Im Schatten der großen Ereignisse rund um Band 3000, NEO 200 und 40 Jahre Silberbände kommt ein viertes kleines, nachgerade unscheinbares Jubiläum im Perryversum daher: Die PRFZ, die Perry Rhodan Fan Zentrale, veröffentlicht Band 20 der Fanedition. Pünktlich zum ColoniaCon erschien “Die Heilerin von Hangay” von Michael Tinnefeld und Gerhard Huber.

Die Heilerin von Hangay, Grafik: Uli Bendick,  © PRFZ 2018

Der Roman spielt im Jahr 1384 NGZ, also ein gutes Stück nach dem Abzug der Terminalen Kolonne TRAITOR und damit weit in meiner relativen Lesezukunft. Mit Absicht ließ ich die Perrypedia zu und näherte mich dem Werk mit den staunenden Augen des Ahnungslosen.

Was steht drin?

Dao-Lin-H’ay, bekannt als die Heilerin von Hangay zieht durch eine versehrte Galaxis, um medizinische Hilfe überall dort zu leisten, wo immer sie nötig ist. Auf dem Weg zu ihrem nächsten Ziel havariert ihr Schiff und stürzt auf einen rätselhaften Planeten. Das Unternehmen droht kolossal zu scheitern, Rettung ist nicht in Sicht, als eine bizarr-faszinierende Lebensform auftaucht, mit der niemand mehr gerechnet hat. Denn eigentlich dürfte es sie gar nicht mehr geben.

Wie hat es mir gefallen?

Da der Roman in einer Handlungszeit des Perryversums spielt, in die mir bisher komplett die Einblicke fehlen, durfte ich den Roman nahezu mit den Augen eines Neulesers zu mir nehmen. Dementsprechend war ich ein wenig gespannt, ob es mir gelingen würde, der Handlung zu folgen.

Nach einer Einleitung, die mich ein wenig ratlos zurückließ, ob mich ein actionreiches Weltraumabenteuer, eine spannende Geschichte auf einem Planeten oder eine zutiefst psychologische und sehr langsame Erzählung erwartet (Vermutlich hat mich der Felide auf dem Cover an Larry Nivens Ringwelt erinnert, bis mir klar wurde, dass es sich um die Protagonistin handeln muss.), nahm die Geschichte spätestens nach der Bruchlandung auf dem fremden Planeten deutlich an Fahrt auf. Faszinierende Charaktere kämpfen in einer feindlich gesonnenen Umgebung, die mich immer wieder an den Planeten in “Enemy Mine” erinnerte, um ihr Überleben. Die Situation spitzt sich mehr und mehr zu, Gerhard Huber und Michael Tinnefeld zelebrieren hier einen schön langsamen Spannungsaufbau. Ob die letztendliche Auflösung für den erfahrenen Rhodanisten überraschend kam, kann ich nicht beurteilen. Ich habe für mich jedenfalls beschlossen, mal wieder eine der beiden Solaris-Verfilmungen anzuschauen. Eine Assoziation, die natürlich um Lichtjahre am Perryversum vorbeischeppert.  (Kommunikation in SF-Romanen scheint gerade mein Thema zu sein, irgendwie).

Der Stil der Autoren gefällt mir gut; man spürt deutlich, dass die beiden bereits schriftstellerische Erfahrungen gesammelt haben. Michael Tinnefeld kann seinen Beruf als Psychologe nicht verleugnen. In den allermeisten Fällen verhilft es den Personen zu mehr Tiefe, an ganz wenigen Stellen hätte es ein wenig weniger Psychologie sein können. Aber das sind Details.

“Die Heilerin von Hangay ist ein flüssig zu lesender Science Fiction Roman, der auch für Einsteiger ins Perryversum bestens geeignet ist. Außerdem spielen ein Matten-Willy und ein Posbi mit, was mich persönlich hochgradig erfreut hat.

Bezugsquellen:

Da es sich um eine nichtkommerzielle Fanpublikation handelt, ist “Die Heilerin von Hangay” nicht im regulären Buchhandel erhältlich. Interessenten schlagen im Space-Shop der PRFZ zu, oder verfallen auf einer der einschlägigen Conventions in ein Schwätzchen mit den beiden Autoren und bekommen ein signiertes Exemplar. (Danke Michael für das erste Autogramm deines Lebens. Es ist mir eine Ehre.)

Gerhard Huber (l.) und Michael Tinnefeld (r.) präsentieren “Die Heilerin von Hangay” auf dem ColoniaCon 2018.