Mastodon

von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Schlagwort: Meinung (Seite 3 von 4)

Stellaris Paket 5 – Trixie stirbt und eine Gurke feiert Chanukka

Der neue Kapitän hat die Zentralpositronik neu gebootet. Sie heißt jetzt STEL statt Trixie und hat ihr Ironiemodul verloren, das zumindest Roman Schleifer in einer Geschichte wiederhaben wollte.
Das war ein Schock, aber die STELLARIS wird ja nicht jünger, nur weil ich gerade Binge-Reading betreibe. Also ein Hoch auf STEL und folgende Geschichten:

  1. Roman Schleifer hat sich “Verspielt” und steckt in einer Zeitschleife fest.
  2. Susan Schwartz liefert “Fracht für die Aarus” zum ersten Mal mit neuer Besatzung und neuer Positronik aus.
  3. “Kakteen für Medusa City” bringen Michael G. Rosenberg und die STELLARIS in arge Bedrängnis.
  4. Roman Schleifer ist “Ein liebreizender Passagier”, der Trixies Humor nachtrauert.
  5. “Der falsche Mehandor” sorgt bei Michael G. Rosenberg für Stress auf der STELLARIS.
  6. “Die Fülle unserer Unwissenheit” ist ein großartiges Experiment von Wim Vandemaan auf einem Geisterschiff, oder doch nicht?
  7. Kai Hirdt packt “Fackeln und Mistgabeln” aus und holt ein aktuelles gesellschaftliches Thema auf die STELLARIS.
  8. Dietmar Schmidt schlägt ein planetares Regime “Mit eigenen Waffen”.
  9. “Der Wurm” ist ein gar wunderliches Haustier, entsprungen der unbändigen Fantasie Wim Vandemaans.
  10. Sophie Kasper steckt mit ihrem Vater zum Jubiläum “Im Schacht” fest und feiert Chanukka.

Nachdem ich “Trixies Tod” verwunden hatte, entfaltete sich ein wunderbares Panoptikum fabelhafter Geschichten.
Wim Vandemaan wagt sich an ein weiteres Experiment und destilliert aus dem Nachlass des großen H.G. Ewers eine Geschichte auf der Grenze verschiedener Realitäten. Ist es tatsächlich Guy Nelson, der wieder auftaucht? Verkauft Lucky Log jetzt Hotdogs, oder ist am Ende doch alles nur ein Trugspiel? Hauptsache, es gibt leckeren Bourbon. Ewerssche Figuren treffen auf die mystische Fantasie Vim Wandemaans. Genial!
Sophie Kasper schreibt gemeinsam mit ihrem Vater die Jubiläumsfolge “Im Schach”t, in der sich eine wunderbar surreal-feierliche Stimmung breit macht. Für gewöhnlich brauche ich Ruhe beim Lesen, hier hatte ich traditionelle Chanukkagesänge auf den Ohren, weil die Geschichte einfach in dem Augenblick danach rief. Wunderbar!

In der Erstausgabe bin ich nicht unbedingt ein Freund Vandemaanscher Romane. Sie sind mir oftmals zu entrückt, zwingen zum genauen Lesen und bleiben, zumindest für mich, nicht selten rätselhaft. Anders bei Kurzgeschichten. Hier liebe ich diesen Stil. Ich bin gespannt, wie sich diese persönliche Autoren-Neuentdeckung auf meine Lektüre der aktuellen Erstausgabe auswirkt.

Wenn ich zu Beginn Trixies Reboot betrauerte, so sehe ich doch eine gewisse Notwendigkeit für diesen Schritt ein. Vielleicht wäre Trixie, die durchgeknallte Positronik doch ein wenig aus dem Ruder gelaufen und zum dramaturgischen Hindernis geworden. Außerdem liegt es nah, dass ein neuer Kapitän den Bordrechner neu starten lässt. Insofern: Veränderung tut wohl.

Und außerdem ist da ja noch der Swoonsche Ex-Botschafter Zirome mit seiner fünfstöckigen Residenz.  (Anmerkung für nichtrhodanistische Mitleser: Swoon sehen aus wie laufende Salatgurken. Natürlich stellt diese Bezeichnung eine schwere Beleidigung für einen ehrbaren Swoon dar.)


Auf zum letzten Transitionssprung.
Ad Astra

Stellaris Paket 3 – Seltsame Gäste und Herr Nelson

Und weiter geht meine Reise an Bord der STELLARIS und eines fabulösen Ersatzraumers namens LADY QUEEN.
Das ebook-Paket 3 enthält folgende Geschichten:

  1. Wim Vandemaan nimmt uns mit auf absurde “Reisen mit den Bonfyres”.
  2. Bei Roman Schleifer üben “Die Elianer: Vergeltung” – Teil 1 einer Trilogie.
  3. Anschließend erfahren “Die Elianer: Versuchung” in Roman Schleifers zweitem Teil seiner Trilogie.
  4. In der abschließenden Geschichte führt Roman Schleifer “Die Elianer: Entscheidung” herbei.
  5. Andreas Eschbach ist in der deutschen Phantastik eins mit Sicherheit nicht: “Ein unbedeutender Mann”. Deshalb schrieb er auch die Jubiläumsgeschichte Nummer 25.
  6. Michael G. Rosenberg begrüßt “Liebe Gäste”, auf die die Kapitänin sicher gern verzichtet hätte, ich aber nicht.
  7. Dieter Bohn verursacht einen “Transportschaden” auf der STELLARIS.
  8. Wim Vandemaan nimmt uns mit in “Absolute Finsternis” und lässt die Bordpositronik Trixie eine Hauptrolle spielen.
  9. Bei H.G. Ewers  tappt “Ein Nelson im Dunkel des Drago-Nebels” während die STELLARIS in der Werft liegt.
  10. Michael G. Rosenberg macht “Gute Geschäfte” mit einem Springer



Meine Lieblingsgeschichten waren diesmal die beiden Geschichten um Gäste an Bord der STELLARIS. Wim Vandemaans Bonfyres sind einfach unglaublich komisch und Michael G. Rosenbergs liebe Gäste sind herzerfrischend nervig. Wer sagt eigentlich, dass Humor in Perry Rhodan immer nur von Weltraumratten Mausbibern ausgehen muss?
Ganz besonders hat mich der Auftritt John Nelsons, einem Urururur…enkel des legendären Guy Nelson gefreut. Stilecht reist Nelson mit seinem eigenen Schiff, der LADY QUEEN.
Guy Nelson habe ich einfach in mein Leserherz geschlossen und auch sein Nachkomme weiß mich zu erfreuen.
Aber auch der Plot in Wim Vandemaans Finsternisgeschichte war trickreich und hat mir gut gefallen.

Etwas ratlos hinterließ mich die in der Sammlung enthaltene Trilogie. Roman Schleifers Geschichte ist toll, keine Frage. Aber der Gedanke, dass ich für diesen kurzen Dreiteiler hätte vier Monate abwarten müssen … na ich weiß nicht. Immerhin hätten zwischen jedem Teil der Trilogie zwei Monate gelegen. So lange bleibt bei mir der Inhalt einer Kurzgeschichte dann doch nicht haften. Vielleicht hat da jemand Live-Leseerfahrung und kann hier in den Kommentaren oder im Netzwerk mit weißem f auf blauem Grund berichten. Das würde mich echt interessieren, wie die Trilogie damals gewirkt hat. Nichtsdestotrotz ist es fein, dass die STELLARIS Platz für derartige literarische Experimente bietet.

Die Halbzeit meiner Reise an Bord der STELLARIS ist erreicht. Ich bin gespannt, auf das, was noch kommt und ob ich in drei Tagen eine eindeutige Lieblings-STELLARIS-Geschichte küren kann.

Nur ein paar Gedanken zum Andromedings

Ich hab mir in den letzten Tage ein paar Gedanken gemacht. Kann sein,
dass die wirr sind, aber ich schreib sie trotzdem mal auf. Mal schauen,
wie ich in sieben Jahren darüber denke, wenn ich zurückblicke.

Ich lese ja gerade zum ersten Mal den Zyklus um die “Meister der Insel”. Schon als ich 2011 in Mannheim so richtig mit der Perry Rhodan Serie in Berührung kam, war der einhellige Tenor unter den Fans: “Das ist der BESTE Zyklus aller Zeiten.” Dicht gefolgt von: “Danach ging es bergab.”
Da ich ja zu den Spätinfizierten gehöre und damals völlig fasziniert war, welche Welt sich mir mit dem Perryversum auftat, war für mich nur schwer zu glauben, dass etwas noch besser sein könnte, als der damals aktuelle Zyklus.

Höre ich mich heute um, gibt es immer noch Stimmen, die nichts auf MdI kommen lassen, wobei sich in diesen Chor auch immer mehr Töne mischen, die da lauten: “Also, so würde man das heute nicht mehr schreiben. Die Dramaturgie ist so vorhersehbar. Der Gegner kommt so unangekündigt. Der Stil ist hölzern.” undsoweiter, undsoweiter …

Ja, was denn jetzt?

Das Schöne am Heftehaufenblog ist ja für mich, die Diskussion mit anderen Fans. (Von der Meinung, das hier sei ein reines Lesetagebuch, bin ich glaube ich schon Ende Januar abgerückt 😉 Das ist es zwar auch immer noch, aber ich liebe den Austausch mit anderen Lesern und Sammlern in den Kommentaren, auf Twitter oder Facebook. Einfach mal “Danke” an dieser Stelle.)

Jedenfalls, Meister der Insel, Kommentare. Gedanken ….

Was ist eigentlich das Maß für “Gut”?

Ich betrachte den MdI-Zyklus aus zwei Richtungen. Von vorne und von hinten, sozusagen.
Lese ich den Meister der Insel Zyklus ausschließlich vor dem Hintergrund der ersten 200 Perry-Rhodan-Romane, so bleibt gar keine Wahl, als das Ding großartig zu finden.
Zum ersten Mal gibt es keine Nummernrevue mehr, keine parallelen Handlungsstränge, die fast berührungslos nebeneinander herlaufen. Perry und seine Kumpels springen nicht mehr planlos von hier nach da und wieder zurück. Alles baut aufeinander auf, mit dem klaren Ziel, die Meister der Insel, und damit das Böse schlechthin zu finden. Dabei werden geschickt alte Fäden (die Sache mit den Posbis z.B.) aufgegriffen, mit neuem Garn versponnen. Für die körperliche Ähnlichkeit von Arkoniden und Menschen wird eine spannende Erklärung geboten (Ich hasse Zeitreisen …) – alles folgt einem Plan über einhundert Hefte.
Das ist neu, das gab es noch nicht, das ist großartig.

Nun habe ich aber, um Helmut Kohl zu paraphrasieren, das Pech der späten Geburt. Meine Expokraten sind Uwe Anton, Christian Montillon und Vim Vandeman – versierte Geschichtenerzähler, in Wolle gefärbte Perrykenner und große Träumer, die wissen, wie man eine moderne Dramaturgie aufzieht. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, habe ich 2011 dabei gesessen, als Frank Borsch den Fans Perry Rhodan Neo nahebrachte, eine Serie, die alte Namen nimmt und einen komplett anderen, moderneren Ansatz fährt und viel mehr auf die einzelnen Personen fokussiert. Ich las “Vision Terrania” und aus dem Holzschnitt Pery Rhodan der 60er wurde ein lebendiges Bild.
Vor diesem Hintergrund müsste ich eigentlich sagen: “Geh mir fort mit dem alten Zeug. Das ist hölzern, das ist platt, das ist vorhersehbar.”

Doch halt!

Würde ich vor dem Hintergrund meiner Lesesozialisation die Altmeister der Insel in Bausch und Bogen verdammen, würde ich zwei wesentliche Faktoren übersehen: die Patina und die Alterung.

Ich erinnere mich, als Kind, die “Dreibeinigen Herrscher” gesehen zu haben. Diese BBC-Serie mit den bedrohlichen Monstern, die die Menschheit unterdrückt. Keine Folge durfte ich da verpassen.
Auch, als ich die Serie vor zwei Jahren noch einmal neu geschaut habe, war ich gebannt, hatte Szenen von früher vor Augen und musste beide Staffeln so schnell wie möglich anschauen, weil die alte Faszination wieder da war.
Und dann habe ich einen entscheidenden Fehler gemacht. Ich habe das Medium gewechselt und die Romanvorlage von John Christopher gelesen, was ich als Kind nicht getan habe. Und was soll ich sagen, es war eine Katastrophe.
Bei Licht betrachtet fand ich die vierbändige Trilogie um die dreibeinigen Herrscher ziemlichen Unfug, durchweg schlechte Science Fiction und nur in Maßen zu ertragen.
Ich habe lange nachgedacht, wo der Unterschied lag, bis mir klar wurde, dass mir für das Buch jedwede wohlwollende Erinnerung fehlt. Im Gegensatz zur Fernsehserie hatte sich über das Buch für mich keine Patina aus Faszination und Erinnerungen gelegt.
Ähnlich geht es mir mit den alten ???-Hörspielen und Büchern. Dramaturgisch mag der Band 100 “Toteninsel” aus der großen Detektivserie ja tausendmal besser sein, als etwa der “Superpapagei”, aber ich habe eben dem dicken Mister Claudius beim Einschlafen zugehört. Und unter einer dicken Schicht aus Nostalgie tu ich das immer noch.
Nur leider fehlt mir dieser Patina-Faktor bei den Inselmeistern wegen meines verspäteten Einstieges. Dennoch glaube ich, könnte hier ein Grund für die ungebrochene Beliebtheit dieses Zyklus liegen.

Der zweite, vermutlich etwas weniger subjektive Faktor, ist die Alterung eines Werkes.
Letztens habe ich zum allerersten Mal den ersten Terminator-Film gesehen. (Schande über mich, dass es nicht schon eher war.) Dieser Film aus dem Jahr 1984 ist derartig zeitlos groß, dass es völlig egal ist, ob er nicht in zeitgemäßem Tempo oder mit schlimmen optischen Effekten daherkommt. Der Film war damals gut, und zwar so gut, dass er auch nach 30 Jahren noch gut ist. Ähnliches gilt meiner Meinung nach für “Der Pate” und Picards Enterprise (mit Ausnahme der Kinofilme).

Und vor diesem Hintergrund, dem Hintergrund der guten Alterung, kann ich nicht anders, als vor den Meistern der Insel meinen Hut zu ziehen. Mag manches noch so vorhersehbar, manches noch so hölzern sein, das was K.H. Scheer und die damaligen Autoren in diesem Zyklus geschaffen haben, ist einfach auch nach 50 Jahren noch verdammt gute Science Fiction.

So, und jetzt bitte, Diskussion frei. Sind die Meister der beste Zyklus aller Zeiten? Habe ich kompletten Murks geschrieben? Waren die Meister noch nie der beste Zyklus, sind die Atopen viel cooler?
Ich freue mich auf zahlreiche Kommentare hier und drüben bei FB und Twitter.

Andromedings – Eine Rückschau am offenen Hefte – Teil 4

Ich schiebe das nächste Andromedings einfach jetzt schon hinterher, weil ich schwer begeistert bin von dem, was ich da zu lesen bekomme.

Achtung, der Abschnitt über den Neo-Roman 156 enthält einen Spoiler.

Im klassischen Zyklus “Meister der Insel erfreuten mich:

251 – Die Armee der Biospalter
252 – Die Welt der Regenerierten
253 -Vorstoß in die Dunkelwolke
254 – Die Geistersonne
255 – Sperrzone in Andromeda
256 – Im Reich der Zentrumswächter
257 – Der Dreitöter
258 – Die Mikro-Henker
259 – Der unheimliche Roboter
260 – Gespenster der Vergangenheit
261 – Die Fabrik des Teufels
262 – Der Meisterplan

In der Neo-Staffel “Die zweite Insel” begeisterte mich Oliver Plaschka mit:

156 – Die Schmiede des Meisters

Fangen wir mit den Klassikern an. Nach einem eher zähen Anfang und einer Reihe langweiliger Füllhefte in den 240ern, geht in Andromeda endlich die Post ab. Band 250 ist mir mit seiner großartigen Landeszene immer noch bestens in Erinnerung, obschon sich mir immer noch nicht die Notwendigkeit erschließen will, solchen einen Koloss auf einem Planeten zu landen. Aber das scheint im Perryversum kein Problem zu sein. Ich nehm das einfach mal hin. Nach einer kurzen Unterbrechung bei Whisky und Dinosauriern in 251 und 252, entführte mich jedes Heft in eine neue phantastische Welt. Kalak ist großartig und diese Pflanzenwesen … ein Traum.
All diesen Phantastereien bieten Scheersche Kracherei und Mahrsche Spionageabenteuer einen tollen Kontrast. Herrlich!
Für mich fühlt sich die Serie an, wie in den Anfangsbänden. Nur gibt es noch mehr Sense of Wonder (Die Landung der Crest III … ich will einen Film …) und im Gegensatz zur Nummernrevue der ersten 50 Bände folgt hier alles einem großen Plan, der Stück für Stück enthüllt wird.
Schön. Sehr schön.
Dass die Dramaturgie dabei im Wesentlichen vorhersehbar ist – geschenkt. Andere Zeiten, andere Sitten.

Was mich umgehauen hat, war der aktuelle Neo-Roman mit der Bandnummer 156.
K.H. Scheer nannte den “Meister-der-Insel” Zyklus einmal ein Symptom seiner Zeit. Und genau das ist auch “Die Schmiede des Meisters” von Oliver Plaschka. Auf einem fernen Planeten muss Perry Rhodan einer öffentlichen Hinrichtung bewohnen. Die Schuld der Todeskandidatin besteht lediglich darin, für ihre Freiheit und gegen Unterdrückung eingetreten zu sein. Das ist realistisch, das ist erschreckend und das ist großartig geschrieben. Das ist Science Fiction, wie ich sie mag, als gnadenloser Spiegel der Gesellschaft.
Außerdem werden immer mehr Machenschaften der Thetiser aufgedeckt, ein Meister der Insel taucht auf, und – Parallele zum klassischen Zyklus – er scheint die Terraner und besonders Perry Rhodan zu kennen.

“Die Schmiede des Meisters” bringt endlich wieder das, was mich in der ersten Neo-Staffel so fasziniert hat: Ein aktuelles Szenario wird nur wenig in die Zukunft transformiert und so zu einer Vision, was uns im Schreckensfalle blühen könnte.
Ja klar, das ist eine Dystopie, das ist nicht schön, nicht angenehm zu lesen, aber es ist die literarische Bearbeitung eines aktuellen und relevanten Themas. Für mich bildet Band 156 bis jetzt den Höhepunkt der Staffel um “Die zweite Insel”. So darf das gern weitergehen. Wenn jetzt noch, wie auf der Phantastika angekündigt, einige lose Enden miteinander verknüpft werden, wird diese Staffel sehr, sehr schön. Ich freu mich jedenfalls auf den Rest.

Tellerrandlesen – Feuer der Leere

Die Phantastika wirkt bei mir auf sehr vielen Ebenen immer noch nach. Neben wunderbaren Erinnerungen und sich andeutenden Folgeerscheinungen schlummert immer noch ein Stapel ungelesener Bücher, auf dem zuoberst bis gestern noch “Feuer der Leere” von Robert Corvus lag.

Volker hatte mir das Buch schon länger ans Herz gelegt, und so war es kein Wunder, dass wir in Oberhausen gemeinsam die entsprechende Lesung besuchten, nachdem ich das Buch erworben hatte. (Was bitte gleich klarmacht: Ich habe kein Rezensionsexemplar erhalten und bekomme auch sonst keinerlei Zuwendung, Aufwandsentschädigung oder sonst einen Vorteil für die folgenden Zeilen.)

Wohlan, so lasset uns denn beginnen!

Bernd Robker, aka Robert Corvus erzählte und las auf der Phantastika 2017 aus Feuer der Leere

Worum geht es?

Die Erde ist zerstört. Eine Million Menschen konnte sich auf dreißig Großraumschiffe retten und durchstreift fortan die Leere des Alls. Mit dabei sind eine Kampfpilotin, ihr Bruder, Exsoldat und mittlerweile Farmer sowie ein junger Priester. Natürlich darf auch die Bedrohung durch eine verfeindete Kultur nicht fehlen. Die eigentlichen Stars des Romans sind allerdings die dreißig Raumschiffe, von denen neunundzwanzig menschengemacht sind. Ein Raumschiff, die Squid, wurde geboren, ist also ein Lebewesen, das die Menschen in sich aufgenommen hat.
Auf den dreißig Schiffen haben sich dreißig völlig unterschiedliche Gesellschaftsformen und Weltanschauungen entwickelt, wobei jede Gesellschaft von den anderen neunundzwanzig mehr oder weniger toleriert wird. (Mit einer Ausnahme, aber das könnt ihr bitte selber nachlesen …)
Die eigentliche Handlung wäre, wenn ich es denn tun wollte, schnell zusammengefasst, und gerade im mittleren Drittel bewegt sich vordergründig so wenig, dass ich die titelgebende Leere geradezu spüren konnte. Anstelle wüster Abenteuer und wilder Raumschlachten erwarten den Leser, mal abgesehen von einem atemberaubenden Anfang, faszinierende gesellschaftliche Experimente, fremde Religionen und die Frage nach dem Wesen des Menschen.
Das Feuer entflammt dann im letzten Drittel, als die Squid sich entschließt … ach was, lest selber ;))

Wie hat es mir gefallen?

Ich habe Feuer der Leere parallel zu einigen Heften des klassischen “Meister der Insel” Zyklus gelesen, in denen es auf 64 Seite nur so kracht und scheppert. Feuer der Leere war da eine hochwillkommene Abwechslung, in der ich es genossen habe, Robert Corvus in sein Universum der Leere zu folgen. Obwohl ich sonst kein großer Freund von Klappentexten bin, gebe ich Klaus N. Frick recht, der sich dort fragt, “von welchen Welten der Mann träumt”.
Mir hat am besten gefallen, dass der Autor es schafft, philosophisch und religiös relevante Themen mit einer streng wissenschaftlichen Basis zu erzählen. Ausgehend von der Physik werden Lebensumstände für Gesellschaften entworfen und die sich daraus ergebenden Konflikte geschildert. Das ist nicht immer leicht zu lesen, aber durchweg faszinierend.
Zu meiner großen Freude hat Robert Corvus auf Twitter kürzlich angekündigt, das Manuskript zu einem Nachfolgeband vollendet zu haben, der für den März 2018 geplant ist. Teile meines Literaturbudgets für den März 2018 sind also auch schon verplant.

Mein Exemplar von Feuer der Leere trägt diese schöne Widmung


Kann ich das Buch empfehlen?

Wer auf die Bildgewalt eines Peter F. Hamilton im Armageddonzyklus, die sprühende Fantasie eines David Brin oder Ian Banks und die Langsamkeit der Endymiongesänge steht, der sollte unbedingt zu Feuer der Leere greifen. Unbedingtestens, wenn nicht sogar allerunbedingtestens!
Freunde des schnellen Raumschiffkicks werden das Werk eher befremdlich und lang finden.

Die Details:  

Titel: Feuer der Leere
Autor: Robert Corvus
Erscheinungsjahr: 2017
Umfang: 495 Seiten
Piper Verlag
Preis: 16,99 € (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-492-70439-7

Und sonst so?

Feuer der Leere ist ein Papego-Buch. Wer sich die kostenlose App für iOS oder Android aufs Handy lädt, kann eine Seite scannen und erhält die nächsten ca. 100 Seiten auf sein mobiles Endgerät gespielt. Das ist kein echter Ersatz für ein ebook, hilft aber immer dann, wenn man mal gerade keinen Papierziegelstein in der Jackentasche mitnehmen will.


Noch was?

Robert Corvus erzählt in seinem Youtube-Kanal selber etwas zu Feuer der Leere

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Mit Abspielen des Videos stimmen sie einer Übertragung von Daten an YouTube zu. Bitte beachten Sie die Datenschutzerklärung.

Die Ankündigungen zum Imagoprojekt geben einen kleinen Eindruck davon, wie wissenschaftlich fundiert die Welten in Feuer der Leere sind.

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Mit Abspielen des Videos stimmen sie einer Übertragung von Daten an YouTube zu. Bitte beachten Sie die Datenschutzerklärung.

Andromedings – Eine Rückschau am offenen Hefte – Teil 3

Ausnahmeraumfahrer bekommt eine sagenhafte Rakete, fliegt boldly dahin where no one has  geflogen before, trifft dort komische Typen, schaut sich ein wenig um und schließt anschließend einen Vertrag mit den komischen Typen.

Das klingt ein wenig nach Unternehmen Stardust, das heute genau vor 56 Jahren im Handel erschien, passt aber genauso gut auch als saloppe Beschreibung auf Band 250 der größten Raketenheftchenserie aller Zeiten.
Mit “Die 6. Epoche” lies Karl Herbert Scheer seine Helden knapp fünf Jahre später, am 16.06.1966 endgültig in Andromeda eintreffen, um dort dem Paddler Kalak zu begegnen.
Wer die ersten zwei Folgen meiner kleinen Andromedings-Reihe gelesen hat, weiß, dass Kalak für mich eine Art alter Bekannter ist, schließlich bin ich dem Neo-Kalak bereits im Sommer begegnet.

Bevor ich ein wenig über die Lektüre sinniere, folgt erst einmal die Aufstellung, was ich seit dem Sommer gelesen habe.

In der klassischen Serie waren das folgende Hefte:

227 Der Duplo und sein Schatten
228 Die Rache des Mutanten
229 Feind aus fremder Galaxis
230 Finale für Twin
231 Das System der Verlorenen
232 Die Zeitfalle
233 Geheimsatellit Troja
234 Wachkommando Andro-Beta
235 Die Kaste der Weißrüssel
236 Im Camp der Gesetzlosen
237 Die drei Sternenbrüder
238 Der Geleitzug ins Ungewisse
239 Welt unter heißer Strahlung
240 An der Schwelle der Hölle
241 Fünf von der CREST
242 Das Rätsel des Sumpfplaneten
243 Raumaufklärer 008
244 Die Kugel aus Zeit und Raum
245 Notruf aus dem Nichts
246 Kontrollstation Modul
247 Der Herr der Androiden
248 Unter Einsatz seines Lebens
249 Der Geist der Maschine
250 Die 6. Epoche

Neo-Taschenhefte verschlang ich folgende:

153 Der Atem des toten Sterns
154 Die magnetische Welt
155 Der Andromeda-Basar

Ich habe also bei beiden Andromedingsen Halbzeit, also Zeit für ein erstes Zwischenfazit.

Die klassische Serie hat endlich Fahrt aufgenommen. Nach dem Rumgehacke auf Horror wurde für mich endlich eine Struktur erkennbar. Über den Schrotschusstransmitter ging es nach Andro-Beta und schließlich zur Plattform KA-preiswert. Die Geschichte folgt dabei klassischer Computerspieldramaturgie: Ein Gegner nach dem anderen wird gestellt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Bossgegner auch dran glauben darf. So strukturiert, so vorhersehbar.
Aber das liest sich gut, keine Frage.
Und es ist immer dies kosmische Perspektive, die aufgeht. Die Kamera nimmt mit wenigen Ausnahmen immer die Totale auf, Sterne, Weltraum, Raumschlachten. Großes Kopfkino.
Andromeda muss ein toller Ort für Raumfahrer sein, mit Lebewesen, die so groß sind, wie kleine Planeten, seltsamen Aliens mit zwei Rüsseln und Transmittern, die aus mehreren Sonnen bestehen. Im Hintergrund, immer näher kommend, die Meister der Insel als dunkle Bedrohung.
Die Figuren sind etabliert, der Fokus liegt auf der neu zu erobernden Galaxis, coolen neuen Schiffen, wie der CREST III, und der drohenden Gefahr durch die ominösen Meister.

Ganz anders bei Neo. Die stolze terranische Flotte besteht aus einem einzigen kaputten Schiff, der MAGELLAN und einem Beiboot. Hauptziel scheint die Reparatur der MAGELLAN zu sein.
Dabei stolpern Perry und seine Kumpels von einer Katastrophe in die nächste, ohne ihrem Ziel, der Reparatur wirklich näher zu kommen. Das ergibt spannende Einzelabenteuer, bei denen mir bis jetzt allerdings noch der ganz große erzählerische Bogen fehlt, obschon Kai Hirdt auf der Phantastika einige Andeutungen in die Richtung machte.
Die Bedrohung durch die Meister lauert zwar auch im Hintergrund, wobei die Perspektive auf diese Wesen weniger die kosmische, allumfassende Scheer-Totale ist. Vielmehr werden Einzelschicksale verschiedener Andromedaner (Andromedare? Andromedarianer? Wie nennt man die überhaupt?) so geschickt verwoben, dass das Netz der Bedrohung immer enger zu werden scheint. Beim lesen wurde ich das ein oder andere Mal an die legendäre Serie Babylon 5 erinnert, in der ebenfalls scheinbare Nebensächlichkeiten zu einem dichten Handlungsnetz gewoben wurden. Das gefällt mir ausgesprochen gut, obwohl für diese Geschichte nicht unbedingt der Sprung nach Andromeda nötig gewesen wäre. Die “zweite Insel” selbst bleibt leider etwas blass.

Am klarsten wurde mir dieser Unterschied in der erzählerischen Herangehensweise an den Andromedastoff beim direkten Vergleich der beiden Bände um KA-preiswert.
Um es einmal etwas überspitzt zu formulieren: Nach dem Neo-Band “Werkstatt im All” wusste ich alles über den zwielichtigen Kalak. Nach der Lektüre von “Die 6. Epoche” wusste ich nichts über Kalak, dafür alles über KA-preiswert.

Beide Zyklen faszinieren mich auf ihre Art bis jetzt sehr, und ich kann immer mehr verstehen, was die hundert Hefte um die Meister der Insel zur Legende gemacht hat. Bei der zweiten Insel bin ich noch nicht soweit, aber feine Weltraumabenteuer sind es allemal. (Es wird Zeit, dass Terminus vorbei ist, und ich mich endlich parallel dem Neoversum von Anfang an widmen kann …)

Wohlan, ich gehe mal wieder lesen und melde mich, sobald ich den nächsten Packen gelesen habe. Der neue Neo lag gestern im Briefkasten.

Ad Astra.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 Heftehaufen

Theme von Anders NorénHoch ↑