Mastodon

von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Andromedings – Eine Rückschau am offenen Hefte – Teil 3

Ausnahmeraumfahrer bekommt eine sagenhafte Rakete, fliegt boldly dahin where no one has  geflogen before, trifft dort komische Typen, schaut sich ein wenig um und schließt anschließend einen Vertrag mit den komischen Typen.

Das klingt ein wenig nach Unternehmen Stardust, das heute genau vor 56 Jahren im Handel erschien, passt aber genauso gut auch als saloppe Beschreibung auf Band 250 der größten Raketenheftchenserie aller Zeiten.
Mit “Die 6. Epoche” lies Karl Herbert Scheer seine Helden knapp fünf Jahre später, am 16.06.1966 endgültig in Andromeda eintreffen, um dort dem Paddler Kalak zu begegnen.
Wer die ersten zwei Folgen meiner kleinen Andromedings-Reihe gelesen hat, weiß, dass Kalak für mich eine Art alter Bekannter ist, schließlich bin ich dem Neo-Kalak bereits im Sommer begegnet.

Bevor ich ein wenig über die Lektüre sinniere, folgt erst einmal die Aufstellung, was ich seit dem Sommer gelesen habe.

In der klassischen Serie waren das folgende Hefte:

227 Der Duplo und sein Schatten
228 Die Rache des Mutanten
229 Feind aus fremder Galaxis
230 Finale für Twin
231 Das System der Verlorenen
232 Die Zeitfalle
233 Geheimsatellit Troja
234 Wachkommando Andro-Beta
235 Die Kaste der Weißrüssel
236 Im Camp der Gesetzlosen
237 Die drei Sternenbrüder
238 Der Geleitzug ins Ungewisse
239 Welt unter heißer Strahlung
240 An der Schwelle der Hölle
241 Fünf von der CREST
242 Das Rätsel des Sumpfplaneten
243 Raumaufklärer 008
244 Die Kugel aus Zeit und Raum
245 Notruf aus dem Nichts
246 Kontrollstation Modul
247 Der Herr der Androiden
248 Unter Einsatz seines Lebens
249 Der Geist der Maschine
250 Die 6. Epoche

Neo-Taschenhefte verschlang ich folgende:

153 Der Atem des toten Sterns
154 Die magnetische Welt
155 Der Andromeda-Basar

Ich habe also bei beiden Andromedingsen Halbzeit, also Zeit für ein erstes Zwischenfazit.

Die klassische Serie hat endlich Fahrt aufgenommen. Nach dem Rumgehacke auf Horror wurde für mich endlich eine Struktur erkennbar. Über den Schrotschusstransmitter ging es nach Andro-Beta und schließlich zur Plattform KA-preiswert. Die Geschichte folgt dabei klassischer Computerspieldramaturgie: Ein Gegner nach dem anderen wird gestellt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Bossgegner auch dran glauben darf. So strukturiert, so vorhersehbar.
Aber das liest sich gut, keine Frage.
Und es ist immer dies kosmische Perspektive, die aufgeht. Die Kamera nimmt mit wenigen Ausnahmen immer die Totale auf, Sterne, Weltraum, Raumschlachten. Großes Kopfkino.
Andromeda muss ein toller Ort für Raumfahrer sein, mit Lebewesen, die so groß sind, wie kleine Planeten, seltsamen Aliens mit zwei Rüsseln und Transmittern, die aus mehreren Sonnen bestehen. Im Hintergrund, immer näher kommend, die Meister der Insel als dunkle Bedrohung.
Die Figuren sind etabliert, der Fokus liegt auf der neu zu erobernden Galaxis, coolen neuen Schiffen, wie der CREST III, und der drohenden Gefahr durch die ominösen Meister.

Ganz anders bei Neo. Die stolze terranische Flotte besteht aus einem einzigen kaputten Schiff, der MAGELLAN und einem Beiboot. Hauptziel scheint die Reparatur der MAGELLAN zu sein.
Dabei stolpern Perry und seine Kumpels von einer Katastrophe in die nächste, ohne ihrem Ziel, der Reparatur wirklich näher zu kommen. Das ergibt spannende Einzelabenteuer, bei denen mir bis jetzt allerdings noch der ganz große erzählerische Bogen fehlt, obschon Kai Hirdt auf der Phantastika einige Andeutungen in die Richtung machte.
Die Bedrohung durch die Meister lauert zwar auch im Hintergrund, wobei die Perspektive auf diese Wesen weniger die kosmische, allumfassende Scheer-Totale ist. Vielmehr werden Einzelschicksale verschiedener Andromedaner (Andromedare? Andromedarianer? Wie nennt man die überhaupt?) so geschickt verwoben, dass das Netz der Bedrohung immer enger zu werden scheint. Beim lesen wurde ich das ein oder andere Mal an die legendäre Serie Babylon 5 erinnert, in der ebenfalls scheinbare Nebensächlichkeiten zu einem dichten Handlungsnetz gewoben wurden. Das gefällt mir ausgesprochen gut, obwohl für diese Geschichte nicht unbedingt der Sprung nach Andromeda nötig gewesen wäre. Die “zweite Insel” selbst bleibt leider etwas blass.

Am klarsten wurde mir dieser Unterschied in der erzählerischen Herangehensweise an den Andromedastoff beim direkten Vergleich der beiden Bände um KA-preiswert.
Um es einmal etwas überspitzt zu formulieren: Nach dem Neo-Band “Werkstatt im All” wusste ich alles über den zwielichtigen Kalak. Nach der Lektüre von “Die 6. Epoche” wusste ich nichts über Kalak, dafür alles über KA-preiswert.

Beide Zyklen faszinieren mich auf ihre Art bis jetzt sehr, und ich kann immer mehr verstehen, was die hundert Hefte um die Meister der Insel zur Legende gemacht hat. Bei der zweiten Insel bin ich noch nicht soweit, aber feine Weltraumabenteuer sind es allemal. (Es wird Zeit, dass Terminus vorbei ist, und ich mich endlich parallel dem Neoversum von Anfang an widmen kann …)

Wohlan, ich gehe mal wieder lesen und melde mich, sobald ich den nächsten Packen gelesen habe. Der neue Neo lag gestern im Briefkasten.

Ad Astra.

8 Kommentare

  1. NINJA

    hi Martinschön wieder von Dir zu hören,ich denke es ist schlecht das du nicht ohne Vorkenntnisse sozusagen grün, oder andere Einflüsse wie Kalak etc an den klassischen Zyklus rangehen konntest, ich denke Gefallen hat er dir,aber Begeisterung ist anders. na ja was jetzt dann kommt 250-299 gehört für mich zu dem besten was jemals unter dem Namen Perry Rhodan erschienen ist, imho. natürlich ist es auch schwierig,stell ich mir vor, wenn du dazu immer von der Alternativserie NEO beeinflusst wirst. gut das es das damals nicht gab, als ich die MDI zu ersten Mal las….und auch heute kann ich darauf verzichten, wie jeder Weiss…. viel spass noch beim Weiterlesen

    • Martin

      Hi Ulrich,fein, dass du dich meldest. Also was den klassischen MdI angeht, bin ich schwerstens gespannt, auf das, was jetzt kommt. Ich habe das Gefühl, das Ding hat jetzt endlich Fahrt aufgenommen. Vorher fand ich das ganze ein wenig zäh, und gerade in den 240ern gab es zwei, drei Bände, die sich für mich wie Lückenfüller angefühlt haben, weil man erst bei 250 den großen Knall mit der CREST III wollte (Die Landungsszene gehört für mich mit zu den besten Abschnitten, die ich gelesen habe. du weißt als Leser, worauf es rausläuft, aber es ist einfach sehr lebendig und spannend beschrieben.)Ich scharre mit den Füßen, endlich die Meister kennen zu lernen, Maghan ;)Was Neo angeht, glaube ich nicht, dass mich das versaut hat. Ich weiß, wir zwei werden bei dem Thema nie einer Meinung sein, aber das ist ja auch in Ordnung so. (Ich seh mich am 24.9. schon vor Netflix heulen, wenn ich mit ansehen muss, was aus Enterprise gemacht wurde …) Neo ist für mich eine Parallelserie, die ich im Kopf komplett trenne.Vielmehr glaube ich, dass mich der MdI nicht so restlos begeistert, weil ich ihn an den späteren Zyklen messe. Ich lese ja seit 2011, und ich glaube, dass mich da eher der späte Erstkontakt versaut hat 😉 Wobei mein Urteil ambivalent ausfällt, je nachdem, von welcher Richtung ich auf MdI schaue. Vor derm Hintergrund der ersten 199 Bände ist das großer Stoff. Vor der Kulisse meiner persönlichen Perry-Lesesozialisation finde ich die dramaturgie ein wenig hölzern. Ich hatte ja eben schon angekündigt, dass ich da ein paar Gedanken im Kopf habe, die ich in den nächstne Tagen noch niederschreiben werde.Aber bevor ich das mache, ist der Band 251 an der Reihe. Bis demnächstMartin

    • NINJA

      251 und 252 sind leider lückenfüller imho sorry

    • Martin

      Ja, aber 252 gibt es Whisky und Dinosaurier. Das war cool.

  2. NINJA

    Ach mir ist noch was eingefallen der computerspiel vergleich hinkt.denn 1965 gab's keine Computer oder spiele.das zum lessen ohne hintergrund einflüsse oder ähnliches …

    • Martin

      Ich weiß, dass der Vergleich ein wenig hinkt. Aber ich bin nun mal mit solchen Computerspielen aufgewachsen, sodass ich beim lesen eben diese Assoziation hatte. Es gibt ja auch moderne Filme, die sich dieses Stils bedienen. Ich denke da nur an Prince of Persia (ganz schlimm) oder an die Podrennszene in Star Wars I (laaaangweilig)Aber wie du schon schreibst: Lesen ohne Hintergrundeinflüsse … geht das überhaupt?

  3. Ralf Entz

    Nun, der Unterschied zwischen Erstauflage und Neo war ja schon immer darin, wo der Schwerpunkt der Charakterisierung liegt, mehr auf den Personen oder mehr auf der Technik. Da gibt es bei beiden Kritikansätze, wenn es mal wieder übertrieben wird und dabei der andere Part vernachlässigt wird. Aber das wird alles mit der Zeit. ;)Bei deinem Neo-Part hab ich allerdings nur kurz drübergeguckt, schließlich hab ich jetzt nach dem erneuten Einsteigen bei Neo inzwischen den ersten Bank (89) durch und hab da noch was aufzuholen. 😀

    • Martin

      Klar wird das, wobei so ein waschechter Scheer, wie Band 250 einer ist, mit diesem Riesenraumschiff … ich find das klasse.Und deine Neo-Lücke ist mal deutlich kleiner als meine. Ich bin da aus verschiedenen Gründen recht früh ausgestiegen und hab nur noch sporadisch den Dreh gekriegt. Aber das werde ich ändern …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Heftehaufen

Theme von Anders NorénHoch ↑