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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Kategorie: Lesezeichen (Seite 12 von 14)

Manchmal mache ich mir Gedanken über meinen Heftekonsum. Kurze Gedanken, lange Gedanken, Oberflächliches, Tiefsinniges … egal

Früher war alles besser!

Am letzten Montag hatte ich ja ein wunderbares Perry Rhodan Treffen in Köln. Und wenn sich zwei Menschen mit so unterschiedlichen Lesebiographien wie Volker und ich unterhalten, finde ich es immer auch interessant, sich über verschiedene Blickwinkel und Eindrücke auszutauschen.

Ein immer wieder beliebtes Streitthema unter Perry Rhodan Anhängern ist die Existenz sogenannter Füllromane, Romane, deren Existenz im Allgemeinen damit begründet wird, einen Zyklus auf die gängigen Hundert Hefte aufzufüllen.

Ich weiß, dass auch Menschen mitlesen, die mit einigen Spezialitäten des Rhodanschen Kosmos nicht vertraut sind. Deshalb ein ganz kurzer Einschub:

Ein Perry Rhodan Heft besteht normalerweise aus 64 Seiten, die mit einer fortlaufenden Handlung gefüllt werden muss, sollte aber auch als Einzelheft konsumierbar sein. Die vom Fernsehen feiern das gerade als den Heiligen Gral der modernen Fernsehserie ab.

Eine Staffel, oder um den Rhodanbegriff zu nehmen, ein Zyklus umfast in der Regel einhundert Hefte (von Kurzzyklen mal abgesehen). Das bietet den marketingtechnischen Vorteil, dass man einen Band, der auf einen glatten Hunderter endet, Neulesern als Einstiegslektüre ans Herz legt. (Wer das selber testen will, sollte im Bahnhofsbuchhandel einfach mal den aktuellen Band 2900 kaufen.)

Ein beliebter Vorwurf, wenn man mit dem aktuellen Handlungsbogen als Leser nicht zufrieden ist, lautet: “Das ist ein total überflüssiger Füllroman. Weg damit.”
Und da natürlich früher alles besser war, gab es früher auch keine Füllromane. Die kamen erst mit den doofen neuen Autoren, die ja überhaupt keine Ahnung haben.

So eine Diskussion, die ich zugegebenermaßen gerade etwas überspitzt zusammengefasst habe, hatte ich gerade bei einem meiner seltenen Besuche im Perry Rhodan Forum überflogen, als ich mich an Band 68 – Hetzjagd durch die Dimensionen machte.

Und soll ich euch was sagen?  Das Ding ist der allerschlimmste Füllroman, den ich jemals gelesen habe. Habe ich “gelesen” geschrieben? Gelesen? Niemals! Überflogen habe ich diesen Schundroman. Völlig überflüssig. In 45 Minuten war ich durch, habe jede zweite Seite überflogen, weil nichts passierte, und wir am Ende auch nur wenig schlauer waren. So ein aufgeblasener Mist! Nie mehr les ich irgendwas von diesem Stümperautor! Der Mahr sitzt da in Amiland und hat von nichts eine Ahnung! Wie kann man nur? Was soll das? Scheer muss weg! Perry geht vor die Hunde! Das ist das Ende.

Nöö, ist es nicht. In meinem Rücken stehen noch knapp 2900 Hefte. Und das war der erste wirklich richtig doll schlechte. (Von Ausreißern wie dem zweiten Venusabenteuer schweige ich in meinem Wutanfall mal einfach.)

Na und? Davon geht die Welt nicht unter. Denn früher war alles früher, aber nicht immer besser. Perry Rhodan, das größte literarische Projekt der Menschheit, besteht eben nicht aus 2900 Perlen, sondern auch mal aus echtem gequirltem Blödsinn. Das macht den Reiz aus und gehört dazu. Damals wie heute.

In diesem Sinne: Ein Hoch auf alle Füllromane der vergangenen 56 Jahre.

Ad Astra.

Was ist denn mit Herrn Scheer passiert, lieber Atlan?

Ich hatte ja schon einmal angedeutet, dass mich der Scheersche Stil der ersten Tage durchaus fasziniert. Kurz Sätze, kein bisschen Information zu viel, alles sehr militärisch und zackig.
Das finde ich zwar nicht immer schön zu lesen, aber im Zusammenspiel mit der Ernstingschen Fantasie finde ich das eine tolle Mischung.

Und dann kam Band 50 – Der Einsame der Zeit. Jener legendäre Roman, in dem der unsterbliche Arkonide in seiner Unterwasserkuppel aufwacht, im festen Bewusstsein, dass die “kleinen Barbaren” auf der Erde sich selber ausgelöscht haben.

Diese Schilderung des Aufwachens, Atlans Verwunderung darüber, dass sich die Menschheit offensichtlich doch nicht selbst erledigt hat, sein erstes Treffen mit Perry Rhodan, der legendäre Wasservers während des Zweikampfes … die Scheersche Knappheit ist wie weggeblasen. Ausführliche Schilderungen ersetzen knappe Kommandos, knackige Dialoge die abgehackten Halbsätze. Auf mich macht der Roman den Eindruck, als hätte Scheer seine Figur gefunden.

Natürlich reden wir hier immer noch von Trivialliteratur, und so manche Szene liest sich wie der Zweikampf zwischen Winnetou und Old Shatterhand im Weltraum. Aber warum auch nicht. Schließlich ist die Ausgangsituation vergleichbar. Der stolze ApachenArkonidenhäuptling trifft einen frisch dem Greenhornstatus entwachsenen Abenteurer. Man haut sich, man bringt sich fast gegenseitig um und verbrüdert sich dann. So weit, so bekannt.

Aber hey, wir lesen vom Meister des Kommandotons zum ersten Mal so etwas wie innere Handlung. Das finde ich bemerkenswert.

Ich bin gespannt, wie Scheer die Atlanfigur weiter entwickelt und wie andere Autoren mit ihr zurechtkommen. In den Handlungsteilen, die ich schon kenne (ab 2600), empfinde ich Atlan als so eine Art mystisch-überhöhten Überfreund, mit dem ich nicht wirklich viel anfangen kann. Aber wie schon bei Gucky lerne ich bekannte Figuren und Typen gerade neu kennen und schätzen. Und das ist großartig.

Achtung, das war ein Karton

Im Moment sieche ich mit südsingalesischer Elefantenpest auf dem Krankenlager dahin, was mir Zeit und Gelegenheit gibt, die entstandene Karnevalslücke zu schließen.
Ich war ein wenig unsicher, ob ich nach einer ganzen Woche mit “Detektiv Conan” wieder ins Perryversum finde. Aber es hat mir offensichtlich gefehlt. So sehr, dass ich gleich mal den ersten meiner Kartons fertig gelesen und wieder meinen bisherigen Schnitt von etwa einem Heft pro Tag erreicht habe. Es wird also langsam Zeit, endlich mal das Regal mit dem finalen Stellplatz aufzuräumen.

Aber erstmal werde ich gesund und lese derweil noch ein wenig. Empfehlen kann ich hier gerade – komplett abseits aller SF – den Roman “Eva schläft” von Francesca Melandri, einen historischen Roman, der die Geschichte Südtirols in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschreibt.

Zeitreise – Ein Bounty vom Flughafen

Die März-Zeitreise geht eindeutig auf Volkers Kappe. Ich bedanke mich vorweg für viele wundervolle Erinnerungen an Nachmittage mit meinem Vater und bitte eventuelle Gedankensprünge und Weitschweifigkeiten schon jetzt zu entschuldigen.
Ich versuche mich einmal an einer logischen Reihenfolge:

»Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt«

Volker hat im Januar von seiner Erinnerung an Lesenachmittage mit Perry Rhodan und Bounty-Riegeln geschrieben. Volker, ich liebe Bounty-Riegel. Danke, dass ich extra für diesen Bericht eine Tüte davon gekauft habe.

Heute gehe ich in den Laden und kaufe mir einen Riegel, aber wie war das damals in den 80ern?
Süßigkeiten waren elterlicherseits ja mehr oder weniger rationiert und 70 Pfennig, der Preis eines Riegels zu Kinderzeiten, machten das Ganze zu einer ziemlichen Luxusangelegenheit.

Um an Geld außer der Reihe zu kommen, hatten wir als Kinder drei Möglichkeiten:

Man konnte Pfandflaschen sammeln.Klar. Das habe ich aber selten gemacht, weil das immer eine Ewigkeit gedauert hat, da auf eine anständige Summe zu kommen.

Wenn man wie ich seine Kindheit in den Siebzigern und Achtzigern in einer Großstadt mit Flughafen verbracht hat, wusste man bessere Möglichkeiten.
Damals konnte man als kleiner Dotz nämlich noch mit einer Plastiktüte zum Büdchen gehen, die in Düsseldorf oft den schönen Namen Trinkhalle tragen, und sich für den Papa mal drei Flaschen Alt einpacken lassen. Das Restgeld durften wir in den meisten Fällen behalten. Da war eine Mark schnell zusammen.

Noch großartiger, allerdings deutlich seltener war ein Besuch auf dem Flughafen. Da standen nämlich Gepäckwägelchen rum, für die man damals noch ein Pfand zurück bekam. 50 Pfennige steckten in so einem Wagen. Da hatte man sein Bounty natürlich schnell zusammen, vor allem dann, wenn man sich getraut hat, am Taxistand freundlich zu fragen. Dabei durfte man sich allerdings nicht erwischen lassen, das war nicht gern gesehen.
Natürlich hatten wir alle von den legendären 50ern aus dem Jahr 1950 mit dem falschen Aufdruck “Bank Deutscher Länder” gehört und jede Münze sorgfältig kontrolliert. Wir waren jederzeit bereit, einen Schatz zu heben.

Nicht gern gesehen war natürlich der Solobesuch des Flughafens. Dazu musste man irgendwie um die Engländerkaserne rum, die es damals im Düsseldorfer Norden gab. Das war mit unseren kurzen Beinen ein ausgesprochen langer Fußweg und lag natürlich komplett jenseits des erlaubten Spielgebietes, was natürlich die Spannung beim Wagensuchen nicht unwesentlich gesteigert hat. Etwas Verbotenes tun und dabei Geld verdienen – wir haben uns gefühlt wie richtig erwachsene Ganoven.

Auf erlaubte Weise zum Flughafen ging es oftmals an Sonntagen. Da war der Zeitschriften- und Buchladen in der Abflughalle (damals noch im alten Düsseldorfer Flughafen) ein beliebtes Ausflugsziel von meinem Vater und mir. Er hat die Augen nach neuen Lucky Luke Comics aufgehalten, ich nach Kofferwägelchen – und natürlich Lucky Luke.
Übrigens gab es in diesem Bücherladen eine ganze Wand voller Silberbände, die schon damals mächtig Eindruck auf mich gemacht hatten. Da mein Vater aber nicht das Geringste von Science Fiction hielt, und auch heute noch nichts damit anfangen kann, hat er mich von diesem “Schundkram” immer recht schnell weggezogen. Noch immer bezeichnet er alles, was irgendwie in Richtung “Weltraumbuch” (Bezeichnung meiner Tochter für Perry Rhodan Hefte) geht, etwas abfällig als “Captain Flutscher”.
Wer weiß, was passiert wäre, wenn er das nicht getan hätte. Heute treffen wir uns literarisch bei Arthur Conan Doyle und Edgar Allan Poe.

Das waren schöne Nachmittage damals. Leider haben die irgendwann in den 80ern aufgehört, weil mein Vater IRA-Anschläge auf die nahe gelegene Engländerkaserne befürchtet hat.

Der finanziell lohnenswerteste Ausflug war übrigens der, den ein Freund meines Vaters mit uns unternahm. Der Mann war bezeichnenderweise Schotte und hatte einen ganzen Sack Shillinge, also alter 5-Pence-Münzen dabei. Die waren genau so groß wie Markstücke, die man in den Wechselautomaten für die Kofferwägelchen stecken konnte, um zwei 50-Pfennig-Stücke rauszubekommen. Tja, was soll ich sagen. Der schottische Freund war großzügig und wir waren jung und brauchten das Geld. Wägelchensuchen war an dem Nachmittag gestrichen und schottisches Shortbread hatte zu der Zeit etwas echt exotisches. Dagegen kam kein Bounty an.

Weitschweifige Gedanken, ich weiß. Aber so ist das eben bei mir, wenn jemand in einem Perry-Rhodan-Blog von Bounty-Riegeln erzählt. Danke, Volker.

Und heute bin ich es, der mit seiner Tochter am Köln-Bonner-Flughafen nur schwer aus dem Bücherladen zu bekommen ist.

Zeitreise – Ab unter die Decke

Auf zur Februarzeitreise, die diesmal von euch inspiriert ist. In den Kommentaren zu meiner ersten Zeitreise hat Heidi davon erzählt, wie sie Salzstangen und Dämonenkillerhefte unter der Bettdecke im Taschenlampenlicht verschlungen hat. Bei dem Kommentar schossen sofort die Erinnerungen in mir hoch. Lesen unter der Taschenlampe, heimlich. Als Kind war das ein herrliches Gefühl. Bei mir waren es meist ???- und Fünf-Freunde-Bücher oder Lucky Luke Comics.
Viele der alten Lucky Luke Klassiker aus dieser Zeit haben sich bis heute in meinem aktiven Wortschatz gehalten. So sage ich bei unerwartetem Besuch regelmäßig: “Hilton die Dalfes.” Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Mangiafazzula ein großartiger Nachname ist.

Salzstangen im Weltraum

Am Wochenende habe ich an einmal versucht, dieses Gefühl nachzuerleben, und wisst ihr was? Die Decke ist zu kurz und ich lese mittlerweile dann doch lieber an meinem Lieblingsleseplatz am Wohnzimmerfenster. So hat eben alles seine Zeit.
Aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich am Bett unserer Tochter die Taschenlampe und einen Comic sehe. Wir wissen genau, was sie dann tut, und sie denkt, es wäre heimlich. Ich glaube, das gehört sich so.
Heidi, danke für das Wiedererwecken dieser wundervollen Erinnerungen.

Und wie auch im letzten Monat gilt: Hat jemand spannende Zeitreisen zu berichten? Dann immer her damit!

Ich habe es getan

Es ist so weit! Ich bin meinem Haufen untreu geworden. Wie konnte das nur passieren? (Kurt Brand hätte an dieser Stelle ein Ausrufezeichen gesetzt!)

Tja, also, wie es so weit kommen konnte? Es begab sich zu der Zeit, da ich Band 51 für eine Wartezimmerlektüre aus dem Karton ziehen wollte und schockiert feststellte, dass ich die Lücken bis Band 1000 zwar sehr wohl bereits in Evernote gelistet habe, allein die Konsequenzen blieben aus. Skandal!

Also: Eine Bestellung an die Sammlerecke und 1,99 Euro im Buchladen meines Vertrauens investiert und dann erst ab zum Arzt. Stellt euch vor, ich hätte im Wartezimmer Zeitschriften lesen müssen. Soweit kommts noch …

In trauter Eintracht …

Und wie war das Leseerlebnis?

Durchwachsen würde ich sagen. Natürlich ist es extrem praktisch, unterwegs einen kleinen Reader dabei zu haben, sich keine Seiten merken zu müssen, nicht mit den Plastikhüllen rumzuschlabbern. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich langsamer lese, weil ich auf dem Reader immer nur einen deutlich kleineren Textteil erfassen kann, als im Heft. Dafür habe ich genauer gelesen.

Was mir aber gar nicht gefällt, ist das fehlende Ambiente. Ich habe kein farbiges Titelbild, von Innenillustrationen mal ganz zu schweigen. Dazu fehlt einfach das haptische Papiererlebnis, der Geruch des alten Heftes, das vorsichtige Umblättern, das Achten darauf, dass in der Mitte keine Klammern ausreißen. All das macht für mich das Heftgesamtkunstwerk aus.
Und, was ich nie gedacht hätte, mir fehlt der Spaltensatz. Dieses Druckbild gehört für mich zum Erlebnis Heftroman einfach dazu.

Werde ich es wieder tun?

Die erste Nichtpapierlektüre ergab sich mehr so aus einer Unachtsamkeit. Als Resultat habe ich ja jetzt die Heftlücken über einen größeren Heftblock erst einmal geschlossen.
Trotzdem denke ich, dass ich in den Urlaub fortan meinen Reader mitnehmen werde und den Papierberg zuhause lasse. Das fehlende Leseerlebnis wird durch die Gepäckersparnis doch deutlich aufgehoben. Aber solange ich den Haufen in Reichweite habe, werde ich zum Papier greifen. Das muss einfach so 😉

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