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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Autor: Martin (Seite 43 von 70)

Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.

Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.

Zyklusrückblick: M87

M 87, oder die Zeitpolizei, also der Zyklus nach den Meistern der Insel. Obschon beide Zyklen inhaltlich eng verzahnt sind, könnten sie unterschiedlicher und doch gleicher nicht sein.

Ungleiche Zwillinge

MdI erzählt seine Geschichte in der Computerspieldramaturgie eines klassischen Adventures. Mission 1 hier, Mission 2 da, die Räume werden enger, die Sprünge länger, die Gegner böser. Nicht wirklich raffiniert, aber nett zu lesen. Und tatsächlich das erste Mal, dass ein Handlungsstrang der Serie über 100 Hefte angelegt ist. Wenn auch Abschnitte wie der auf Horror nur mit viel gutem Willen zu ertragen sind.
M 87 kommt in weiten Teilen wie eine Kopie des vorangegangenen Zyklus daher: Terraner fliegen irgendwo hin, kommen nicht wieder weg, treffen jemanden, der sehr mysteriös ist. Es gibt mal wieder organische Raumschiffe, die sehr gefährlich sind und selbst das terranische Flaggschiff wird an einem ähnlichen Punkt des Zyklus ähnlich unmotiviert entsorgt. Bei mir herrschten über weite Strecken gähnende Langeweile und das Gefühl, alle das schon einmal gelesen zu haben.
Aber dann kommt der Kniff. Der glänzende Sieg des terranischen Imperiums fällt flach. Perry und seine Kumpels sind einmal nicht die strahlenden Helden, sondern können nur durch die Hilfe der Haluter gerettet werden. Doch trotz dieser Hilfe liegt die Erde am Ende ziemlich in Trümmern, weil die Dolans doch keine bloße Kopie der Mobys sind.

Auch Goethe hats verzockt

Die Story selber ist dabei deutlich komplexer angelegt, weniger holzschnittartig. Sie beleuchtet die Menschheitsgeschichte und die der Haluter der letzten 50.000 Jahre. Das gefällt mir zum einen sehr gut, zum anderen liegt da für mich ein Problem des Zyklus: Wenn es eine Schiffsbesatzung 50.000 Jahre in die Vergangenheit verschlägt, gibt es dann keine andere Möglichkeit der Konfliktvermeidung als diesen Höllenroboter OLD MAN? Und wenn es so etwas wie die Zeitpolizei gibt, warum kommt es dann überhaupt zu Auseinandersetzungen? Wenn man schon in der Zeit zurückreisen kann … ach egal.
Vielleicht liegt es aber auch an mir. Schließlich habe ich meinem Deutschlehrer damals um die Ohren gehauen, dass ich Faust schlecht finde, und Goethe ein verdammt mieser Dramaturg gewesen sein muss, wenn er es nötig hatte, seinen Helden in einen Jungbrunnen zu schmeißen. Man sieht, ich mochte Zeitreisen schon damals nicht.

Aber das ist gar nicht mein Hauptproblem mit den Bänden ab 300.

Verschenktes Potential

Für mich ist einfach unglaublich viel Potenzial verschenkt. Gerade am Anfang. Die Tiefe eines Michael Rhodan, der Sohn eines Übervaters? Verschenkt! Michael Rhodan gibt den spleenigen Gecken, das wars. Da fand ich Thomas Cardif fast überzeugender, auch wenn der sträflich zu kurz kommt. Und dann der nichtexistente Spannungsbogen. Jeder Depp weiß, wer Roi Danton ist, inklusive des Lesers, nur Herr Rhodan senior trottelt durch die Handlung. Schade. Und in einem der letzten Bände begeht jemand aus der Besatzung die Unachtsamkeit, die Identität Roi Dantons zu offenbaren. Oho, großer Fehler von ihm. Dass zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon das halbe Universum bescheid wissen dürfte, wer dieser komische Kauz nun wirklich ist – geschenkt.
Das mit der fehlenden psychologischen Tiefe schieben wir mal auf die 1960er Jahre. Vermutlich wollte der klassische Heftromanleser von damals das nicht lesen. (Wobei die Frage interessant wäre, wie das heute aussieht. Wenn man mal einen Blick zu NEO rüberwirft, sieht man schnell, dass die Schilderung psychologischer Momente  nicht bei allen Lesern gleich gut ankommt.)

Und dann ist da noch OLD MAN. Da hat man eine höllische Raumstation, unvorstellbar groß und mächtig mit einer irren Geschichte, deren Geheimnis, nämlich dass sie 50.000 Jahre alt ist und eigentlich etwas mit der Besatzung der DINO III zu tun hat, fast im Nebensatz abgehandelt wird. Was wäre das für ein Kniff geworden, den Hintergrund erst gegen Ende offenzulegen. So ist OLD MAN eben da und darf ab und zu mal mitspielen.
Auf der anderen Seite darf Scheer dann hemmungslos alles an Kriegsschiffen ins All schicken, was er sich vorstellen kann. Na gut, das ist eben die andere Seite des Spannungsfeldes, in dem sich die Perry Rhodan Serie bewegt. Mich selbst fasziniert eher das andere Ende, an dem sich Autoren wie Darlton und Voltz tummeln.

Weiter nach einer kleinen Pause

Das letzte Heft des Zyklus hinterließ mich ratlos bis neugierig. ES wird kurz erwähnt, es gibt einen Zeitsprung von 1000 Jahren, die Menschheit bekämpft sich gegenseitig … Klingt jetzt sooo schlecht nicht. Ich bin gespannt, werde jetzt aber erst einmal eine kleine Pause einlegen, mich dem Andromeda Backup, Olymp und etwas ganz anderem widmen. Ich habe gestern „Der Marsianer“ auf dem Wühltisch gefunden. Das steht schon lange auf meiner Liste, genauso wie zwei Bücher von Jiro Taniguchi. Mal schauen, was wird.

Qualitätshelikopter

Heft 398 ist gelesen, die Dolans sind geschlagen und nichts bleibt, wie es mal war – fürchtet zumindest Herr Rhodan. Aber terranische Helikopter zeugen von unglaublicher Qualitätsarbeit, oder von jahrhundertelangem Entwicklungsstillstand.

In Band 20 – Venus in Gefahr (Veröffentlichung: 19. Januar 1962)
flogen die Landetruppen mit diesem hübschen Gerät auf die Venus. Wir schreiben das Handlungsjahr 1980.

»Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt«

457 Handlungsjahre später, in Band 398 – Das Ende der Dolans (Veröffentlichung: 18. April 1969) gilt es, die Erde gegen den Ansturm der Dolans zu verteidigen. Und zum Einsatz kommt dieses hübsche Fluggerät:

»Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt«

Das ist noch echte terranische Wertarbeit …

In beiden Fällen handelt es sich übrigens um einen Sikorsky S-56, der im Jahr 1954 zum ersten Mal abhob.

Immer wenn mir so eine nette Begebenheit, die dem immensen Arbeitspensum Brucks zu verdanken ist, auffällt, wächst in mir der Wunsch, eins der folgenden Bücher über Johnny Bruck und seine großartige Arbeit meiner Sammlung hinzuzufügen:

Es ist bald geschafft

Nur mal ein kurzes Zwischenverschnauferchen: Noch 9 Hefte, dann ist M87 endlich geschafft.

Wurde auch Zeit.

Ja, ich versuche das demnächst detailliert darzulegen, warum um M87 mich nicht gepackt hat. Derzeit lege ich aber einen kleinen Zwischensprint ein, um mich danach ein wenig der Fanfiction zu widmen. Da habe ich was Feines hier liegen.

Ach ja, und der Nächste, der unter diesem Stoßseufzer das Wort “Cappinzyklus” fallen lässt, liest mir das Ding in voller Länge vor. 😉

Obwohl der Ralf ja ne ganz angenehme Stimme hat …

Tempus fugit – denkende Maschinen

Diese Woche hatte ich einen hübschen kleinen Lesezufall. Auf der Leserkontaktseite von Heft 381 – Unternehmen Südsee aus dem Jahr 1968 bezweifelte ein Leser, dass eine Maschine jemals Eigeninitiative entwickeln könne. Er schreibt folgende Zeilen:

Quelle: PR 381 – Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Durch Zufall habe ich am selben Tag auf chip.de diesen Bericht gelesen, nach dem Google Roboter entwickelt hat, die eine künstliche Intelligenz ganz ohne menschliches Zutun schaffen können. Das Ganze nennt sich Project AutoML und stimmt mich nachdenklich. Das war doch vorgestern noch Science Fiction, denn gestern haben ja schon zwei KIs bei Facebook angefangen, sich miteinander zu unterhalten.

Schon faszinierend, was in 50 Jahren so alles passiert …

Gelesen: Perry Rhodan Olymp 1 – Mysterium

Ich wage mich aufs Feld der Videorezensionen und erzähle ein wenig über den Band 1 der neuen Miniserie Olymp, der mir dankenswerterweise kostenlos von der Perry Rhodan Redaktion zur Verfügung gestellt wurde.

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Perry Rhodan NEO – erste Ideen aus dem Jahr 1968

Ich bin fast im letzten Viertel des M87 Zyklus angekommen. Wer regelmäßig mitliest, weiß, dass ich meine liebe Mühe mit diesem Abschnitt habe. Aber! Es gibt Hoffnung!
In der Gestalt von Hans Kneifel, in vielen Titelbildern Johnny Brucks und in Form der Leserkontaktseite, damals noch einseitig und vor dem Roman.
Im Heft 372 – Expedition zur verbotenen Welt findet sich der folgende hübsche Abschnitt einer Zuschrift von Herrn Edmund Jung:

Quelle: PR 372 – Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Ich finde diesen Abschnitt doppelt hübsch. Der Band ist im Oktober 1968 erschienen, zu einer Zeit also, in der in Deutschland im Zuge der Studentenbewegung heftig über soziale und soziologische Verhältnisse gerungen wurde.
So sind nicht nur die Romane ein Spiegel ihrer Zeit, sondern auch die Leserzuschriften. Dass das bis heute zum Glück so ist, zeigt eine Leserzuschrift aus der aktuellen Nummer 2942, in dem das wohl etablierte Duzen innerhalb der Serie als störend empfunden wird. War da was mit einem wiedererstarkenden Konservativismus?

Habe ich schon mal erwähnt, dass wir mehr literaturwissenschaftliche Untersuchungen zu Perry Rhodan brauchen …? Dringend …?

Außerdem nimmt die Idee , die soziale Situation auf der Erde näher zu beleuchten, ein wichtiges Motiv der NEO Serie mal eben um schlappe 43 Jahre vorweg. Betrachten doch gefühlt die ersten Staffeln nahezu vollständig die sozialen Auswirkungen des Arkonidenkontaktes.
Ich mag sowas. Ist auch irgendwie Science Fiction …

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