Ursiff oder doch die größte Show des Universums?
So, endlich ist er geschafft, der Zyklus um die Chronofossilien, in den ich ja vorher schon mal ganz kurz reingeschaut habe. Die Veränderungen um die Hanse hatten mich ja durchaus neugierig gemacht und Stalker war ja auch nicht ganz verkehrt. Doch der Reihe nach:
Das steht drin
Die Handlung ist schnell erzählt: Perry Rhodan und seine Kumpane parken ein Chronofossil, Rhodan verschwindet und kümmert sich gleich um das nächste hypergalaktische Doriferding. Derweil streift Atlan durch die Tiefe, die sein Kumpel Jen Salik in hundert Bänden nie wirklich bekommt. Für Stimmung sorgt Krohn Meysenhart und das unsterbliche Slapstickduo darf aus der Gruft nerven.
So haben mir die Chronofossilien gefallen
Lange hat mich kein Zyklus mehr so zwiespältig hinterlassen, wie die Bände zwischen 1200 und 1299. Klar, die Erwartungen waren hoch: der erste Zyklus nach Willy Voltzens Tod, die ultimaten Fragen, die Stalker-Vorschau. Aber auch die Befürchtungen waren nicht minder groß: der erste Zyklus nach Willy Voltzens Tod, verschwommene Zyklusgrenzen, verwirrende Romanabfolge …
Fangen wir mal mit dem Guten an:
- Die Chronofossilien waren stringent erzählt, ich wusste jederzeit, wo ich war.
- Die Struktur des Zyklus war für mich nachvollziehbar mit einer klaren Zäsur nach dem Auftauchen des Stalkers und dem Abstellen des Kosmonuklids auf seinem Parkplatz.
- Mit Krohn Meysenhart und dem Stalker haben sich die Autoren zwei faszinierende Charaktere ausgedacht.
- Der olle Perry wurde mal ein wenig ins Abseits verbannt, sodass mehr Platz für die anderen blieb.
Medienkritik mit Krohn Meysenhart
Die Hefte des Zyklus erschienen zwischen den Jahren 1984 und 1986. Damit schlägt sich Perry mit den Chronofossilien rum,während in Deutschland Sender wie RTL plus und Sat. 1 ihren Sendebetrieb aufnahmen. Plötzlich waren Hans Meiser und fünf Jahre später “Explosiv – Der heiße Stuhl” von kaum einem Bildschirm mehr wegzudenken.
Und die Perry Rhodan Serie wäre nicht die Serie, die ich mag, wenn solche aktuellen Bezüge nicht immer wieder ihren Platz finden würden, um den realen Wahnsinn zu spiegeln. Ich jedenfalls mochte den wahnsinnigen Medienmann, der für eine gute Story bereit ist, alles zu geben.
Gigantismus in der Tiefe
Die Chronofossilien wären nicht die Chronofossilien, wenn des kosmische Gerümpel nicht völlig neue Dimensionen erreichen würde. Neben der drei ultimaten Fragen, von denen bis heute nur zwei geklärt sind, breitet sich vor dem Leser die Tiefe aus. Jene seltsame Zwischenschicht, die Jen Salik und Atlan durchstreifen, deren wahre Geheimnis aber erst gegen Zyklusmitte in einem gigantischen Infodump geklärt werden.
Natürlich gilt das dritte Clarkesche Gesetz immer und überall:
„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Clarkesche_Gesetze
Schön und gut, sicher auch faszinierend, aber irgendwie war dieser Handlungsstrang nicht ganz leicht zu lesen. Der oft zitierte “sense of wonder” ist eins der Markenzeichen meiner Lieblingsraketenheftserie, aber auch mit einigen Tagen Abstand werde ich das Gefühl nicht los, dass hier deutlich der “sense” im “wonder” fehlt. Aber da sind die Geschmäcker ja zum Glück verschieden. Immerhin führt mich die Tiefe schnurstraks zu meinem Lieblingsheft.
Mein Chronofossilienlieblingsheft
Der Schlüsselroman zum 1200er-Zyklus gehört nicht zum Zyklus und ist genau genommen auch kein Roman. In Band 1300 – Die Gänger des Netzes gibt es zum einen den wunderbaren Einsteigerteil von Kurt Mahr, der alle Unklarheiten der letzten einhundert Bände beseitigt. Zum anderen räumt derselbe Autor im Perry-Rhodan-Computer ein, dass man es mit der Fantasy im vorangegangenen Zyklus wohl etwas übertrieben hätte. Guter Mann, gutes Heft!
Fragen und Erwartungen
Die zweite Zyklushälfte ist vollgestopft mit Andeutungen: Was hat es mit dem dritten Weg auf sich, wer oder was ist ESTARTU, warum tackert sich Rhodan mit DORIFER schon wieder ein Kosmodingens ans Knie … fragen über Fragen. Ich bin jedenfalls gespannt.
Versuch eines Fazits
Ein Abschließendes Fazit zum Chronofossilienzyklus fällt mir schwer. Faszinierende Schauplätze, witzige und interessante Charaktere, kosmisches Gedöns … alles echt Klasse. Aber wenn ich Fantasy lesen will, greife ich zu Mythor oder Dragon.
Aber, und jetzt wird wichtig (zumindest für mich): Mussten für die Chronofossilien der ebook-reader herhalten, gibt es die nächsten Zyklen wieder auf Papier. Umzug und Neustrukturierung des Heftehaufens sind so weit fortgeschritten, dass ich wieder an meine geliebten Kartons komme. Wurde auch Zeit.
Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.
Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.
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