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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Schlagwort: Perry Rhodan (Seite 48 von 53)

Atlan im Atomzug

Kürzlich habe ich Band 54 “Der Zweikampf” von Karl Herbert Scheer gelesen. Mit Atlan scheint Scheer endlich seine Figur gefunden zu haben. Keine Spur mehr vom abgehackten Wochenschauduktus, kaum noch Befehle und Halbsätze, dafür fast schon Lyrik. (Ja, ich weiß, der berühmte Wasservers, die einzig wahre Lyrik steht schon in Band 50 und kommt immer wieder …)

Aber Scheer wäre nicht Scheer, wenn nicht zumindest ein paar kleinere technische Schmankerln durchs Heft geistern würden. So lesen wir dann auch Folgendes:

“Wer fuhr in Terrania schon noch mit altertümlichen Atomzügen!”
(Quelle: K.H. Scheer – Der Zweikampf, Moewig Verlag, 1. Auflage, Seite 17)

Und wenige Zeilen darauf heißt es:

“Ich hatte bedenkenlos die Schiebetür einer schweren Atom-Lok aufgerissen, die im Augenblick meiner Ankunft das Abfahrtssignal erhalten hatte.”
(Quelle: K.H. Scheer – Der Zweikampf, Moewig Verlag, 1. Auflage, Seite 17)

Atom-Was? Spinnen die denn in Terrania?
Mitnichten!

Lokomotiven mit Kernenergieantrieb waren eine Zeit lang der allerneueste Trend, auch wenn sie aus naheliegenden Gründen nie gebaut wurden.
In der US-amerikanischen X12, einem Eisenbahnprojekt der 50er-Jahre, sollte ein Reaktor die nötige Energie für eine Dampfturbine liefern, die 12 Achsen eines 38 Meter langen Monsters angetrieben hätte. Gescheitert ist dieses Fahrzeug, wie letztlich alle anderen Projekte dieser Art, an der konstruktiv nicht umsetzbaren Abschirmung des Reaktors. A. Doninger berichtet ausführlich über dieses Projekt und zeigt auch einige Risszeichnungen der X12.

Auch in der Sowjetunion wurden Pläne für Atomzüge ausgearbeitet. Eine Breitspurbahn durch Sibirien sollte den sich ergebenden Tankproblemen durch einen Kernenergieantrieb entkommen. Bei Mosafilm findet sich eine ausführliche Beschreibung des Projektes, ebenfalls mit einigen interessanten Zeichnungen.

Und auch in Deutschland wurde über eine solche Lokomotive nachgedacht. Offenbar auf Basis der V200 plante Kraus-Maffei ein Lokmonstrum mit Kernenergieantrieb. Und natürlich blieb auch diese Lok im Planungsstadium. Zum Glück.

Wie sehr aber die Träume von neuartigen Antriebstechniken Scheer begeistert haben müssen, lesen wir im weiteren Verlauf des Heftes, wenn Atlan einen Rucksack mit Elektrorotor erhält oder in ein Gasturbinentaxi steigt.

Einen Raketenrucksack hat Bell mal in den 60ern entwickelt, allerdings mit Düsenantrieb und nur geringem Erfolg. Atlans Propellermaschine hingegen dürfte eher Ähnlichkeiten mit der Vorrichtung von Karlsson vom Dach aufweisen.
Und Gasturbinenfahrzeuge sind in der Rückschau nicht das überzeugendste aller Antriebskonzepte, aber Anfang der 60er schon noch irgendwie cool. Schließlich wurden die Dinger später ja auch in Formel-1-Autos eingebaut.

Aber wie ich schon schrieb. Mich faszinieren solche Textstellen und ich wünsche mir, dass ich noch miterleben kann, was wir in fünfzig Jahren zu Konzepten wie dem Weltraumfahrstuhl sagen werden.

Raumkapitän Nelson kehrt heim

Den guten Raumkapitän Nelson und mich verbindet ein seltsames Schicksal. Zwar nenne ich das Hörbuch als CD mein eigen, aber ich habe es noch nie ganz durchgehört, komme aber jedes Mal ein Stückchen weiter. Kassettenkinder werden dieses Phänomen kennen, immerhin wurde man früher noch mit einem kurzen “KLACK” aus dem Schlaf gerissen, wenn das Band zu Ende war. Im Zeitalter digitaler Musikaufzeichnung darf man das Ende einfach so verschlafen.

Und das Buch?
Tjahaaaa, das Buch! Sollte endlich mal gelesen werden.

Ich hatte ja schon einmal von meiner Bücherei berichtet. Was ganz klein begann, wurde durch Flohmärkte, Antiquariate und neuerdings auch offene Bücherschränke schnell sehr viel größer. Schließlich kosten Taschenbuchausgaben von Klassikern wie Clark, Hamilton und Asimov ja nicht mehr die Welt, oder sind sogar gänzlich kostenlos zu finden.

Bei einem meiner Flohmarktbesuche habe ich vor gut zwölf Jahren einmal eine ganze Kiste mit Taschenbüchern geschenkt bekommen. Da war ein Haufen interessantes Zeugs dabei. Larry Niven, Marion Zimmer Bradley, ein paar Orion-Bücher von Hans Kneifel und auch ein Taschenbuch mit dem Titel “Raumkapitän Nelson”.

Ich nahm das Buch in die Hand, las Perry Rhodan und dachte mir: “Das ist doch diese Ewigkeitsserie. Das schaffst du nie, also fang erst gar nicht damit an!”

Relativ schnell habe ich den guten Herrn Kapitän dann gegen ein anderes Buch eingetauscht und konnte das so das Perryversum ein letztes Mal abwenden.

Und jetzt sitze ich hier, lese mich durch die größte Science-Fiction-Serie der Welt und habe heute Morgen “Raumkapitän Nelson” aus einem Briefumschlag gezogen, weil ich diese Lücke in meiner Sammlung nicht länger klaffen lassen wollte.

Die Lücke ist zu, die Geschichte bleibt. Ich gehe mal weiterlesen.

Welcome home, Guy Nelson! – »Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt«

Fluggastdatenspeicherung

Bei der Lektüre von Band 57 “Die Attentäter” stolperte ich über folgende Passage:

“Die elektronischen Geräte des Flughafens und aller hier stationierten Raketen bilden zusammen eine kybernetische Großeinheit”, erklärte er. “Was die elektronische Passagierliste Ihrer Rakete weiß oder wußte, das weiß ich auch.”
“Wie? Was? Wollen Sie behaupten, Sie kennen die Namen aller Leute, die hier ankommen oder abreisen?”

(Quelle: Kurt Mahr – Die Attentäter, Moewig Verlag, 1. Auflage,1962, Seite 4 f.) 

Kurt Mahr schrieb diese Zeilen, die im Jahr 2040 spielen, im Jahr 1962. Ich fand sie im Jahr 2017. Das Europaparlament stimmte der Fluggastdatenspeicherung im Jahr 2016 zu.

Die Begründung des Parlaments 2016 ist Terrorabwehr. In der Perry-Rhodan-Welt von 1962 hatte man etwas gegen Naturphilosophen und aufrechte Demokraten, die die Legitimität der rhodanschen Herrschaft anzweifelten und deshalb als “Asoziale” verbannt wurden.

Schöne neue Welt.

Zeitreise – Ab unter die Decke

Auf zur Februarzeitreise, die diesmal von euch inspiriert ist. In den Kommentaren zu meiner ersten Zeitreise hat Heidi davon erzählt, wie sie Salzstangen und Dämonenkillerhefte unter der Bettdecke im Taschenlampenlicht verschlungen hat. Bei dem Kommentar schossen sofort die Erinnerungen in mir hoch. Lesen unter der Taschenlampe, heimlich. Als Kind war das ein herrliches Gefühl. Bei mir waren es meist ???- und Fünf-Freunde-Bücher oder Lucky Luke Comics.
Viele der alten Lucky Luke Klassiker aus dieser Zeit haben sich bis heute in meinem aktiven Wortschatz gehalten. So sage ich bei unerwartetem Besuch regelmäßig: “Hilton die Dalfes.” Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Mangiafazzula ein großartiger Nachname ist.

Salzstangen im Weltraum

Am Wochenende habe ich an einmal versucht, dieses Gefühl nachzuerleben, und wisst ihr was? Die Decke ist zu kurz und ich lese mittlerweile dann doch lieber an meinem Lieblingsleseplatz am Wohnzimmerfenster. So hat eben alles seine Zeit.
Aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich am Bett unserer Tochter die Taschenlampe und einen Comic sehe. Wir wissen genau, was sie dann tut, und sie denkt, es wäre heimlich. Ich glaube, das gehört sich so.
Heidi, danke für das Wiedererwecken dieser wundervollen Erinnerungen.

Und wie auch im letzten Monat gilt: Hat jemand spannende Zeitreisen zu berichten? Dann immer her damit!

Ich habe es getan

Es ist so weit! Ich bin meinem Haufen untreu geworden. Wie konnte das nur passieren? (Kurt Brand hätte an dieser Stelle ein Ausrufezeichen gesetzt!)

Tja, also, wie es so weit kommen konnte? Es begab sich zu der Zeit, da ich Band 51 für eine Wartezimmerlektüre aus dem Karton ziehen wollte und schockiert feststellte, dass ich die Lücken bis Band 1000 zwar sehr wohl bereits in Evernote gelistet habe, allein die Konsequenzen blieben aus. Skandal!

Also: Eine Bestellung an die Sammlerecke und 1,99 Euro im Buchladen meines Vertrauens investiert und dann erst ab zum Arzt. Stellt euch vor, ich hätte im Wartezimmer Zeitschriften lesen müssen. Soweit kommts noch …

In trauter Eintracht …

Und wie war das Leseerlebnis?

Durchwachsen würde ich sagen. Natürlich ist es extrem praktisch, unterwegs einen kleinen Reader dabei zu haben, sich keine Seiten merken zu müssen, nicht mit den Plastikhüllen rumzuschlabbern. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich langsamer lese, weil ich auf dem Reader immer nur einen deutlich kleineren Textteil erfassen kann, als im Heft. Dafür habe ich genauer gelesen.

Was mir aber gar nicht gefällt, ist das fehlende Ambiente. Ich habe kein farbiges Titelbild, von Innenillustrationen mal ganz zu schweigen. Dazu fehlt einfach das haptische Papiererlebnis, der Geruch des alten Heftes, das vorsichtige Umblättern, das Achten darauf, dass in der Mitte keine Klammern ausreißen. All das macht für mich das Heftgesamtkunstwerk aus.
Und, was ich nie gedacht hätte, mir fehlt der Spaltensatz. Dieses Druckbild gehört für mich zum Erlebnis Heftroman einfach dazu.

Werde ich es wieder tun?

Die erste Nichtpapierlektüre ergab sich mehr so aus einer Unachtsamkeit. Als Resultat habe ich ja jetzt die Heftlücken über einen größeren Heftblock erst einmal geschlossen.
Trotzdem denke ich, dass ich in den Urlaub fortan meinen Reader mitnehmen werde und den Papierberg zuhause lasse. Das fehlende Leseerlebnis wird durch die Gepäckersparnis doch deutlich aufgehoben. Aber solange ich den Haufen in Reichweite habe, werde ich zum Papier greifen. Das muss einfach so 😉

Zyklusrückblick: Die dritte Macht

Es ist vollbracht – am 12.02.2017 habe ich mich komplett durch den ersten Zyklus “Die dritte Macht” gelesen. Ja, ich weiß, das war so nie als Zyklus geplant, aber das mag jetzt Wurst sein.

Wie war es denn?

Es war faszinierend, es war anders als erwartet, es lief flüssiger als befürchtet und es ging verdammt schnell.

Was hat mir gefallen?

Mein persönlicher Höhepunkt war Band 19, das erste Auftreten von ES. Der Roman war faszinierend. Mit Sicherheit werde ich ihn in einigem zeitlichen Abstand noch einmal lesen.
Daneben habe ich wohl ein Faible für Clark Darlton entwickelt, dessen fantastische und fantasievolle Erzählweise und – soweit das auf 64 Seiten überhaupt geht – Weitschweifigkeit ich wirklich schätze. Walter Ernsting muss ein interessanter Mensch gewesen sein.
Außerdem gab es eine Menge toller Abenteuergeschichten, angefangen bei “Unternehmen Stardust” über das erste Venusabenteuer bis hin zu “Gom antwortet nicht“, ein Heft, das fast etwas startrekiges hatte, mit dieser seltsam öligen Lebensform.

Was hat mir nicht gefallen?

Diese ganze Ost-West-Thematik wirkt auf mich extrem überholt und ist sicherlich nur vor dem Hintergrund der damaligen Zeit zu erklären. (Wobei das kein typisches PR-Phänomen ist, wenn man mal nur an das Kosmodrom im Krater Bond denkt …)
Auch diese Rumspringerei mit Atombomben – ich weiß nicht. 60er Jahre halt …
Der zweite Venusabschnitt, auf den ich echt neugierig war, wirkte wie ein Lückenfüller mit viel verschenktem Potenzial.

Wie lautet mein persönliches Fazit?

“Die dritte Macht” ist eine interessante Nummernrevue. Perry ist “heute hier, morgen dort”, und von der Komplexität der aktuellen Serienhandlung sind diese Bände noch so richtig weit entfernt. Und vor allem ist mir klar geworden, dass auch die altvorderen nur mit Wasser gekocht haben.

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