Mit großer Spannung erwartet, vor ein paar Tagen dann ist es passiert: Ich habe meinen ersten Heftroman von William Voltz gelesen.
Für die nichtrhodanistisch geschädigten vorgebildeten Leser sei angemerkt: William Voltz gilt als der große humanistische und visionäre Renovierer der Serie, der ihr den bis heute gültigen kosmischen Überbau verschafft hat.
Nachdem ich früher schon “Ich, Rhodans Mörder” gelesen habe, und auf dem Weltcon 2011 den Erzählungen seiner Witwe Inge Mahn lauschen durfte, war ich von William Voltz fasziniert, und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an “Das Grauen“.
Worum geht es im Grauen?
Spoilerfrei könnte man konstatieren, dass ein Mutant durchdreht und am Ende nichts so ist, wie es zu sein scheint. Und außerdem werden ein paar seltsame Wesen eingeführt, die wohl später noch eine Rolle spielen werden.
Die Handlung selbst klingt jetzt nicht überaus spannend, was sicherlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass K.H. Scheer dem damaligen Grünschnabel Voltz ein Exposé geschrieben hat, dass er zur Not auch hätte verzocken können. (Die Gerüchteküche weiß davon, dass Voltz den Roman vier Mal umschreiben musste.) Allzu viele Querbezüge dürften also schon im Expo nicht drin gestanden haben.
Trotzdem habe ich den Roman mit Genuss gelesen, weil mit Voltz endlich jemand an der Serie mitzuarbeiten scheint, der ähnlich wie Ernsting schreibt, aber eben doch ganz anders. Wo Ernsting seiner Fantasie freien Lauf lässt und großartige Landschaftsaufnahmen pinselt, legt Voltz offensichtlich den Fokus auf die kleinen Dinge. Er beschreibt Menschen und ihre Stimmungen extrem genau (gemessen an dem, was in einem Heftroman zu erwarten ist), versucht hinter seine Figuren zu blicken, ihnen Tiefe zu geben und ihre Motivation zu erklären. Das ist großartig und war bis jetzt bei keinem der Autoren der ersten 80 Hefte so prägnant. (Und über die Eigenheiten von Scheer, Ernsting, Mahr und Shols habe ich mir ja schon den ein oder anderen Gedanken gemacht.
Ich freue mich auch Band 87 – “Die Schläfer der ISC” und dann in zwei oder drei Jahren auch auf die Voltzschen Expos ab Band 650.
Kleine Randnotiz bezüglich der Auflagen:
“Das Grauen” gehört zu den wenigen Heften, die ich in der 5. Auflage besitze. Ich mag die 5. Auflage wegen ihrer Eigenständigkeit. Sie bietet neue Variationen bereits bekannter Titelbilder, Innenillustrationen und eine wundervolle Leserkontaktseite, die (zumindest am Anfang) so schön retrospektiv ist, also eine Sicht der Dinge einnimmt, die ich beim Nachlesen ja auch irgendwie habe.
Spannend finde ich die LKS im Grauen deswegen, weil Voltz sich als neuer Autor selbst einführen muss. Das ist lesenswert.
Nachtrag zur Randnotiz (wenige Stunden nach Veröffentlichung dieses Artikels geschrieben): Ein Leser hat mich auf Twitter gerade darauf hingewiesen, dass kurz nach Erscheinen dieses Heftes die Nachricht von Willi Voltz’ Tod die Runde machte.
Voltz musste sich also schwer krank selbst vorstellen und spricht lediglich von “gesundheitlichen” Gründen, die ihn zum Kürzertreten zwingen.
Was muss in Willy Voltz beim Schreiben des Vorwortes vorgegangen sein? Ich mag es mir garnicht ausmalen.
Noch kleinere Randnotiz bezüglich meiner Lesebiographie:
Diesen Artikel werde ich mir hoffentlich in fünf Jahren noch einmal vornehmen, um ihn mit meinen dann aktuellen Eindrücken des voltzschen Werkes zu vergleichen. Das wird ein Spaß.
Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.
Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.
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