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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Kategorie: Lesezeichen (Seite 11 von 14)

Manchmal mache ich mir Gedanken über meinen Heftekonsum. Kurze Gedanken, lange Gedanken, Oberflächliches, Tiefsinniges … egal

Ein wundervoller Nachmittag auf Wanderer

Heute hatte ich das große Glück, den ganzen Tag in der Sauna verbringen zu dürfen. Da bietet sich natürlich ein Lesemarathon zwischen den Saunagängen an. Also habe ich einige aktuelle und antiquarische Presseerzeugnisse zum Oberthema Weltraum mitgenommen und im Rhythmus “Halbes-Heft-Saunagang-Halbes-Heft-Saunagang” genossen.

»Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt«

Die Hefte 111 und 112 waren die letzten Nummern zum Schließen des Feiertagslochs (ich bin jetzt wieder bei einem Heft pro Tag), dazu kamen die aktuelle Nummer um das verlorene Volk und Band 1 von Terminus.

Was sich so aus einer Mischung von Zufall und Reihenfolge ergab, fügte sich zwischen 11:00 und 19:30 zu einem wundervollen Panoptikum und einem tollen Leseerlebnis.

Den Anfang machten natürlich die Hefte 111 und 112 mit ihrer Geschichte rund um Thomas Cardif und die Antis, in der Cardif erst seinen verhassten Vater und die gesamte Menschheit leimt und anschließend selbst der Superintelligenz ES auf Wanderer auf den Selbigen geht. Schöne Hefte, wirklich. Ich mag die Figur des Thomas Cardif und ihren Verfall, angetrieben von glühendem Hass auf einen Vater, der vollkommen versagt hat.
Ein interessantes Zeitdokument war Band 112, in dem bei Perry Rhodan von seinen Mitstreitern eine seelische Krankheit und Depression diagnostiziert wird, die natürlich nur mit einer neuartigen Schockmethode kuriert werden kann. Was bin ich froh, dass wir bei der Behandlung seelischer Leiden heute sehr viel weiter sind. (Und was bin ich froh, dass die Nummer nicht von Kurt Mahr geschrieben wurde. Seine Romane gefallen mir im Moment nicht wirklich gut. Zu oft wird da auf Schwächere und Andersdenkende eingeholzt. Kann aber auch sein, dass ich da biografisch vorbelastet bin. Vermutlich.)

Noch ganz frisch die herrliche Szene zwischen ES und Thomas Cardif auf Wanderer im Kopf stürzte ich mich auf den aktuellen Roman “Das verlorene Volk” von Michelle Stern.
Und was bekommen ich? Wanderer, again! In der tiefsten Vergangenheit. Gezeigt durch so eine Art vulkanischer Geistesverschmelzungsbrille.
Der Roman war ein Fest! An äußerlicher Handlung passiert nichts. Zwei Typen halten Händchen auf einer Liege. Das wars. Der Rest ist eine Art Traumreise, in der Perry Rhodan eine Menge über ES und Wanderer erfährt. Gerade mit der Nummer 112 im Rücken war das besonders fein zu lesen. (Vielleicht hole ich mir auch noch einmal die Nummer 19 vor.)
Außerdem spielt eine Vater-Sohn-Geschichte eine Rolle, wenn auch auf ganz anderer Ebene. Und auch hier haben die beiden Hefte wundervoll miteinander harmoniert.
Immer wieder interessant, solche unerwarteten Parallelen zwischen Heften, deren Erscheinungsdatum über 50 Jahre auseinander liegt.

Nebenbei wurde Terminus nochmal kurz genamedropped. Marketing, klar. Aber nicht störend. Schließlich sind beide Hefte am selben Tag erschienen.

Zum Tagesabschluss nahm ich mir also Terminus – Zeitspringer von Uwe Anton vor. Ich war zuerst ein wenig skeptisch, weil ich auf Uwe Antons Technobabel nicht immer gut zurecht komme. Außerdem finde ich seine Romane immer sehr komplex, voller Rückbezüge und innerer Verweise. Ob das gut gehen würde, nach 3 Heften und 6 Aufgüssen? Ich war gespannt.

Was soll ich sagen? Und wie das gut ging. So gut, dass ich das Heft in einem Rutsch durchgelesen habe und auf den siebten Aufguss des Tages verzichtet habe. (Mein Kreislauf bedankt sich vermutlich bei Uwe Anton.)
Zur Handlung schreibe ich nichts, aber zum Technobabel. Ja, der war da, aber er war großartig. Großartig deshalb, weil Uwe Anton dem großen Rainer Castor ein Denkmal setzt, indem er ihn als Hyperphysiker auftreten lässt. Ja, vielleicht war so manche Schilderung etwas over the top, wie der Brite zu sagen pflegt, aber die liebe- und humorvolle Art, wie Uwe Anton den Großmeister des Dimesextatriebwerks vor meinem inneren Auge hat auferstehen lassen – Respekt. Ich habe Rainer Castor leider nur ein einziges mal getroffen, aber ja, lieber Uwe Anton, bereits im ersten Halbsatz habe ich ihn wiedererkannt.

Laut gelacht habe ich bei der Biographie des Hyperphysikers, der aus dem “Kaff Andernach” stammt. (Meine Lieblingssauna ist in Andernach und mein noch kleineres Kaff ist ein Nachbarkaff von Andernach. Nur, wie Koblenz in 1500 Jahren zur Metropole Groß-Koblenz werden soll … Science Fiction, Baby. Im Leben nicht 😉

Ach ja, öffentliches Perry Lesen führt unweigerlich zu neugierigen Blicken und dreimal zu der Nachfrage, ob Gucky denn noch lebe.

In diesem Sinne. Lest mehr öffentlich. Das macht Spaß.

Übrigens …

… schreibe ich heute noch einen zweiten Post, weil ich euch einen Blog empfehlen möchte.
Stephanie ist ein Mensch mit unglaublich vielen Interessen, und sie ist genau wie ich noch ziemlich neu im Perryversum. Und genau wie ich bloggt sie darüber.

Unter dem Hashtag #kleinerKometimPerryversum teilt sie ihre Gedanken und Eindrücke zum größten Literaturprojekt der Menschheit. Dabei verfolgt Stephanie anscheinend einen etwas anderen Ansatz als ich, was ihren Blog für mich extrem spannend macht. Außerdem frönt Stephanie all ihren Interessen in einem einzigen Blog – im Gegensatz zu mir.
Wer immer auch ein Herz für Literatur, Kunst und Fantasie hat, dem sei ein Blick auf den kleinen Kometen empfohlen.

Stephanie und ich hatten schon ein wenig Kontakt auf Twitter, und ich sag mal so: Sie hat mir bei einer Aktion mit wertvollen geholfen, die ich demnächst veranstalte, wenn ich meinen Raumschifffriedhof abgewrackt habe, weil ich für die Aktion ein wenig Platz im Zimmer brauche. Danke nochmal für deine Tipps, Stephanie.

Zustand des Heftehaufens am 15.04.2017

Zeitreise – Der Welt größtes Photohaus

Ich habe ja schon einmal über die Werbung in den alten Perry Rhodan Heften geschrieben. Und im Prinzip hat Björn B. mich auf die Idee zu dieser Zeitreise gebracht, in der es mal nicht um Esseen oder Trinken geht. Björn schrieb:

“Ich bin ab und an versucht, auf alte Anzeigen zu antworten, die mit Freiexemplaren werben. ;)”

Björn, dein Wunsch war mir Inspiration. Da ich es liebe, wenn sich zwischen meinen Hobbies unerwartet Parallelen auftun, habe ich mich kurzerhand um diese Anzeige gekümmert, die sich so oder so ähnlich in fast jedem der ersten Hefte findet:

»Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt«

Photo-Porst – Der Welt größtes Photohaus. Ehemals. Ein knapper Überblick über die Firmengeschichte findet sich hier. Porst-Objektive hat mich zu Studentenzeiten in schöner Regelmäßigkeit mit preisgünstigen und lichtstarken Festbrennweiten versorgt. Damals gab es noch jede Menge Fotohändler mit tollen Gebrauchtvitrinen. Und noch heute steht dieses alte Schätzchen in meinem Schrank, auch wenn ich lange keinen analogen Film mehr benutzt habe.

PORST CR1 mit Fuji X-Bajonett aus den frühen 80er Jahren

Tja, Björn. PORST ist mehr oder weniger Geschichte. Die Abteilung 328 in 85 Nürnberg existiert nicht mehr. Aber es gibt ja diesen großen Versandhändler, der kürzlich diese Plattform für Versandantiquariate gekauft hat. Und tatsächlich habe ich das “interessante Buch: Photohelfer” ergattern können. Ganz ohne Postkärtchen, dafür zum unschlagbaren Preis von 80 Cent. (plus 3,00 € Porto).

»Copyright 1954 by Hanns Porst Verlag, Nürnberg« 

Im Original hatte das Buch wohl noch einen Schutzumschlag, aber der war für 80 Cent nicht mehr dabei.
“Der große Photo Helfer” bietet auf 288 Seiten das, was man am ehesten eine Fotoschule für Hobbyfotografen nennen könnte. Von den physikalischen Grundlagen der Bildentstehung, über grundlegende fotografische Begriffe bis hin zu den unterschiedlichsten Aufnahmesituationen und Motiven bietet das Buch einen recht vollständigen Rundumschlag zur Amateurfotografie. Das Buch versprüht in Text und Bild natürlich voller Begeisterung den Charme der bundesdeutsche 50er Jahre inklusive Wirtschaftswunder und allem Trallala. solche Portraits macht heute kein Mensch mehr und das, was da an Foodporn gezeigt wird … mein lieber Schwan. Dass das die Tischplatte aushält.
Aber viele Regeln zur Bildkomposition gelten nach wie vor und “Der große Photo Helfer” war mit Sicherheit kein schlechtes Buch.
Für historisch interessierte Amateurfotografen lohnt sich die Anschaffung allemal.

Mein Buch trägt auf dem Vorsatz noch diese schöne Widmung aus dem Jahr 1965:

Die Nachwirkungen des Wilhelm Karl Voltz

In einem meiner letzten Posts habe ich über William Voltz und seinen ersten Roman “Das Grauen” geschrieben. Dabei habe ich natürlich einen völlig anderen Blickwinkel, als so mancher Altleser, ganz einfach aus dem Grunde, dass ich erst im Jahr 1974 geboren bin und 2011 mit der Perry-Rhodan-Lektüre begonnen habe.
Willy Voltz kenne ich nur aus Erzählungen. Meine Expokraten sind Uwe Anton, Christian Montillon und Vim Vandemaan und mein Lieblingsautor ist Michael Marcus Thurner.
Und trotzdem fasziniert mich Voltz, wenn auch vermutlich auf andere Weise, als so manchen Altleser.

Einer dieser Altleser ist Jost Alpe. Er hat mir Zeilen per Email geschickt, die ich euch mit seiner Einwilligung nicht vorenthalten will, und die ich nicht in meinem Postfach versackt wissen will.

Jost schrieb über seine Erinnerungen an William Voltz:

Nach meinem Schock über Willis Tod hatte ich mir damals oft die letzten LKSe vorgenommen, die er bearbeitet hatte. Da er auch den PR Report verantwortete, schrieb er dort auch alle vier Wochen die Einleitung. Kurz vor seinem Tod thematisierte er auch Krankheit. Er schrieb, dass ihm mal ein indischer Heiler gesagt hätte, dass man auch unheilbar Kranke nie aufgeben dürfe. Beim ersten Mal lesen war das noch recht unspektakulär. Ich ahnte ja nichts von seinem Krebs. Später wusste ich, er schrieb über sich. Dieser Mann war ein Phänomen. Als ich 1984 von seinem Tod erfuhr, der erst 10 Wochen später in der EA bekanntgegeben wurde, da war für mich eigentlich der Glaube an ein Weiterbestehen von PR erschüttert. Bis dahin erschien ja weiterhin wöchentlich die LKS mit "Bis in einer Woche euer Willi Voltz". Ich hatte jede Woche die Hoffnung, dass es doch eine Ente war. Damals gabs ja kein Internet oder sonstige Quellen. Bis Band 1186 kam und da stand es dann...! 
Willi hab ich leider nie kennen gelernt. Aber Anfang der 90er stand ich mal an seinem Grab in Heusenstamm auf dem Rückweg von einem Weltcon. 
Ich empfehle die Seite williamvoltz.de mit einer tollen Biographie.
 

Danke, Jost, für diese Zeilen, die mich dazu gebracht haben, die LKS der 5. Auflage mit anderen Augen zu sehen.
Ich würde mich freuen, wenn noch mehrere Altleser ihre Eindrücke teilen würden, entweder in den Kommentaren oder gern per E-Mail, die sich im Impressum findet.

 

Nicht, dass es irgendwen interessieren würde …

EDIT: Die Nachfolgende Information ist falsch und zog eine interessante Diskussion nach sich, die ich in einem neuen Post gebündelt habe.

… aber die erste Erwähnung des Wortes Computer innerhalb der Perry-Rhodan-Heftromanserie erfolgt in Band 85 “Kampfschule Naator”. Vorher war immer nur von “Automaten”, “Schaltungen” oder “Robotgehirnen” die Rede.
Clark Darlton verwendet allerdings eine etwas antiquierte Schreibweise:

“Uhrzeit, Sprungkoordinaten, Geschwindigkeit – alles war so, wie es der Kompouter errechnet hatte. Fehlte nur noch der letzte Hebeldruck, der alles einleitete.”

(Quelle: Clark Darlton – Kampfschule Naator, Moewig Verlag, 1. Auflage, 1963, Seite 16)  

Sollte zufällig jemand eine der Nachauflagen besitzen, würde mich durchaus interessieren, ob diese seltsame Schreibweise später angepasst wurde. Ich freue mich über einen entsprechenden Kommentar.

Hallo Willy

Mit großer Spannung erwartet, vor ein paar Tagen dann ist es passiert: Ich habe meinen ersten Heftroman von William Voltz gelesen.

Für die nichtrhodanistisch geschädigten vorgebildeten Leser sei angemerkt: William Voltz gilt als der große humanistische und visionäre Renovierer der Serie, der ihr den bis heute gültigen kosmischen Überbau verschafft hat.

Nachdem ich früher schon “Ich, Rhodans Mörder” gelesen habe, und auf dem Weltcon 2011 den Erzählungen seiner Witwe Inge Mahn lauschen durfte, war ich von William Voltz fasziniert, und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an “Das Grauen“.

Worum geht es im Grauen?

Spoilerfrei könnte man konstatieren, dass ein Mutant durchdreht und am Ende nichts so ist, wie es zu sein scheint. Und außerdem werden ein paar seltsame Wesen eingeführt, die wohl später noch eine Rolle spielen werden.

Die Handlung selbst klingt jetzt nicht überaus spannend, was sicherlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass K.H. Scheer dem damaligen Grünschnabel Voltz ein Exposé geschrieben hat, dass er zur Not auch hätte verzocken können. (Die Gerüchteküche weiß davon, dass Voltz den Roman vier Mal umschreiben musste.) Allzu viele Querbezüge dürften also schon im Expo nicht drin gestanden haben.

Trotzdem habe ich den Roman mit Genuss gelesen, weil mit Voltz endlich jemand an der Serie mitzuarbeiten scheint, der ähnlich wie Ernsting schreibt, aber eben doch ganz anders. Wo Ernsting seiner Fantasie freien Lauf lässt und großartige Landschaftsaufnahmen pinselt, legt Voltz offensichtlich den Fokus auf die kleinen Dinge. Er beschreibt Menschen und ihre Stimmungen extrem genau (gemessen an dem, was in einem Heftroman zu erwarten ist), versucht hinter seine Figuren zu blicken, ihnen Tiefe zu geben und ihre Motivation zu erklären. Das ist großartig und war bis jetzt bei keinem der Autoren der ersten 80 Hefte so prägnant. (Und über die Eigenheiten von Scheer, Ernsting, Mahr und Shols habe ich mir ja schon den ein oder anderen Gedanken gemacht.

Ich freue mich auch Band 87 – “Die Schläfer der ISC” und dann in zwei oder drei Jahren auch auf die Voltzschen Expos ab Band 650.

Kleine Randnotiz bezüglich der Auflagen:

“Das Grauen” gehört zu den wenigen Heften, die ich in der 5. Auflage besitze. Ich mag die 5. Auflage wegen ihrer Eigenständigkeit. Sie bietet neue Variationen bereits bekannter Titelbilder, Innenillustrationen und eine wundervolle Leserkontaktseite, die (zumindest am Anfang) so schön retrospektiv ist, also eine Sicht der Dinge einnimmt, die ich beim Nachlesen ja auch irgendwie habe.
Spannend finde ich die LKS im Grauen deswegen, weil Voltz sich als neuer Autor selbst einführen muss. Das ist lesenswert.

Nachtrag zur Randnotiz (wenige Stunden nach Veröffentlichung dieses Artikels geschrieben): Ein Leser hat mich auf Twitter gerade darauf hingewiesen, dass kurz nach Erscheinen dieses Heftes die Nachricht von Willi Voltz’ Tod die Runde machte.
Voltz musste sich also schwer krank selbst vorstellen und spricht lediglich von “gesundheitlichen” Gründen, die ihn zum Kürzertreten zwingen.
Was muss in Willy Voltz beim Schreiben des Vorwortes vorgegangen sein? Ich mag es mir garnicht ausmalen.

Noch kleinere Randnotiz bezüglich meiner Lesebiographie:

Diesen Artikel werde ich mir hoffentlich in fünf Jahren noch einmal vornehmen, um ihn mit meinen dann aktuellen Eindrücken des voltzschen Werkes zu vergleichen. Das wird ein Spaß.

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