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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Band 700 – Aphilie Erschreckend aktuell - gestern wie heute

Wenn ich mal meine Gedanken zu einem Einzelband festhalte, muss er mich schon arg bewegt haben – so wie die “Aphilie” von Kurt Mahr. (Ja, genau der Kurt Mahr, mit dessen Romanen ich im letzten Zyklus wieder mehr anfangen konnte.)

Worum geht es?

Die Erde kreist seit 120 Jahren um eine neue Sonne im Mahlstrom der Sterne. Dummerweise scheint den meisten Menschen die Fähigkeit zur Nächstenliebe abhanden gekommen zu sein, weswegen sich ein Terrorregime etablieren konnte. Zum Glück gibt es einige liebevolle Immune (schönen Gruß von der großen Verblödung damals), die allerdings gnadenlos verfolgt werden. Auf der Erde existiert zum Glück eine Widerstandsbewegung, die ein “Buch der Liebe” hütet.

Perry Rhodan ist vierzig Jahre vor der Romanhandlung mit dem Fernraumschiff SOL und einigen Vertrauten abgehauen. Kumpel Bully gehört nicht dazu, da sein Zellaktivator klemmt. Er ist jetzt Chef der Gefühllosen und nennt sich Bruder 1.

Was hat mich bewegt?

Na zuerst einmal sind da ein paar Fragen, die sich hoffentlich noch beantworten werden:

  • Warum überlässt man einem Verurteilten das fetteste Raumschiff, dass je auf Erden gebaut wurde?
  • Woher kommen die unglaublichen Rohstoffmengen für das fetteste terranische Raumschif aller Zeiten, wenn man nicht zu Hause ist?
  • Warum ist Bulls Zellaktivator kaputt?
  • Wie alt werden Tatcher a Hainu und Dalaimoc Rorvic?

Und dann sind da Dinge die mich beim Lesen fasziniert haben:

Ich habe in den letzen Monaten auf Cons und in sozialen Medien mit anderen Fans immer wieder mal über Brüche in der Perry Rhodan Serie geredet. Die beiden am häufigsten genannten Brüche – nach dem Tausendjahrsprung und vor dem Schwarm – kann ich nicht oder kaum nachvollziehen. Ziemlich viele Handlungsschemata und Prämissen sind über all die Hefte sehr ähnlich geblieben, Pfedrekopfmutanten hin oder her. Mit der Lektüre von Band 700 hatte auch ich das erste mal das Gefühl, dass sich die Serie verändert hat. Perry ist nicht mehr der strahlende Held und imperiale Oberresident der Jahrtausende lang immer wieder in demokratischen Wahlen in seinem Amt bestätigt wird (ist klar ….). Perry ist auf einmal am Arsch. Perry ist auf der Flucht. Perry hat nichts mehr, außer einem Raumschiff. (Ja, das zu Legende wird, soviel weiß selbst ich, obwohl mir bis Band 1000 selbst gröbstes Wissen über die weitere Handlung fehlt ;)) Mit diesem Band scheint sich etwas fundamental geändert zu haben. Vielleicht liege ich falsch, wer weiß. Ich bin gespannt

Außerdem gefällt mir die Serie immer dann am besten, wenn sich direkte Bezüge in unsere Welt auftun. Und davon hat Band 700 ja einiges, sowohl was die aktuelle Lesezeit (2018) angeht, als auch die Entstehungszeit (1975)

Erschreckend sind die PIKs, die Personal-Identifizierungs-Kodegeber, die jeder terranische Bewohner unter dem aphilischen Regime im Körper tragen muss. Durch diese Chips ist es dem Regime jederzeit möglich, den genauen Aufenthaltsort jedes Menschen zu jeder Zeit zu bestimmen. 1975 mag das Science Fiction gewesen sein, 2018 sieht die Sache dann schon etwas anders aus. Da pflanzen Firmen ihren Mitarbeitern Mikrochips ein.

Einen relativ direkten Einfluss auf die Romanentstehung dürfte die politische Lage zur Entstehungszeit gespielt haben. Schauprozesse gegen Regimegegner durch einen Menschen, der sich Bruder 1 nennt – da sind Pol Pot, die Roten Khmer und Kambodscha nicht weit weg. Ob mir das damals gefallen hätte kann ich natürlich nicht beurteilen. Bei der Veröffentlichung des Romans war ich ein halbes Jährchen alt. Heute gefällt mir dieses Zeitzeugnis ausgesprochen gut.

Kein Wunder, dass dieser Roman es in die Gold-Edition geschafft hat.

 

 

14 Kommentare

  1. Christian Wöhler

    Der Aphilie-Zyklus ist für mich einer der stärksten der kompletten Serie.
    Da wurde mal wirklich was Neues gewagt. Ja und das Image unseres Helden hat dort arg gelitten.
    Du schreibst, dass Dich die Anspielungen auf die “reale” Welt, bewegen: Das stimmt. Ich komme mir manchmal wie ein Mensch vor, der in der Aphilie lebt. Diese Gleichgültigkeit, ja Herzlosigkeit nimmt wirklich überhand. Und das mit den Chips. Es gibt ja schon Pläne, da soll jeder so einen Chip bekommen, damit man einfacher “bezahlen” kann. etc. Gruselige Vorstellung.
    Mich bewegt der Zyklus noch heute.

    • Martin

      Ich las gerade Das Stummhaus. Erschreckend.

      • Lars

        Oh ja ! Der Roman hat bei mir seinerzeit Alpträume ausgelöst .

  2. Lars

    Auch für mich ,einer der stärksten Zyklen der Serie
    Der erste Grosszyklus imho.
    Wobei ich ihn das erste mal,als Zehnjähriger gelesen
    habe und er daher,obwohl ich bei weitem nicht alles verstand,sicherlich prägend war.
    Zu deinen Fragen 2 und 4 :
    Rohstoffe gewinnt Terra aus uA Asteroiden,auch in weiter entfernten Sonnensystemen.
    Eine grosse Anzahl riesiger Raumschiffe und die lunaren Werften sind ja mitgekommen.
    Frage 4 : Dalaimoc Rorvic ist ein Halbcyno und somit wohl langlebiger als der Durchschnittsterraner.
    Ob zu Thatcher a Hainu oder Marskolonisten im allgemeinen was ausgesagt wird ,weiss ich so nicht mehr.
    Zu eins und drei kommt noch was,wäre möglicherweise ein Spoiler, deswegen sag ich jetzt nicht mehr dazu.

    • Martin

      Das mit den Rohstoffen in 2) leuchtet ein, schließlich wurde ihnen das System ja mehr oder weniger überlassen.Und zu 4) fürchte ich, dass ich die beiden kosmischen Laurel & Hardy Kopien noch weiter ertragen darf …

  3. Ralf

    Lass mich mal erklären:
    zu 1: Ja, dazu wird es eine, wenn auch nur halb befriedigende Antwort geben.
    zu 2: Der Mond ist groß!
    zu 3: Nein, eine Begründung wird es nicht geben. Nur eine Lösung.
    zu 4: Ok, Rorvic als Halb-Cyno hat Lars ja schon erklärt und Tatchers Alter wird von ihm selbst spätestens im nächsten Zyklus erklärt.

    Aber spoilern werde ich nicht. 😉

    • Martin

      Du hast schon insofern gespoilert, als dass ich jetzt weiß, dass die beiden Knallköppe noch weiter dabei sein werden …

      • Ralf

        Ja, die beiden werden dich noch ein Weilchen begleiten und das werden nicht die besten Hefte sein. Mein “most hated” der ganzen Serie enthält sie. Und das sogar schon zu der Zeit, als ich die beiden noch gemocht habe. 😀

        • Martin

          Dein “most hated” würde ich ja jetzt schon mal interessieren. Da sei dir auch mal ein Spoiler gestattet 😉
          Ich glaube, die zwei Tuppesse erträgt man auch nur, wenn man sie bereits in der Jugend schätzen und lieben gelernt hat. Als Spätberufener bleibt mir dieser besondere Humor vermutlich auf alle Zeiten verborgen.

          • Ralf

            Das ist Nummer 897 – “Ein Hauch von Magie”. Ein selten schlechter Roman, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach. Ich habe ihn letztens noch in der Silber Edition von Silberband 105 gehört und war wieder einmal geschockt ob der Grottigkeit der Handlung und des ganzen Romans. Mehr möchte ich dazu auch nicht wirklich sagen, das ringt sonst böse Erinnerungen wieder hoch. 😉

  4. Uli

    Siehste Martin habe gewusst das dir Aphililie gefällt erschreckend real aus heutiger Sicht! Sehr düster
    Viel Spaß noch!

    • Martin

      Na, ob Das Stummhaus so ein Spaß war … Den Roman habe ich mir zur Seite gelegt, um ihn demnächst noch einmal zu lesen.
      Ich bin gespannt, was dieser Zyklus noch so mit sich bringt.

  5. Mario Staas

    Ja, die Aphilie… leider nicht konsequent zu Ende gedacht in manchen Teilen, aber schon erschreckend und plastisch. Habe ich vor 2 Jahren erst wieder gelesen und war ehrlich gesagt erschrocken, denn diese Gesellschaft… auf die steuern wir hier heute zu!

    • Martin

      Ja, eigentlich schade, dass das nicht wirklich durchdacht ist.die Auswirkungen reiner Logik auf menschliche Beziehungen.
      Was mich aber so gar nicht überzeugt hat, ist die Tatsache, dass die Aphilie dazu geführt haben soll, Rhodan die SOL zu überlassen, da man ja aus Lieblosigkeit die Erde gar nicht mehr zurückbringen wollte. So zumindest schrieb es Kurt Mahr im “Computer”. An der Stelle hinkt die Sache für mich gewaltig. Aber gut, sei es so. Oder, wie Wim Vandemann immer sagt: “Es gibt keine Fehler. Nur noch nicht erzählte Geschichten.”

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