern generiert hat, weiß ES allein.

Ich freue mich einfach über einen schönen und unverhofften Sammlungszugang, der mir kurz vor meinem Einstieg ins Perryversum schon einmal begegnet ist.

Aktuelles Lieblingsheft

Ach, und noch was sehr Subjektives:

Norbet Fiks hat mich ja letztes Jahr im SOL-Interview nach meinen Lieblingsheften gefragt. Da hab ich ja noch kaum was gelesen gehabt.

Mittlerweile führe ich in der Seitenleiste ja die Liste meiner Lieblingshefte. Aktueller Liebling ist da gerade Band 501 – In der Betonwüste. Allein die Figur des halbtoten Simon, erdacht von Herrn Voltz … sehr großartig. Irgendwie transportiert der Roman bei mir Maddrax-Feeling, lange bevor es Maddrax überhaupt gab.

Ich mag den Schwarmzyklus jetzt schon, merkt man das?

Ich und ebooks

Das ist mal wieder so ein Artikel, der nur mich interessieren wird, so ein typisches Lesetagebuchdingsi:

Jedenfalls war ich über Pfingsten mal wieder zelten und hatte schwer Bock, dran zu bleiben, am Schwarmzyklus, und lud mir drei Romane auf den Reader.

Ich kann mir nicht helfen: das Rhodangefühl der Hefte will sich einfach nicht einstellen, obschon so ein beleuchtetes Display schon fein ist. Es fehlt einfach zu viel: farbiges Cover, die Haptik und der Geruch von Papier, die LKS (zumindest bei den frühen Heften) die Werbeanzeigen …
Aber, das ist mir mal wieder aufgefallen, ich lese elektrisch langsamer und genauer. Faszinierend.

Es handelte sich übrigens um die Romane 502 bis 504 und denselben Campingplatz, auf dem ich zur Leipziger Buchmesse tief eingeschneit bin. Ich mags da einfach.
So, ich pack mal den Rucksack aus und nehm mir dann ein Papierheft.

Sie kamen aus dem Nichts – 500 Tage Heftehaufen

Wohlan, nach einer etwas längeren Pause lag heute endlich Band 500 auf meinem Tisch: Sie kamen aus dem Nichts von K.H. Scheer – der Auftakt zum Schwarm-Zyklus.
Schon die Aufmachung des Heftes macht Lust aufs Lesen: umlaufendes Cover, größerer Umfang – Leimbindung statt Klammern .

Doch der Reihe nach!

Was steht drin?

Herr Rhodan und seine Kumpels haben den Sombrero etwas entstaubt und sind nun mit dem wunderbarerweise nahezu in Nullzeit entwickelten flammneuen Dimesextatriebwerk zurück auf dem Weg in die heimische Milchstraße. Jippieh!
Mit diesem neuen Wunderding sollte die unvorstellbar große Distanz zwischen den beiden Sternhaufen eigentlich in Nullkommanichts überwunden sein, dementsprechend wird in der Zentrale mehr geflachst, als echter Dienst geschoben.
Doch die Ruhe trügt. Schnell bauen zwei Typen, die in einem anderen Franchise rote Hemden tragen würden, gehörig Mist und landen vor dem Kriegsgericht, weil sie den Antrieb sabotiert haben.
Der Vorfall ist recht schnell geklärt, Perry Rhodan, als oberster Gerichtsvorsitzender wird von moralischen Zweifeln gepackt, ob die Todesstrafe hier gerechtfertigt sei (Chor der Altfans: “Buh, nein! Perry darf nicht zweifeln. Der Sofortumschalter, harte Sau, oberster Militär. Moderner Schnickschnack …”)
Der Alte vertagt den Prozess und fliegt erst mal zur Erde, wo er auf seinen Sohn und einen Haufen komplett verblödeter Menschen trifft. Denn die Saboteure bezeichnen sich selbst als Homo superior und pfuschen irgendwie in den Naturgesetzen rum, sodass alle, bis auf ein paar Mentalstabilisierte, komplett bescheuert werden. (Das klang ja in Band 499 schon kurz an, dass da was im Busch ist.)
Parallel taucht eine riesige Zahl unbekannter Schiffe auf, mehr so schwarmförmig unterwegs und in die Hunderttausende gehend. Nicht gut.
Rhodans Fernraumschiff kann nicht mehr mit ausreichend intelligenter Besatzung versorgt werden, um fix nachzuschauen, wer da kommt. Die paar mentalstabiliserten Männlein reichen vorne und hinten nicht.
Auftritt GOOD HOPE II. Mal schauen, was es mit dem Schwarm so auf sich hat. Ende, Abspann, Werbeanzeigen.

Die detaillierte und enzyklopädische Zusammenfassung liefert wie immer die Perrypedia.

Wie ist es verpackt?

Band 500 ist unverkennbar ein Jubiläumsband. Umlaufendes Cover und ein Umfang von weit über 90 Seiten machen schnell klar: Hier wird ordentlich was gefeiert.
Klar, wenn eine Serie, die urspünglich mal auf 50 Bände angelegt war, zehn Jahre läuft, gehört das gebührend gewürdigt. Hierzu hat sich die Redaktion Folgendes einfallen lassen:

  • Extra langer Roman.
  • Umlaufendes Cover, das zusätzlich als Poster beigelegt ist – leider hat die Zeit dieses Extra bei meinem Heft verschluckt. Die Materiequelle hat zumindest eine Abbildung.
  • 11 Innenillustrationen von Johnny Bruck. Neben den üblichen Verdächtigen gibt es mit Lord Zwiebus, Ovaron und Ribald Corello auch Helden des vergangenen Zyklus zu bestaunen. Mein Highlight ist da eindeutig Ribald Corello, das olle Superbrain. Die Perrypedia hat sie alle.
  • Vier Leserkontaktseiten mit kurzen Vorstellungen aller damaligen Teamautoren. (Ich kann mir nicht helfen, aber immer wenn Scheer etwas schreibt, höre ich diesen Wochenschausound aus den 50ern in meinem Kopfkino.)

Wie hat es mir gefallen?

Yes! Roi Danton ist wieder dabei, so schlecht kann der Zyklus nicht werden.
Nee komm, jetzt mal ohne Quatsch.
Band 500 ist ein sehr feiner Auftaktband. Die Bedrohung sitzt direkt im Sonnensystem. Zuhause. Perry R. ist nahezu auf sich allein gestellt, weil die bekannte Zivilisation zusammengebrochen ist (Zeitdillatation. Der Flug hat in Wahrheit drei Jahre gedauert, in den sich die Verdummung ausgebreitet hat, alles ist kaputt.)
Man fliegt offenbar nicht wieder irgendwo hin, um sich in fremde Angelegenheiten einzumischen. In mir regt sich die Hoffnung, nicht den dritten Aufguss von MdI zu lesen zu bekommen. Typen, wie die Zentauren tun auf der Brücke der MARCO POLO ihren Dienst. Die mochte ich schon in den 400er Bänden. Dieses komische 200.000-Jahre-Religionsgewusel wird nicht weiter thematisiert – sehr fein. Danke.
Band 500 scheint also ein echter Einschnitt zu sein. Hoffentlich geht es mit dem Elan der ersten 50 Cappins-Bände weiter. (Auftritt des Blogger-Extrasinns: “Ralf wird es in einem Kommentar spoilern, Garantiert. Das macht er immer …”)

Ich hatte eine Menge Spaß bei der Lektüre von Band 500. Sowohl der Roman als auch die Beigaben haben mir echt gut gefallen. Ich bin neugierig auf den neuen Zyklus, der hoffentlich mit dem mittlerweile doch recht eingefahrenen Hinfliegen-rumballern-weltretten-Schema bricht. Mal abwarten. (Okay, vielleicht wird es Zuhausebleiben-rumballern-weltretten …)
Band 500 selbst wird ab sofort in die Liste der Lieblingsromane aufgenommen.

Und sonst so?

Mein Lieblingssatz ist übrigens auf Seite 32 der Erstauflage zu finden:

“Die Distanz zwischen uns und dem Leuchtfeuer macht etwa 8000 Lichtjahre aus. Wir sind zu Hause, Sir.”

Quelle: Sie kamen aus dem Nichts – Pabel Moewig Verlag, 1971

Herrlich!

« Ältere Beiträge

© 2024 Heftehaufen

Theme von Anders NorénHoch ↑