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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Kategorie: Fundstücke (Seite 6 von 7)

Alles, was sich bei der Lektüre in den Heften findet. Lustige Stellen, Bemerkenswertes, Zitate, ausgesprochener Quatsch, weise Worte

Ein Hoch auf den Komputer

Heute morgen habe ich vollmundig in die Welt gesetzt, dass die erste Erwähnung des Wortes Computer im Heftroman 85 “Kampfschule Nator” stattfindet. Was nur so als winzige Notiz für mich gedacht war (mit durchaus programmatischer Überschrift) löste eine interessante Diskussion aus, die ich hier in diesem neuen Blogpost noch einmal bündeln will.

Kurz nach der Veröffentlichung vermutete @Snakebyte53 einen Druckfehler.

Fast gleichzeitig lief ein Kommentar von Bernd Hamann ein, der extra in den Keller gelaufen sein muss, um meine kühne Behauptung zu widerlegen:

“Ich behaupte einfach mal: Das gab es auch schon in früheren Bänden! 🙂
Nach einem Gang in den Keller verifiziere oder widerrufe ich das in Kürze in der Papier-Version.”

Ein Gang in den Keller brachte eine Abbitte mit sich und eine Antwort auf meine Frage, wie sich das in den Nachauflagen verhält:

“In der fünften Auflage gibt es Computer von Beginn an.
In Auflage 4 hingegen rattern die E-Gehirne, Hauptrechner, Automaten etc.
Ich habe jeden Band nur einmal, daher ist mir ein Vergleich nicht möglich.
Aber du wirst es kontrollieren können:
Band 7, Auflage 5., Seite 26, linke Spalte 3. Absatz (zum leichteren Auffinden: eine halbe Seite später endet das Zwischenkapitel mit dem Satz: “Bald würde sie landen.”
Also die besagte Stelle lautet:
Man konnte Crest förmlich lächeln sehen, als er sagte:
“Nicht nur unser Prestige wäre verloren, sondern die gesamte Menschheit. Und wir dazu. Der Computer sagt exakt voraus, dass wir uns in einer Krise befinden.” Ich möchte wetten: In allen vorhergehenden Auflagen findet sich der Begriff “Computer” hier nicht.”

Das Rätsel endgültig löste dann koreagolfer, der die Suchfunktion über seine Ebooks laufen ließ. Er förderte folgende Erkenntnis zu Tage:

“Ebookleser hier. Die erste Verwendung ist auch bei Darlton, aber schon in Nr. 15, Kapitel 2:
“Rhodan nickte wortlos und tippte seine navigatorischen Anfragen in die Tastatur des Computers. Fast augenblicklich quollen die Antworten in Form elektronischer Lochstreifen aus dem Schlitz. Rhodan schob den Anfang des Streifens erneut in einen anderen Computer…””

Dem möchte ich hinzufügen, dass ich das gerade in der Erstauflage kontrolliert habe. Hier lautet die Schreibweise tatsächlich Komputer, was Snakeybytes These vom Tippfehler untermauert.

Und was lehrt uns das:

1) Ich hatte Unrecht, da ich die erste Erwähnung in Band 15 schlicht überlesen habe.
2) Die Überarbeitungen der 5. Auflage sind nicht bloß Korrekturen von Tippfehlern, sondern offensichtliche Modernisierungen.
3) Ich bin nicht der einzig Bekloppte, denn außer mir hat sich heute jemand Gedanken um Tippfehler gemacht, ein anderer ist heute extra in den Keller gerannt und ein dritter hat zur Klärung des Sachverhalts die Suchfunktion für mehrere Ebookdateien bemüht.

Und das finde ich mal sehr großartig.
Danke euch dreien für die Aufklärung dieser Frage!

Atlan im Atomzug

Kürzlich habe ich Band 54 “Der Zweikampf” von Karl Herbert Scheer gelesen. Mit Atlan scheint Scheer endlich seine Figur gefunden zu haben. Keine Spur mehr vom abgehackten Wochenschauduktus, kaum noch Befehle und Halbsätze, dafür fast schon Lyrik. (Ja, ich weiß, der berühmte Wasservers, die einzig wahre Lyrik steht schon in Band 50 und kommt immer wieder …)

Aber Scheer wäre nicht Scheer, wenn nicht zumindest ein paar kleinere technische Schmankerln durchs Heft geistern würden. So lesen wir dann auch Folgendes:

“Wer fuhr in Terrania schon noch mit altertümlichen Atomzügen!”
(Quelle: K.H. Scheer – Der Zweikampf, Moewig Verlag, 1. Auflage, Seite 17)

Und wenige Zeilen darauf heißt es:

“Ich hatte bedenkenlos die Schiebetür einer schweren Atom-Lok aufgerissen, die im Augenblick meiner Ankunft das Abfahrtssignal erhalten hatte.”
(Quelle: K.H. Scheer – Der Zweikampf, Moewig Verlag, 1. Auflage, Seite 17)

Atom-Was? Spinnen die denn in Terrania?
Mitnichten!

Lokomotiven mit Kernenergieantrieb waren eine Zeit lang der allerneueste Trend, auch wenn sie aus naheliegenden Gründen nie gebaut wurden.
In der US-amerikanischen X12, einem Eisenbahnprojekt der 50er-Jahre, sollte ein Reaktor die nötige Energie für eine Dampfturbine liefern, die 12 Achsen eines 38 Meter langen Monsters angetrieben hätte. Gescheitert ist dieses Fahrzeug, wie letztlich alle anderen Projekte dieser Art, an der konstruktiv nicht umsetzbaren Abschirmung des Reaktors. A. Doninger berichtet ausführlich über dieses Projekt und zeigt auch einige Risszeichnungen der X12.

Auch in der Sowjetunion wurden Pläne für Atomzüge ausgearbeitet. Eine Breitspurbahn durch Sibirien sollte den sich ergebenden Tankproblemen durch einen Kernenergieantrieb entkommen. Bei Mosafilm findet sich eine ausführliche Beschreibung des Projektes, ebenfalls mit einigen interessanten Zeichnungen.

Und auch in Deutschland wurde über eine solche Lokomotive nachgedacht. Offenbar auf Basis der V200 plante Kraus-Maffei ein Lokmonstrum mit Kernenergieantrieb. Und natürlich blieb auch diese Lok im Planungsstadium. Zum Glück.

Wie sehr aber die Träume von neuartigen Antriebstechniken Scheer begeistert haben müssen, lesen wir im weiteren Verlauf des Heftes, wenn Atlan einen Rucksack mit Elektrorotor erhält oder in ein Gasturbinentaxi steigt.

Einen Raketenrucksack hat Bell mal in den 60ern entwickelt, allerdings mit Düsenantrieb und nur geringem Erfolg. Atlans Propellermaschine hingegen dürfte eher Ähnlichkeiten mit der Vorrichtung von Karlsson vom Dach aufweisen.
Und Gasturbinenfahrzeuge sind in der Rückschau nicht das überzeugendste aller Antriebskonzepte, aber Anfang der 60er schon noch irgendwie cool. Schließlich wurden die Dinger später ja auch in Formel-1-Autos eingebaut.

Aber wie ich schon schrieb. Mich faszinieren solche Textstellen und ich wünsche mir, dass ich noch miterleben kann, was wir in fünfzig Jahren zu Konzepten wie dem Weltraumfahrstuhl sagen werden.

Fluggastdatenspeicherung

Bei der Lektüre von Band 57 “Die Attentäter” stolperte ich über folgende Passage:

“Die elektronischen Geräte des Flughafens und aller hier stationierten Raketen bilden zusammen eine kybernetische Großeinheit”, erklärte er. “Was die elektronische Passagierliste Ihrer Rakete weiß oder wußte, das weiß ich auch.”
“Wie? Was? Wollen Sie behaupten, Sie kennen die Namen aller Leute, die hier ankommen oder abreisen?”

(Quelle: Kurt Mahr – Die Attentäter, Moewig Verlag, 1. Auflage,1962, Seite 4 f.) 

Kurt Mahr schrieb diese Zeilen, die im Jahr 2040 spielen, im Jahr 1962. Ich fand sie im Jahr 2017. Das Europaparlament stimmte der Fluggastdatenspeicherung im Jahr 2016 zu.

Die Begründung des Parlaments 2016 ist Terrorabwehr. In der Perry-Rhodan-Welt von 1962 hatte man etwas gegen Naturphilosophen und aufrechte Demokraten, die die Legitimität der rhodanschen Herrschaft anzweifelten und deshalb als “Asoziale” verbannt wurden.

Schöne neue Welt.

Recht und Unrecht

“Es ist sinnlos, die Maßnahmen einer Riesenmaschine mit den Begriffen Recht und Unrecht identifizieren zu wollen. Wie sollte der Robot dazwischen unterscheiden können, wenn er gar keinen Wert darauf legt. Für ihn existieren nur logisch fundierte, rein praktische Gegebenheiten. Logistische Endergebnisse sind aber nur sehr selten, und dann noch rein zufällig mit jener Sache identisch, die wir Menschen als “Recht” bezeichnen.

(Quelle: K.H. Scheer – Die Welt der drei Planeten, Moewig Verlag, 1. Auflage, Seite 4)

Jahrzehnte vor einer möglichen Serienreife autonomer Automobile wirft Scheer hier eine Frage auf, auf die wir als Gesellschaft immer noch keine befriedigende Antwort gefunden haben: Wer ist letztendlich verantwortlich, wenn ein autonomes Fahrzeug einen Schaden, möglicherweise sogar Tote verursacht?

Moses im Supermarkt

Über die Zukunft der Vergangenheit hatte ich ja hier schon einmal geschrieben. Nach der Lektüre von Band 29 “Die Flotte der Springer” gab es wieder eine Stelle, die mich nicht losgelassen hat, und wieder war es Kurt Mahr, der mich hat nachrechnen lassen.

Auf Seite 46 des Romans schreibt Kurt Mahr über den arkonidischen Kampfroboter RB-013, genannt Moses:

“RB-013 sprach Englisch. Es war keine Schwierigkeit, einem arkonidisch sprechenden Robot das englische und noch ein paar Sprachen mehr beizubringen. Das Speichervermögen wurde pro Sprache nur mit fünf bis acht Promille seiner Kapazität belastet.
(Quelle: Kurt Mahr, Die Flotte der Springer, Moewig Verlag, 1. Auflage, Seite 46)

Jetzt stellt sich mir unweigerlich die Frage: Wie groß ist die Festplatte in Moses’ Schädel (oder Bauch, oder Brust, oder sonst wo, wo eben in einem arkonidischen Kampfroboter Platz ist)?

Lass mal überlegen! Wenn ich meinem Tolino ein Englisch – Deutsches Wörterbuch spendiere, habe ich eine Datei von 44,5 MB. Wenn ich davon ausgehe, dass das Arkonidisch der 1980er Jahre (Serienzeit) etwas komplexer ist, als das Deutsch des 21. Jahrhunderts, kann ich mal mit einer Dateigröße von 50 MB rechnen. (Leider ist Arkonidisch nie ausgearbeitet worden. Berechnungen für Sindarin oder Klingonisch wären mit Sicherheit genauer.)
Nehme ich weiterhin an, dass Moses ein durchaus kompetentes Roboterexemplar ist, gestehe ich ihm 5 Promille Speichernutzung zu.

Wenn also ca. 50 MB einer Speichernutzung von geschätzt 5 Promille entsprechen, ist Moses`Gesamtspeicher etwa 10000MB groß, was 10 GB entspricht.

8 GB ist derzeit die kleinste sinnvolle SD Kartengröße und liegt in nahezu jedem Supermarkt zu Preisen unter 10 Euro rum. 1962 hatte ein aktueller Großrechner (TR 4) eine Speicherkapazität von 0,2 MB, was 0,002 Prozent der Speicherkapazität von Moses entsprechen dürfte. Grob überschlagen natürlich.

Japanische Inspiration

Mein Freund Markus und ich lieben Science Fiction Filme älteren Datums – solche mit ordentlich Kulissenschieberei. Meist gräbt er die Dinger irgendwo aus und schon vergeht ein herrlicher Abend, dem gehobenen Blödsinne gewidmet. (Traditionell ist übrigens “Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe” mit passendem Süppchen vorweg.)

Im letzten Jahr schenkte Markus mir eine DVD-Box mit japanischen SF-Perlen (Geburtstag, Weihnachten, einfach so? Ich weiß es nicht mehr.) Jedenfalls war einer dieser Filme “UFOs zerstören die Erde” aus dem Jahr 1962. Ich habe keine Ahnung, wer sich solche Titelübersetzungen ausdenkt, denn schließlich taucht in dem Film kein einziges UFO auf und die Erde wird auch nicht zerstört. Der Originaltitel wäre wohl “Unglücksstern Gorath” gewesen.

Go … was? Genau. Gorath! Fast genau so wie der barkonidische Astronom Gorat aus PR 32 – “Ausflug in die Unendlichkeit”.

Gorath erschien in Japan am 21. März 1962, Gorath wird von Walter Ernsting am 13. April 1962 auf die Leser losgelassen.

Nach der Sache mit Rodan und Rhodan muss ich nicht an einen Zufall glauben, oder? Auch wenn die Zeit zwischen Gorat und Gorath knapp war.

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