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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Kategorie: Empfehlungen (Seite 6 von 13)

Ab und zu lese ich Dinge, die ich so gut finde, dass ich sie gern weiterempfehle. Manchmal muss ich auch einfach nur ein paar Gedankensplitter festhalten. Das landet alles hier.

Der bestellte Tod

Markus Regler über den dritten Kurzroman aus der Zeit der verlorenen Jahrhunderte

Erneut betrachten wir den weiteren Werdegang eines Zweiges der Menschheit, der im vergangenen Zyklus eine Rolle gespielt hat. Es geht im Allgemeinen um das Volk der Menes auf Cessairs Welt und im Speziellen um Fitzgerald Klem, der dank seines Eiris-Amuletts mittlerweile mehr als dreihundert Jahre alt ist.

Fitz Klem war meine Lieblingsnebenfigur im abgelaufenen Zyklus, daher habe ich mich sehr gefreut, dass Michelle Stern sich seiner noch einmal annimmt.

Zum Inhalt

Hier gilt wieder: Vorsicht Spoiler! Es werden Details der Geschichte verraten.

Zu Beginn der Geschichte lernen wir einen Fitz Klem kennen, der genug vom Leben hat. Er denkt darüber nach, das Amulett abzulegen und in jüngere Hände zu geben, was gleichzeitig die Frage aufwirft, wem er das Schmuckstück anvertrauen kann.

Er hat zwischenzeitlich seinen eigenen Tod vorgetäuscht, um seine Langlebigkeit zu tarnen. Er hat operativ sein Aussehen verändert und lebt heute unter dem Namen „John Klem“ (er ist sozusagen sein eigener entfernter Verwandter).

Als „Graue Eminenz“ bei der Gesellschaft für Informationsbeschaffung- und auswertung (GIBA), dem Geheimdienst der Menes, bestimmt er nach wie vor die Geschicke seines Volkes mit. Seine dortige Stellvertreterin Sarah Brydon und sein Kollege Gadurn, ein Nodhkari, sind die einzigen beiden Eingeweihten, die sein Geheimnis kennen.

Das Gemeinwesen aller Menes (GAM), hat in den vergangenen drei Jahrhunderten deutliche Fortschritte gemacht. Das Denken in Klans und Dynastien ist aufgeweicht. Mit ihren ehemaligen Feinden, den Gauchen, leben die Menes friedlich zusammen. Die Gemeni allerdings sind aus historischen Gründen nicht mehr unbedingt wohlgelitten.

In technischer Hinsicht gab es einen Schub, denn Klem hat bei seiner Rückkehr aus der Milchstraßen ein paar tausend Terraner samt Know-How mitgebracht.

Wie aus dem Nichts taucht ein Mann namens Adarion auf, der anscheinend Klems Geheimnis kennt. Doch nicht nur das: Ihm sind ungewöhnliche Details über das Tribar bekannt und er scheint über gute Verbindungen zu verfügen. So kann er beispielsweise ungestört in die GIBA-Zentrale eindringen. Ich fühlte mich irgendwie an Adam von Aures erinnert und befürchtete schon seine Wiederauferstehung. Glücklicherweise war das nicht der Fall.

Adarion verlangt nichts weniger als die Herausgabe des Amuletts und droht bei Weigerung mit dem Tod vieler Menes.

Zusammen mit seiner Kollegin Minett, einer jungen, aufstrebenden Agentin, macht Klem sich auf die Jagd nach Adarion. Er fühlt sich der Kollegin verbunden und zieht sie auch als zukünftige Trägerin des Amuletts in Betracht.

Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass neben den Klems eine weitere Dynastie der Menes über den Tribar Bescheid wusste. Sie nennen sich „Hüter des Amuletts“ und beobachten stets dessen aktuellen Träger. Nun sehen sie aber den Zeitpunkt gekommen, an dem das Amulett seinen Nutzen verloren hat und der Einfluss von ES auf die Menes abgestellt werden soll. Daher wollen sie das Amulett an sich bringen.

Dies kann letztendlich verhindert werden, doch Klem muss einen schmerzhaften Verrat verkraften und wir erfahren die tragische Wendung in Fitz Klems Leben.

Was erfahren wir über die Milchstraße?

Nichts!

Fitz Klems würdiger Abschied

Michelle Stern steht in dem Ruf, ihren Figuren besondere Tiefe zu geben. Das setzt die Erwartungshaltung natürlich hoch.


Ich möchte an dieser Stelle den ersten Satz des Romans zitieren:

Er war unermesslich reich und dennoch der ärmste Mann auf ganz Cessair.“

Bereits dieser Satz drückt genial einfach Fitz Klems Lebenssituation aus. Er hat lange gelebt. Die Technologien aus der Milchstraße hat er den Menes zugänglich gemacht und dabei fast unfreiwillig viel Geld verdient. Er hat eine Universität gestiftet und dafür viel Anerkennung erhalten. Er hat Dinge erlebt, von denen Normalsterbliche nicht den Hauch einer Ahnung haben. Klem ist also reich an Geld, Ruhm und Wissen. Und dennoch ist er einsam.

In kleinem Maßstab hat Michelle Stern hier die Frage beleuchtet, wie es Unsterblichen im Laufe der Zeit ergeht, wenn langsam aber sicher ihr bekanntes Umfeld wegstirbt.
Im Gegensatz zu den Unsterblichen der Milchstraße ist Klems Langlebigkeit nicht öffentlich bekannt. Durch seine Erlebnisse und seine Aktivitäten nach der Rückkehr steht er dennoch im Rampenlicht. Um sein Geheimnis zu wahren, hat er sich eine neue Identität zugelegt.

Und nun kennt ihn wirklich keiner mehr.

Er hat niemanden, mit dem er seine Sorgen und Nöte teilen kann. Der einzige, der aus seiner Sicht einem Freund am nächsten kommt, ist der Nodhkari Gadurn, selbst ein Außenseiter in der GAM. Dieser lernt allerdings erst noch, die Menes zu verstehen, ist für Klem also auch kein geeigneter Ansprechpartner.
Hinzu kommt noch eine tragische Episode in Klems Leben, die mit einer Frau namens Kate zu tun hat, und die im Laufe des Romans immer wieder angedeutet wird.

Kein Wunder, dass er das Leben satt hat, wie er selbst sagt, und sich nach einem geeigneten Nachfolger oder einer Nachfolgerin umsieht.

Und bereits der erste Satz des Romans charakterisiert Fitz Klem in seiner tragischen Situation und schafft sofort die Atmosphäre, die diese Figur hier umgibt.

Neben Fitz Klem spielt auch die gesellschaftliche und technologische Entwicklung der Menes eine Rolle. Treffend dargestellt fand ich die Mischung aus alter und neuer Architektur und Technik. Diese Mixtur symbolisiert gleichsam den Aufbruch der Menes in ein neues, modernes Zeitalter.

Nach wie vor gibt es Gebäude im viktorianischen Stil, aber auch Bauten „Marke Terrania“ prägen das Bild.

Der Einfluss der zugereisten Terraner schlägt sich zudem in der Wissenschaft nieder und die Klem University macht das neue Wissen allen zugänglich. Also fliegen die Menes inzwischen in modernen Gleitern umher. Gleichermaßen werden Verletzte dennoch auf altmodischen Tragen abtransportiert.

Ebenso wie im Zweiten Solaren Imperium, das im Vorgängerromans „Der Goldene Frieden“ im Fokus stand, geht es auch auf Cessairs Welt vorwärts. Die Menes entwickeln sich weiter und sind würdige Vertreter der inzwischen weitverzweigten Menschheit.

Das Verhältnis zu den Gemeni ist angesichts der Vergangenheit noch getrübt. Es gibt sogar eine Minderheit von Querköpfen, die gewalttätig gegen die Gemeni vorgehen will.

Umso symbolträchtiger das Zeichen, das Fitz am Ende setzt, als er dem Nodhkari Gadurn das Eiris-Amulett übergibt.

Fazit

Hat Frau Stern also die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt? Aber vollständig, möchte ich sagen! Michelle hat Fitzgerald Klemm als vom Leben geprägten Menschen geschildert, der nicht nur dessen Sonnenseite kennengelernt hat. Nun ist er dieses Lebens müde. Er hat einen würdigen Abschied verdient, der ihm in diesem Roman gewährt wurde. Die Konsequenz ist leider, dass er für die Zukunft als Figur nicht mehr zur Verfügung steht, was ich persönlich bedauere.


Mythos Erde

Des Heftehaufens Senf zum Jubiläumsband

So, alle Welt (zumindest die rhodanistisch infizierte) spricht von Band 3000. Dann will ich doch auch mal.

Was steht drin?

Rhodan steht mit dem Rücken zur Wand, die Galaxis ist dem Untergang geweiht und komische Außerirdische tauchen auf. Die Perrypedia spoilert ausführlich, was auf 80 Heftromanseiten passiert.

Wie ist es verpackt?

Mythos Erde kommt im Hochglanzcover mit umlaufenden Titelmotiv. Das Bild zeigt Rhodan, Frau Dorksteiger, einen komischen Außerirdischen und ein paar faszinierende Raumschiffe in Augenform. Das Cover war im Vorfeld Anlass heißer Diskussionen: „Rhodan viel zu jung!“ „Rhodan mit roten Haaren!“ „beliebiges anderes Früherwarallesbesserargument einfügen“ …

Mir war das Motiv auf den ersten Blick für einen solchen Jubiläumsband etwas zu unspektakulär. Auf den zweiten Blick passt es sich sehr gut in die Reihe der Tausenderbände ein.

Sven Fesser von Fessis Neoblog stellte mir diese hübsche Galerie zur Verfügung

Der Künstler Arndt Drechsler ist bei der Vorstellung des Romans ausgiebig auf die Entstehung des Bildes eingegangen, und ich gebe zu: Je mehr ich es anschaue, umso mehr fasziniert es mich. Und was den Rhodan angeht. Keiner der in den letzten 58 Jahren gezeigten Sofortumschalter entspricht auch nur im Mindesten dem Helden, den ich mir im Kopf zurechtgelegt habe.

Arndt Drechsler zeigte in München eine frühe Vorstufe des Titelmotivs

Was ist noch dabei?

Der Innenteil versammelt eine ganze Reihe einseitiger Kurzgeschichten aktueller Autoren zum Thema „Mythos“. Sehr schön! Mein Favorit ist die Erzählung von Leo Lukas – schöner Humor. Typisch Lukas eben.

Auf der LKS durften sich die Fans und Autoren noch etwas auslassen, die in den vergangenen Wochen schon an der Social-Media-Kampagne beteiligt waren. (Ich bin auch dabei, weitere Beteiligungen sind in Band 3001 abgedruckt.)

Ach ja, im Mittelteil darf das obligatorische Jubiläumsposter nicht fehlen.

Wie hat mir der Roman gefallen?

Meine Erwartungen an den Band 3000 waren hoch. Schließlich war das mein erster großer Jubiläumsband. Den Terraner (Band 1000) hatte ich zwar vor Jahren schon einmal gelesen, aber Band 2000 spare ich mir auf, wenn er drankommt. Ist in ein paar Jahren soweit. Zwischen 1000 Raketenheften liegen 19 Jahre, also gefühlte Ewigkeiten. Voltz schrieb 1980 für eine andere Leserschaft und aus einer anderen Zeit heraus, als Feldhoff und Vlcek es neunzehn Jahre später mit „ES“ taten.

Wie also haben Christian Montillon und Wim Vandeman die große Aufgabe gelöst?

Wer einen ewigen Meilenstein wie Band 1000 beim Mythos Erde erwartet, dürfte ernsthaft enttäuscht werden. Dazu ist der Roman zu wenig monumental. Aber ganz ehrlich? Voltz schrieb „Der Terraner“ 1980 hauptsächlich für Stammleser oder Leute, die ohnehin kommen würden. Die Gedanken, die man sich heute um den Unsterblichen machen muss (Konkurrenz durch andere Medien, alternde Stammleserschaft, generelle Einbrüche bei Druckerzeugnissen), brauchte sich Meister Willy nicht zu machen. Der konnte es sich leisten, für den harten Kern zu schreiben.

Montillon und Vandeman mussten dagegen den Spagat schaffen, Bestandskunden genauso zufriedenzustellen, wie Menschen, die mit 3000 neu oder wieder einsteigen. Kein leichtes Unterfangen!

Herausgekommen ist nach meiner Meinung ein auf den ersten Blick zunächst unscheinbarer Roman mit zwei klar voneinander getrennten Handlungsebenen, die für alle Leserinnen und Leser klar verständlich sind. Solide Science Fiction mit einer gehörigen Portion Staunen, oder wie man so schön sagt: sense of wonder. So hat Rhodan zu sein!

Aber reicht das für eine Dreifach-Null? So kann Rhodan doch auch in Band 2800 oder 2900 sein. Reicht ein solide geschriebenes Raketenheft für dieses Jubiläum aus?

Aber ja doch, denn wer sagt, dass der „Mythos Erde“ lediglich solide geschrieben ist? Band 3000 schafft nämlich eine derartig freie Bühne, dass die Lektüre eine Freude ist. Neuleser werden nicht mit 58 Jahren Heftchenbalast beworfen, aber für Langleser ergeben sich genügend Fragen, was zum Henker bitteschön passiert ist, das Herr Rhodan so tief in der Klemme steckt, wie bereits auf Seite Eins des Romans. Genügend Fährten werden in den folgenden 80 Seiten ausgelegt, dass es eine wahre Wonne ist, Spekulationen anzustellen und mit anderen Fans Theorien zu spinnen, die am Ende doch alle nicht wahr sind. Oder vielleicht doch? (Ist euch aufgefallen, dass der Name Michael Rhodan im Roman fünf Mal fällt?)

Mein bescheidener Wunsch ist, dass die Expokraten den Mut haben, die angestoßenen Umwälzungen in der Milchstraße nicht bereits nach 100 Heften wieder geradezubiegen, Rhodan aus der Dusche steigen zu lassen, und alles war nur ein Traum. Neee, bitte nicht. Lass Rhodan und uns Leser ein bisschen länger in dieser neuen Milchstraße, die so viele neue und tolle Möglichkeiten bietet.

Fazit

Perry Rhodan 3000 – Mythos Erde ist ein Roman, der auf den ersten Blick gewöhnlich scheint. Wer eine Neuauflage vergangener Monumente wünscht, wird mit Sicherheit enttäuscht werden. Spätestens am Tag nach der Lektüre sollte aber klar sein, welche feines Werk Christian Montillon und Wim Vandeman hier geschaffen haben. Mit dem Jubiläumsband ist vieles neu (nicht nur Rhodans Frisur), es tun sich faszinierende Chancen auf, aber es bleibt genügend Altes, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Ich bin gespannt, wie lang die Expokraten den eingeschlagenen Weg gehen werden.

Say hello to Michael

So, während mich die Lungenpest nach der Münchentour wieder fest im Griff hat, gibt es auch was Schönes zu berichten:

Michael Grewing gehört zu den Rhodanfans, mit denen ich in den letzten beiden Jahren immer mal wieder sporadischen Onlinekontakt hatte. Neulich schrieb er mir, dass er nun auch damit beginnt, das Perryversum wieder von vorne zu erkunden, und darüber zu schreiben. Michael ist Germanist und interessiert sich nach eigenen Aussagen für historische Panzertechnik. Das dürfte eine spannende Mischung werden. Doch lest am besten selbst. Hier gehts lang.

Der Goldene Frieden

Markus Regler über den 2. Kurzroman der Serie “Die verlorenen Jahrhunderte”

Es geht weiter in der zeitlichen Lücke zwischen den Bänden 2999 und 3000. Diesmal gehen wir einen etwas größeren Schritt von der Handlungsgegenwart in die Zukunft. Wir befinden uns im Jahr 1750 NGZ. Handlungsort ist die Welt Gäon, wir befinden uns also in Sevcooris im Zweiten Solaren Imperium.

Der Goldene Frieden – Inhalt

Hier zunächst die obligatorische Spoilerwarnung. Ihr wisst Bescheid.

Die Gäonen befinden sich rund zweihundert Jahre nach dem Besuch des legendären Perry Rhodan in einem Zeitalter des Goldenen Friedens zwischen Gäonen und Thoogondu. Die ehemals schlagkräftige Raumflotte wurde abgerüstet, es gibt keine Auseinandersetzungen mehr, der Lebensstandard ist gut, man kann ein freies Leben führen.
Dennoch ist gerade die junge Generation der Gäonen unzufrieden. Sie sehen ihr Volk nach wie vor in Abhängigkeit von den Thoogondu, pflegen eine Ablehnung gegen diese und werfen ihren Eltern und Großeltern vor, diese Abhängigkeit zu verdrängen und stattdessen mit dem Erreichten zufrieden zu sein.
Die Protagonistin, Sefra Baitan, gehört zu dieser jungen Generation. Zusammen mit ihrem Bruder Krenev versucht sie der empfundenen Eintönigkeit ihres Lebens in virtuellen Spielen zu entfliehen. Junge Gäonen treffen sich heimlich, um in fiktiven Schlachten gegen die Thoogondu anzutreten. Das Ganze ist illegal, da dabei auch die Droge Virtulin im Spiel ist, die das Aufgehen in den Spielwelten erleichtern soll.
Während einer Razzia wird Sefra von Polizeikräften aus einem Spiel gerissen und in eine Therapieeinrichtung verbracht. Es stellt sich heraus, dass das Virtulin süchtig macht und einen starken Einfluss auf den Geist der Spieler ausübt. Zudem hat Sefra weitaus mehr Zeit in der virtuellen Welt verbracht, als ihr vorgegaukelt wurde.
Diese Abhängigkeiten und Manipulationen sollen in der Therapie behandelt werden.
Ihr Therapeut Tolin Posak organisiert Sefras Teilnahme an einem Besuch der Abgesandten des Gondus. Dieser schickt seine Tochter, Pulanoor. Die junge Thoogondu zeigt Interesse an Sefra und lädt sie ein, ihr für die Dauer des Besuchs Gesellschaft zu leisten. Beide entwickeln dabei ein Verständnis füreinander, das Sefra zum Nachdenken bringt.
Doch dann ereignet sich ein terroristischer Anschlag, an dem auch Sefras Bruder beteiligt ist. Dies enthüllt den Zweck der virtuellen Spiele: Zusammen mit der Droge sollen die Spieler zu willfährigen Kämpfern für einen Befreiungskampf der Gäonen gegen die Thoogondu konditioniert werden.

Was erfahren wir über die Milchstraße?

Nichts!

Was macht den Goldenen Frieden aus?

Thomas Rabenstein stellt einen Generationenkonflikt und dessen Auswüchse in den Mittelpunkt seiner Handlung.
Die jungen Gäonen empfinden das Handeln ihrer Eltern als zu lasch. Man verharrt aus ihrer Sicht im Status Quo und im ressourcenarmen Orionsland, wo doch Sevcooris mit seinen unerschöpflichen Rohstoffquellen vor der Haustür liegt. Der glorreiche militärische Vergangenheit des Volkes wird den Jungen ebenfalls zu wenig gewürdigt. Exemplarisch hierfür ist das ehemals mächtige Flaggschiff ARTEMIS nur noch ein rostiger Museumsraumer.
Gleichzeitig misstraut man den Thoogondu, obwohl man mit ihnen kaum in Kontakt kommt. Man wirft den Eltern vor, die Abhängigkeit vom Gondunat zu ignorieren und sich dem Goldenen Frieden zu ergeben. Dieses Misstrauen geht bis hin zur Aggression.
Da ist es nicht verwunderlich, dass die benannten virtuellen Spiele so beliebt sind, bedienen sie doch sämtliche Bedürfnisse der jungen Gäonen. Sie können Soldat/in spielen, aktiv um Rohstoffe kämpfen und gleichzeitig den Thoogondu als obligatorischen Gegnern kräftig in den Hintern treten.

Man könnte meinen, dass Thomas Rabenstein hier aktuelle Bezüge in seine Geschichte einarbeitet. Der Argwohn gegen unbekannte Fremde, der bis hin zu Gewalt führt, ist ein gegenwärtiges Problem. Meiner Meinung nach sind die aufgeworfenen Prinzipien aber grundlegender Natur.

Junge unzufriedene Menschen sind anfällig für die Einflüsterungen politischer Agitatoren. Ein Feindbild ist leicht zu generieren. Die Konditionierung mittels der Spiele funktioniert auch deshalb so gut, weil deren Inhalt die vorhandenen Empfindungen und Ängste der Jungen bedient.
Eine grundlegende antigondische Geisteshaltung wird durch die virtuellen Spiele verstärkt. Die so beeinflussten Spieler pflanzen diesen Samen auch anderen junge Gäonen ins Gehirn und rekrutieren so wieder neue potentielle Kämpfer.
Als Krenev Sefra zu Beginn der Geschichte in die geheime Spielerwelt einführt, bringt er seiner Schwester in einem Dialog auch seine frustrierte Weltsicht näher. Während Sefra anfänglich noch dagegen argumentieren will, nimmt sie im weiteren Verlauf stärker Krenevs Standpunkt ein.
Die Drahtzieher des Anschlags, die ebenso wie ihre konkreten Motive im Dunkeln bleiben, nutzen den bereits vorhandenen Keim, um mit einer Mischung aus Indoktrination und bewusstseinsverändernden Drogen letztendlich Marionetten-Kämpfer zu erschaffen.

Aufgelöst wird Sefras Ablehnung der Thoogondu dadurch, dass sie Pulanoor kennenlernt. Diese hat die gemeinsame Geschichte der beiden Völker studiert und erkennt dort Licht und Schatten, selbstkritisch auch bei ihrem eigenen Volk. Sie betont eine gemeinsame Zukunft von Thoogondu und Gäonen, die sie anstrebt. Daher sucht die den direkten Kontakt mit Sefra.
Diese erkennt, dass es weitaus mehr Gemeinsamkeiten zwischen ihr und der Tochter des Gondus gibt, als sie bislang wahrgenommen hat. Sie kann den Blickwinkel von Pulanoor nachvollziehen und schämt sich dafür, der eigenen Geschichte und den Lehren daraus so wenig Beachtung geschenkt zu haben.
Als sie ihre Ignoranz und Engstirnigkeit über Bord wirft und Interesse für ihr Gegenüber zeigt, kann sie die Abneigung überwinden.

Rabenstein verdeutlicht hier ein wichtiges Prinzip. Der Blick über den Tellerrand, ein Nachvollziehen der Beweggründe und Perspektive des Gegenüber und schlicht und einfach Kommunikation sind die Zutaten, die es braucht, um Grenzen zu überwinden und Konflikte zu umschiffen.
Und auch diese Eigenschaften können Keime sein, wie man ebenfalls am Beispiel Sefras sehen kann. Ihr Handeln (sie rettet Pulanoor das Leben) wird zum Vorbild für viele junge Gäonen und leitet eine Gedankenwende ein.

Der goldene Frieden – Ein Fazit

Diesen Roman zeichnet aus, dass sich mir diese philosophischen Ebene beim ersten Lesen nicht aufgedrängt hat. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass fast bis zuletzt in der Schwebe bleibt, ob die ganze Therapie mit der Begegnung mit Pulanoor nicht doch Teil eines virtuellen Spiels ist. Man erwartet einen potentiellen Twist, ist davon abgelenkt, so dass die Moral von der Geschichte quasi unbemerkt einsickert. Außerdem bietet der Roman selbstverständlich profunde Action, das soll hier keinesfalls vergessen werden, und das Lesen macht viel Spaß. Er gibt einen Einblick in die weitere Entwicklung der Menschheit im Orionsland und es ist schön zu lesen, dass sich das Zweite Solare Imperium auf einem guten Weg befindet.



Der goldene Frieden im Film

Ich erzähle spoilerfrei etwas über den Kurzroman von Thomas Rabenstein, der mich tatsächlich ein wenig neugierig auf seine Serie “Nebular” macht.

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Videoplauderei mit Florence

Nach dem Gastbeitrag von Markus Regler habe ich ein wenig mit der Videokamera gespielt und meine Meinung “Florence” festgehalten.

Ich las den ersten der sechs Kurzromane aus der Reihe “Die verlorenen Jahrhunderte” aus der Feder von Christian Montillon und versuchte, ohne Vor- und Abspanngedöns auszukommen. Wenn sich das bewährt, kann ich mir durchaus vorstellen, öfter solche Kurzplaudereien zu veranstalten. Mal schauen.

Jetzt nehme ich mir erstmal Heft 2999 vor und werde mich danach ans Kofferpacken für die Veranstaltung in München zu Band 3000 stürzen.

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