Erebus – The story of a ship
Der ein oder andere mag die Netflix Amazon-Serie “The Terror” gesehen haben, andere wiederum das zu Grunde liegende Buch gleichen Namens von Dan Simmons. Vielleicht hat sich aber auch schon jemand einfach so Gedanken um die verschollene Franklin-Expedition gemacht.
Da die Geschichten um die europäischen Entdecker des 19. Jahrhunderts in meiner Kindheit großen Raum einnahmen, blieb auch meine Faszination für die geheimnisumwitterte Suche nach der Nordwestpassage nicht aus. Stan Nadolnys “Entdeckung der Langsamkeit” steht bei mir direkt neben dem bereits erwähnten wunderbaren Werk von Dan Simmons. Und da wo Simmons die Lücken in den aktuellen Forschungsergebnissen um die verschollene Expedition fantasievoll ausschmückt, mit Inuitsagen verknüpft und mich in den Bann zieht, stößt mich die Serie ab. Große Parallele zum Film “Der weiße Hai”: Der Film wird schlecht, sobald das Monster persönlich auftaucht.
Höchste Zeit also, die Schneemonster zur Seite zu packen und ein Sachbuch zu lesen (da mich die Hamamesch im Perryversum gerade fürchterlich langweilen). Zum Glück fiel mir vor einiger Zeit “Erebus – The Story of a ship” in der englischen Ausgabe in die Hände.
Vom Komiker zum Abenteurer
Michael Palin, ehedem bekannt als Verkäufer toter Papageien und singender Holzfäller, macht sich bereits seit einigen Jahren einen Namen als Reisejournalist, Entdecker und Historiker. Sein neuestes Werk spiegelt dabei in gewisser Weise das Thema seiner großartigen Fernsehdokumentation “Pole to Pole” wieder. Palin beschränkt sich nämlich in “Erebus” nicht nur auf die dramatischen und schicksalsträchtigen Ereignisse im Norden Canadas. Vielmehr zeichnet er die Geschichte der HMS Erebus von ihrer Kiellegung, über die kurze Dienstzeit im Mittelmeer, die Antarktisreise unter James Clark Ross bis zu den Ereignissen nach, die Nadolny und Simmons zu ihren großen Romanen inspierierten.
Dabei gelingt es Palin spielend, das Schiff zum Protagonisten seines über 300 Seiten starken Werkes zu machen. Der Autor hat viele der Reisestationen selbst besucht und streut seine eigenen Erlebnisse immer wieder in die historische Rekonstruktion mit ein. So entsteht ein spannend zu lesender Bericht über eins der berühmtesten Schiffe der Royal Navy und sein eisiges Vermächtnis. Palins Englisch ist gut zu lesen. Warum der deutsche Übersetzer Rudolf Mast auf den sperrigen Titel “Erebus: Ein Schiff, zwei Fahrten und das weltweit größte Rätsel auf See” zurückgegriffen hat, unter dem das Buch in Kanada erschienen ist, weiß vermutlich nur der Verlag. Aber vielleicht sind sperrige Titel ja in, seit Hundertjährige aus Fenstern steigen und verschwinden.
Fazit
“Erebus” berichtet auf 334 unterhaltsam zu lesenden Seiten über eins der berühmtesten Forschungsschiffe der Welt und liefert den historischen Hintergrund zur Netflix Immer noch Amazon-Serie “The Terror” und den gleichnamigen Roman von Dan Simmons. Dabei beschränkt Palin sich nicht nur auf die bekannten Ereignisse in Kanada, sondern erzählt die komplette Lebensgeschichte des Schiffes. Wer mehr über die Franklin-Expedition wissen möchte, dem empfehle ich zusätzlich den Klassiker “Frozen in Time” von Beattie und Geiger.
Freunde von Forschungsreiseberichten kommen bei Palin allemal auf ihre Kosten und dürfen sich auf ein paar spannende Lesestunden freuen.
Postsriptum
Und was hat der ganze Spaß jetzt in einem Perry-Rhodan-Blog zu suchen? Nix! Aber Ausgleichsliteratur ist für meine private Forschungsreise durch das Perryversum absolut notwendig. Immerhin hatte John Franklin für sich und seine Mannschaft auch eine eigene Bibliothek mit an Bord 😉
Ach und noch was: Ich habe das Buch selbst gekauft, bekomme nichts für diesen Text, der im Rahmen meines Reiseberichtes durch die Galaxis entstanden ist. Und wer Erebus nun kaufen möchte, gehe bitte zum Buchhändler seines Vertrauens, weil der Heftehaufen immer noch an keinem Partnerprogramm teilnimmt.
Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.
Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.
Neueste Kommentare