Mal wieder ein Blick über den rhodanesischen Tellerrand
Zugegeben, die Phase der Perry-Rhodan-Serie, durch die ich mich gerade lese ist schon arg vergeistigt, böse Zungen würden von “verschwurbelt” sprechen. Höchste Zeit also für ein wenig handfeste Ausgleichsliteratur.
Gerade passend wechselte ich ein paar Zeilen mit der Autorin Sarah L. R. Schneiter, die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar ihres Kurzromans “Beutezug” zukommen ließ. (Es gibt Menschen, die der Auffassung sind, ich müsse also folgendes Wort voranstellen: Werbung. Hat jeder gelesen, oder? Also weiter im Text.)
Sarah L. R. Schneiter
Sarah Schneiter schreibt auf ihrer Homepage über sich selber:
Ich schreibe, weil ich kann. Manchmal, weil ich muss (denn noch gibt es keine VR-Technologie, die mich genug überzeugt, um meine Ideen als erlebbare Abenteuer umzusetzen). Und, was sehr wichtig ist, weil ich dazu lernen und mich verbessern will.
Quelle: https://promise.cluewriting.de/autorin/
Mit dieser Selbstbeschreibung und einer ganzen Reihe von Kurzgeschichten, von denen viele frei zugänglich sind, hat mich die Autorin neugierig auf mehr gemacht. Zumal all diese Geschichten und auch ihr zweiter Roman “Promise” im selben Universum spielen, für das Sarah L. R. Schneiter eine faszinierende Dokumentation online gestellt hat.
Beutezug – ein Teaserlein
Wir lernen Nani kennen, wie sie auf einem ziemlich heruntergekommenen Planeten nach einer unkomplizierten Passage sucht. Die Gaunerin wird schließlich beim Kapitän eines Superfrachters fündig, schifft ein und erwartet im Gegensatz zum Leser eine problemlose Passage. Zusammen mit einer kleinen Crew aus verschrobenen Einzelgängern und einigen weiteren Passagieren möchte sich unsere Heldin ein paar schöne Tage machen.
Doch Nani lernt schnell, dass auf diesem Schiff einiges sehr anders ist und beginnt, um ihr Leben zu kämpfen – unbewaffnet natürlich.
Das ganze entwickelt sich in der gebührenden Langsamkeit, wie sich das für solch ein Szenario gehört.
Was hat mir an Beutezug gefallen?
Obschon ich mit Star Trek – The next generation sozialisiert bin, erfreut nahezu jedes “used universe” der Film- und Literaturwelt mein Herz. So auch hier. Nani ist eine Schurkin mit Herz – jemand die Han Solo wunderbar Paroli bieten könnte, ein Planet, der so kaputt ist, wie Jakku in seinen besten Szenen und ein Frachter vom Schlage einer UCSS Nostromo. Schön. Sehr schön.
Ebenfalls sehr fein ist der Plot von “Beutezug”. Ich mag als Freund von “Btoom” und “Battle Royal” diese wundervoll kaputten Überlebensszenarien. Übersichtliches Personal in unübersichtlichem Setting, dazu schön langsam aufgebaute Spannung. Mag ich.
Worüber bin ich in Beutezug gestolpert?
Sarah L. R. Schneiters Sprache ist ausschweifend und mit vielen Adjektiven geschmückt. Ich lasse mir so etwas gern in einem Fantasy-Setting gefallen, in der technischen und beengten Welt eines Raumfrachters wirkt manch blumiger Satz auf mich doch ein wenig deplatziert.
Dazu kommen spürbar süddeutsch-schweiz-.österreichische Grammatikkonstruktion, die dem Lektorat eigentlich hätten auffallen müssen.
Fazit
Sarah L. R. Schneiter hat ein faszinierendes Universum geschaffen und weiß mit “Beutezug” eine spannende Geschichte um eine schön dreckige Heldin zu erzählen. Leider ist sprachlich noch Luft nach oben.
Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.
Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.
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