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Heftehaufen

von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

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Zyklusrückblick: Die Aphilie

SENECA, SOL und Superintelligenzen

So langsam kehrt wieder routinierte Ruhe in meinen rhodanistischen Lesereigen ein, sodass ich kürzlich den Aphilie-Zyklus beenden konnte. Darüber, ob es an der langen Lesepause in den Monaten Dezember und Januar lag, oder ob die Aphilie einfach ein zerfahrener Zyklus ist, habe ich mir noch kein abschließendes Urteil gebildet. Dennoch ist es an der Zeit, auf die Bände 700 bis 799 zurückzublicken.

Das steht drin

Auf Terra herrscht das Regime der Aphiliker, das mit dem ganzen rhodanitischen Gesummsel nichts anfangen kann. Deswegen werden der Unsterbliche mitsamt seinen Kumpels auf dem fettesten Schiff aller Zeiten verbannt, auf dass sie nie mehr zurückkehren sollen. Die Verbannung geht schief, die Erde gerät aus der Bahn, die SOL irrt durch das Universum und am Ende muss sich Rhodan mit einer Kaiserin rumschlagen – unter anderem. Mehr gibt es wie immer in der Perrypedia.

Wann und wie habe ich die Aphilie gelesen?

Die Lektüre des Zyklus zog sich aus verschiedenen Gründen sehr lange hin. Liefen die ersten 40 Hefte noch so weg, legte ich im Dezember 2018 bewusst eine Pause ein, die erst Anfang Februar 2019 ein Ende hatte. Dazwischen lagen ein Jubiläumsband und die zweite Hälfte des gerade abgelaufenen Genesis-Zyklus. Immerhin wollte ich Band 3000 nah am Erscheinungstermin lesen und keine Lücke lassen. Vielleicht kam deshalb kein so richtiger Lesefluss bei mir auf, weil ich nach “Mythos Erde” erst wieder in die Aphilie-Thematik hereinfinden musste. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich den 700er-Zyklus inhaltlich zerfahren, wenngleich großartig finde. Schwierig …

Ungereimtheiten am Anfang

Zu Anfang des Aphiliezyklus geht es noch recht gesittet zu. Alles sieht nach einem “Hach, lass mal schauen, was auf der Erde passiert”-Handlungsabschnitt aus, Superintelligenzen und galaktisches Gedöns sind noch weit weg. Aber schon hier stellten sich mir einige Fragen. So ist mir bis jetzt das Konzept der Aphilie nicht ganz klar geworden. Sind die Menschen jetzt komplett logisch, komplett gefühllos, oder einfach komplett blödsinnig geworden (wobei wir letzteres ja schon hatten). Es erschließt sich mir nicht, warum Rhodan ausgerechnet mit der fettesten Wumme der ganzen Galaxis weggeschickt wird. Der Typ wird zum Feind der Menschheit erklärt und darf die SOL mitnehmen? Echt jetzt?
Und dann ist da noch Bully, den als Aphilist (Aphilör? Aphiliker? Aphilosoph?) urplötzlich der Blitz trifft, woraufhin er wie von Geisterhand gesundet? Echt jetzt wirklich? Kein guter Zyklusauftakt, aber es kommen ja noch ein paar Bände, denke ich beim Lesen.

Spannende Handlung, lahme Hefte

Die Handlung des Zyklus verlagert sich mit der SOL und dem Schicksal der Erde in immer wunderbarere Gefilde und endet schließlich mitten im Streit zwischen zwei Superintelligenzen. Wahrhaft kein schlechter Plot, mit dem die Serie sich nun endgültig vom Geist der 60er entfernt. Das fand ich gut. Dennoch blieb mir bei der Lektüre immer ein Beigeschmack. Nur wenige Hefte konnten mich richtig überzeugen, weswegen ich mich immer stärker auf das Fortkommen der Gesamthandlung konzentrierte. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Voltz als Expokrat Dinge ausprobieren wollte, aber erst noch auf der Suche danach war, was genau er probieren wollte.

In einer Diskussion mit Ralf, dem Chefspoileraten des Heftehaufens, kam das Argument auf, dass die damaligen Autoren vielleicht auch ihre Schwierigkeiten mit der geplanten Neuausrichtung der Serie hatten. Das werden wir nie mehr erfahren, klingt aber durchaus bedenkenswert.

Nette kleine Details

Obwohl mein Lesefokus sich immer weiter weg von den Einzelheften verschob, mag ich doch ein paar nette Kleinigkeiten nicht unerwähnt lassen. So finde ich SENECA, den Bordcomputer der SOL ungeschlagen gut. Dieser spleenige Rechenkasten in diesem wundervollen Schiff aus seinen drei Einheiten – das hat mir gefallen.

Und die Kelosker! Wenn mir so einer mal begegnen würde … plumpe Flusspferde mit Greiflappen, die die eine Frikadelle in siebzehn Dimensionen ans Ohr rechnen. Großartig!

Einzig Galto Quohlfahrt, der Freund der Posbis, hat bei mir nicht gezündet. Ich finde Posbis super, vielleicht habe ich einfach zu viel erwartet. Aber Galto ist ja nicht der erste Sidekick, der nicht so richtig toll ist. Immerhin hat er keine Kaffeekanne.

Es wird galaktisch

Der zweite Teil des Zyklus biegt dann endgültig dahin ab, worauf ich schon lange warte. Mit BARDIOC und der Kaiserin von Therm treten endlich kosmische Wesen auf den Plan; Wesen also mit denen sich Rhodan von sehr vielen anderen SF-Serien unterscheidet. (Ja, auch Q ist nur ein lahmer Abklatsch von ES. So!) Ab hier lief dann auch die Leserei wieder sehr viel flüssiger, auch wenn für meinen Geschmack die Suche nach dem Modul etwas kürzer hätte ausfallen können.

Ein paar faszinierende Hefte

Wenn ich sage, dass der Großteil der Einzelhefte mich nicht sonderlich vom Hocker gerissen hat, muss es natürlich auch einen Teil geben, der mir durchaus gefallen hat, und zwar mitunter sowas von …

Den Anfang machte Clark Darlton mit dem Roman 702 “Das Stummhaus”, in dem er den Umgang des aphilen Terrorregimes mit Andersdenkenden schildert. Erschreckend!

Nach einer langen Flaute faszinierten mich die beiden Hefte um Alaska Saedelaere “Band 746 – Der Zeitlose” und “Band 757 – Welt ohne Menschen”. Ich mag Alaska. Er ist neben Michael Rhodan meine Lieblingsfigur. Und William Voltz war ein Autor, der die Tragik dieser Figur in all ihrer Tiefe auskosten konnte. Wirklich große Romane, die das Tor zur Geschichte des Maskenmannes weit aufstoßen. Ich bin gespannt, was da noch auf mich wartet.

Und dann trifft Gucky in Band 772 ja noch auf “Das Gespenst von Vrinos”, in dem die kleine Weltraumratte der Mausbiber die Grundzüge des Zwiebelschalenmodells in Erfahrung bringt. William Voltz und Kurt Mahr, die maßgeblich an der Entwicklung dieses Modells beteiligt waren, haben dieser Ungeheuerlichkeit extra eine Seite im “Perry Rhodan Computer” gewidmet. Bahnbrechend!

Fazit

Die Aphilie war für mich kein einfacher Zyklus. Zu einer etwas zerfahrenen Lesesituation passte eine zerfahrene Handlung zwischen bodenständiger Science Fiction und wunderbar abgedrehter Superintelligenzensage. Ungereimtheiten am Anfang stehen ein großartiges Raumschiff und ein Übermaß an Sense-of-Wonder im Streit der beiden Superintelligenzen gegenüber. Ich bin gespannt, was mir Band 800 “Die Kaiserin von Therm” und der anschließenden BARDIOC-Zyklus bescheren.

Admiralin außer Dienst im Film

Mit dem neuen Kurzroman von Rüdiger Schäfer nähert sich die Serie “Die verlorenen Jahrhunderte” dem Ende entgegen. Der Autor nimmt uns mit zu Anna Patoman und zeigt uns ihr Leben, nachdem sie ihren Dienst bei der Flotte quittiert hat. Dabei gibt es ein paar schöne Ausflüge in die Welt der Neurobiolgie und die Auswirkungen des Weltenbrandes.

Eine kurze Anmerkung: Es gab Rückmeldungen, dass Videos, wenn man sie hier im Blog schauen will, scheinbar gelöscht sind. Das ist nicht so. Das Datenschutzplugin bindet die Videos nicht direkt ein, sondern lädt zuerst nur einen Screenshot. Dabei kommt es offenbar noch zu Fehlern, sodass es so aussieht, als wäre kein Video hinterlegt. Einfach beherzt draufklicken, klappt schon.

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Jubiläumsbände auf der LKS

Zwei Funde in Heft 787 – Die Stunde des Rebellen

Die Hefte des Aphilie-Zyklus liegen mir leider nicht in der Erstauflage vor, sodass ich bei der Lektüre der Leserkontaktseite ein wenig Vorsicht walten ließ, da ich mich nicht über die Maßen selbst spoilern wollte. Immerhin beziehen sich die Leserbriefe ja auf Hefte, die ich deutlich später lesen möchte.

Als es jedoch spürbar auf Heft 1000 und den Weltcon zuging, habe ich doch ein paar Seiten quer gelesen, schon um selber noch einmal in meinen Con-Erinnerungen 2011 zu schwelgen. Und schließlich stand ja in der aktuellen Leseschiene mit Band 3000 gerade erst ein Jubiläumsband an.

Vor diesem Hintergrund fand ich die LKS der 2. Auflage von Heft 787 ganz amüsant. Sie müsste derjenigen des Heftes 1021 entsprechen.

Zu Beginn schreibt Willy Voltz:

Thora, die Gefährtin Perry Rhodans aus den Tagen der Dritten Macht (Bände 1-78) kurzerhand wiederauferstehen zu lassen, wie [LESERNAME] in seinem nachstehend abgedruckten Brief vorschlägt, erscheint uns wenig sinnvoll; ähnliche “Manipulationen” mit Roi Danton und den Altmutanten gehörten nicht gerade zu den Höhepunkten der PR-Serie. Daher lassen wir die Toten ruhen.

Leserkontaktseite zu Perry Rhodan 787, 2. Auflage – 1981, VPM

Alter! 1000 Hefte und Thora fehlt immer noch? Wenn Tekener das wüsste, dass er in Band 4000 vermutlich auf der LKS landen wird … Aber Roi Danton ist cool, obschon die Art und Weise seiner Wiedererweckung damals deutlich zweifelhaft war. Ich bin gespannt, wann er wieder auftauchen wird, der olle König.

Weiter geht es mit dem Ende der LKS, an dem ein Leserbriefschreiber mich unerwartet wieder ins Literaturhaus München katapultiert, indem er schreibt:

Im übrigen hat die Serie nach einer kleinen (Nr.500-599) und einer großen (Nr. 400-499) Flaute wieder einen erstaunlichen Aufschwung genommen und ich hoffe, daß Sie bis Band 3000 durchhalten.

Leserkontaktseite zu Perry Rhodan 787, 2. Auflage – 1981, VPM

Bei den Flauten bin ich ja durchaus anderer Meinung, aber ich bin gespannt, wann wir den ersten Leserbrief mit den besten Wünschen bis Band 5000 lesen. Ob der damalige Leserbriefschreiber den letzten Jubiläumsband noch erlebt hat?

Kurt Mahr erklärt das Internet

Eine kleine Fundstelle aus Heft 791

Während ich das Ende des Aphiliezyklus noch etwas auf mich wirken lasse, kann ich ja mal anfangen, einige Fundstücke aus den Heften zusammenzutragen. Eine hübsche Stelle stammt aus Band 791 – Der COMP und der Kybernetiker von Kurt Mahr (bürgerlich Klaus Mahn).

Bei einer Besprechung zwischen Geoffrey Warringer und Perry Rhodan an Bord der SOL legt Mahr dem Unsterblichen folgende Sätze in den Mund:


“Laß das den Raumschiffkonstrukteuren der Zukunft eine Lehre sein”, meinte er.
“Zentralrechner sind von Übel. Sie sind so kompliziert, daß eine systematische
Fehlersuche fast zur Unmöglichkeit wird. In Zukunft brauchen wir verteilte Intelligenz,
dedizierte Systeme. Tausend Kleinrechner anstelle eines Gigantrechners.”

Perry Rhodan 791, Der COMP und der Kybernetiker – VPM, 1976

Ich denke, wir können hier davon ausgehen, dass Klaus Mahn während seiner Zeit in den USA mit dem Arpanet in Berührung kam und so das Internet in diesem hübschen kleinen Roman nach Deutschland brachte. Zumindest als Science Fiction, wobei das ja damals vermutlich noch Zukunftsroman hieß 😉 Da soll noch einer sagen, Romanhefte wären Schundliteratur.

Eine hübsche Karte des Ende der 1960er Jahre etablierten Netzwerkes gibt es in der englischsprachigen Wikipedia.


Admiralin außer Dienst

Markus Regler über den fünften Kurzroman der verlorenen Jahrhunderte

Die obligatorische Spoilerwarnung kommt hier gleich zu Beginn, denn es ist endlich soweit. Wir erfahren im fünften Teil dieser Kurzromanserie etwas über unsere heimatliche Milchstraße. Und die Hauptfigur ist eine alte Bekannte, die Admiralin Anna Patoman.

Schon als die Titel der einzelnen Kurzromane bekanntgegeben wurden, kam mir diese Figur in den Sinn. Ich hatte das zunächst wieder verworfen, es könnte ja eine falsche Fährte gelegt worden sein.

Zum Inhalt

Der Roman spielt etwa siebzig Jahre nach dem Ausbruch des Weltenbrandes. Die ehemalige Admiralin Anna Patoman hat sich zurückgezogen und lebt auf dem Planeten Abaq, der von Arkoniden kolonisiert worden ist.

Der Weltenbrand tobt noch immer, obgleich seine Ursachen seit langem beseitigt sind. Die Bewohner der Milchstraße leiden nach wie vor an den psychisch belastenden Auswirkungen der Hypersensibilität und haben sich anscheinend überwiegend unter die Oberfläche ihrer Planeten zurückgezogen. Zusätzlich läuft die pharmazeutische Forschung auf Hochtouren, um die Reizüberflutung medikamentös abzumildern. Anna Patoman hingegen stellt sich dem Weltenbrand entgegen, lebt einsam in der von den Abaqa verlassenen Stadt Tahara und verzichtet auf Pillen.

Nach einem Zusammenbruch findet sie sich in einer unterirdischen Klinik in der Obhut des Medikers Ulukant Bedrik wieder. Während ihres Aufenthaltes kommt es zu einem Angriff einer Gruppierung um Aoris Kiehn, der sich Hoher Ultran des Zweiten Lichtes nennt.

Als das „Zweite Licht“ stellt sich Anna Patoman selbst heraus. Kiehn hält sie für das Allheilmittel gegen den Weltenbrand. Er glaubt, dass sich in Patomans Hirnwasser Antikörper gebildet haben, aus denen sich ein wirksames Gegenmittel erzeugen lässt. Also will er ihr das Hirnwasser abzapfen, genau gesagt: das gesamte Hirnwasser, was gleichbedeutend mit Annas Tod ist.

Als Druckmittel dienen ihm Sprengladungen, die überall in der Klinik angebracht sind.

Die ehemalige Soldatin ist zunächst bereit, sich für die Unschuldigen zu opfern, die sich dort aufhalten. Doch zusammen mit Ulukant Bedrik heckt sie einen Plan aus, um Kiehn zur Strecke zu bringen.

Als die Hirnwasser-Entnahme ansteht, injiziert Bedrik ein Mittel, das Patoman in einen scheintoten Zustand versetzt. Der Eingriff scheitert scheinbar und nach ihrem Wiedererwachen beobachtet die Admiralin, dass Kiehn seine Leute zum Abzug sammelt. Allerdings will er die Klinik danach dennoch in die Luft jagen.

Um das zu verhindern und stellt Patoman Kiehn zum verbalen Duell. Zuvor prügelt sie sich aber handfest mit Kiehns Adjutantin Fara und erweist sich als überraschend fit für eine 191-jährige, die vierzig Jahre zuvor den Flottendienst quittiert hat.

Patoman hält Kiehn für einen Mann mit ehrbaren Absichten, der lediglich einmal im Leben falsch abgebogen ist. Sie kann ihn schließlich davon überzeugen, dass er auf das falsche Pferd gesetzt hat und die Zerstörung einer Klinik, die sich der Erforschung von Medikamenten gegen den Weltenbrand widmet, die denkbar schlechteste Idee ist.

Zum Ende des Romans bricht sie wieder auf, um weiter für die Völker der Milchstraße zu kämpfen.

Was macht den Roman aus?

Eine Szene sticht besonders hervor. Nachdem Aoris Kiehn beide gefangen gesetzt hat, erläutert Ulukant Bedrik der Admiralin detailliert die vermeintliche Antikörper-Produktion im Gehirn und deren Widerlegung.

Rüdiger Schäfer ist Chemiker und bei einem Pharmazie-Unternehmen tätig. Und er nutzt die Gelegenheit, sich auf diesem Wissenschaftsgebiet textlich voll auszutoben. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, ob der Vortrag in allen Einzelheiten den Tatsachen entspricht, aber es klingt verdammt professionell.

Mir gefiel die Szene gut, aber ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere Leser ob des Chemo-Babbel hier etwas schneller geblättert hat.

Der zweite herausragende Aspekt ist die Tatsache, dass man (endlich, möchte man sagen) etwas über die Situation in der Milchstraße erfährt. Zwar sind politische Details nach wie vor Mangelware, denn Anna fängt über ihre Space-Jet nur spärlichen Funkverkehr auf. Jedoch ist das einzige Detail das Faktum, dass Perry Rhodan bereits siebzig Jahre nach seinem Verschwinden nicht mehr in den Funknachrichten erwähnt wird. Ob hier schon das große Vergessen begonnen hat?

Vielmehr schildert Rüdiger Schäfer in seinem Roman die verschiedenen Strategien, wie in der Galaxis mit dem Weltenbrand umgegangen wird. Dessen Ursachen sind zwar beseitigt, aber die Wirkung klingt auch nach sieben Jahrzehnten nur langsam ab.

Die Flucht in die Tiefen des Untergrunds, um der Hypersensibilität zu entfliehen, ist eine weit verbreitete Praktik. Ganze Völker graben sich ein und so ist es kein Wunder, dass Weltraumverkehr nur noch vereinzelt stattfindet.

Als flankierende Maßnahme werden medizinische Therapien erforscht und die Medikamente stetig verbessert. Durch die zunehmende Abkopplung der Milchstraßenvölker voneinander und die psychische Beeinträchtigung dürften die diesbezüglichen Fortschritte überschaubar sein.

Diese Mittel ermöglichen lediglich eine teilweise Linderung. Auf Arkon, Terra oder einer anderen hoch technologisierten Welt mag eine höhere Lebensqualität möglich sein, auf einem Großteil der Milchstraßenplaneten wird das Leben zur Qual.

Langsam aber sicher werden die Milchstraßenvölker zermürbt. Ebenso wie Anna Patoman, die sich jeglicher Flucht oder Pille verweigert hat. Sie ist es gewohnt, einem Gegner die Stirn zu bieten, aber selbst ihre Zuversicht ist geschwunden. Schon fünf Jahre weilt sie auf Abaq, obwohl sie eigentlich nur kurz Station machen wollte. Schäfer präsentiert sie somit symbolisch für die Bewohner der Milchstraße.

Überhaupt ist Abaq ein Musterfall dafür, was sich draußen auf den anderen Planeten so oder so ähnlich abspielt. Die Verzweiflung ist groß. Das führt zum Festhalten am letzten Strohhalm und zu Verzweiflungstaten. Aoris Kiehn will im Grunde nur das beste für sein Volk. Er nimmt sogar in Kauf, ein Leben zu nehmen, um dadurch viele zu retten.

Man möchte sich nicht vorstellen, wie es in der übrigen Galaxis aussieht, wo derartige Auswüchse sicher häufig von Erfolg gekrönt sind. Auch eine Anna Patoman kann nicht überall sein.

Kurz reißt Rüdiger Schäfer konkret an, welcher psychischen Belastung die Galaktiker ausgesetzt sind und welche schrecklichen Konsequenzen (Selbstmorde, Scharlatanerie …) diese nach sich zieht. Den Rest – das große Bild – auszumalen, überlässt er dem Leser. Und die Bilder, die sich einem aufdrängen, sind beängstigend.

Fazit

Rüdiger Schäfer erzählt die spannende Geschichte einer immer noch rüstigen Admiralin, die sich nicht von einem dahergelaufenen Möchtegern-Terroristen unterkriegen lässt. Gleichzeitig lässt er erahnen, was sich in der Milchstraße zu Beginn der Verlorenen Jahrhunderte zugetragen und was möglicherweise die Grundlage für die „heute“ herrschenden Verhältnissen gelegt hat.


Monatsrückblick – Februar 2019

Alles, aber keine Routine

Nur kurz vorweg: Du bist richtig im Heftehaufen. Ich habe nur gerade umlackiert.

Wow, was für ein Monat liegt da auf meiner Lesereise hinter mir! Ich erinnere mich an gewisse Monate im letzten Jahr, an deren Ende dreißig gelesene Heftromane und eine wohltuende Leseroutine standen. Einfach mal so dasitzen und Raketenhefte wegziehen.

Das alles gab es diesen Monat nicht oder nur sehr begrenzt. Dazu war der Februar 2019 mit dem Erscheinen von Band 3000 und dem ganzen Drumherum einfach zu turbulent. Aber der Reihe nach!

Heftehaufen unterwegs

Anfang Februar hatte die Perry Rhodan Redaktion zu einer sehr feinen Veranstaltung im Literaturhaus München geladen, zu der ich ja ausführlich berichtet habe. Dieses Wochenende brachte mir nicht nur diesen tollen Nachmittag, sondern auch einen feinen Roadtrip mit ein paar klasse Typen ein, von denen einer sogar Band 3000 als Hörbuch dabei hatte. Großartig! (Wir haben das Hörbuch sogar ganz geschafft …)

Vier Bekloppte auf dem Weg nach München

Das ich mir auf der Tour so ne richtig fette Erkältung zugezogen habe? Nervig! Aber sowas von! Aber hilfreich beim folgenden Lesemarathon. Immerhin etwas.

Heftehaufen liest

Der Februar war gestopft voll mit rhodanistischer Lektüre. Zuerst war da natürlich Band 3000 selbst, was mich in der ersten Februarwoche zu einem kleinen Genesis-Zyklus-Abschlusssprint verleitet hat. Schließlich wollte ich ja wissen, wie das mit dem Weltenbrand so ausgeht.

Dann gab und gibt es im Umfeld dieses Jubiläumsbandes ja noch “Die verlorenen Jahrhunderte” eine hinreißende Reihe von sechs wundervollen Kurzromanen. Die haben mir bis jetzt viel Freude beim Lesen bereitet; aktuell stehen noch zwei Geschichtlein aus. (Von der bereiteten Freude berichtete ich nach längerer Pause auch mal wieder auf Youtube.)

Der Beitrag von Thomas Rabenstein zu dieser Kurzromanserie hat mich sogar veranlasst, mal in dessen eigene Serie NEBULAR hineinzulesen. Das ist gerade die passende Ausgleichsliteratur zum doch recht verschwurbelten Ende des Aphiliezyklus. Gefällt mir.

Bevor ich mich der Aphilie aber wieder widmen konnte, war da ja noch die Eschbach’sche Großtat um Kindheit und Jugend des Risikopiloten mit den Vorfahren aus Scheernsting. Himmel und Hölle, was habe ich dieses Buch eine Woche lang gefeiert.

So! Und dann war da ja noch die Aphilie, die ab Mitte Dezember 2018 Pause hatte. Nachdem alle Sonderpublikationen durch wahren habe ich auch dort wieder nach Anschluss gesucht und letztendlich auch gefunden. Aktuell bin ich so 12 Bände vor Schluss, und im galaktischen Rätsel, der dritten NEO-Staffel, kämpfe ich mich wacker durch den Abschlussband, sodass hier dann sicher bald ein Zyklus- und ein Staffelrückblick folgen kann.

Heftehaufen probiert aus

Bei einer kleinen Diskussion zwischen mir und einem anderen Fan waren wir uns relativ schnell einig: Wenn man ein Freund fantastischer Literatur ist, muss man sich gelegentlich mal neu erfinden.

Ganz in diesem Sinne habe ich diesen Monat einige neue Dinge ausprobiert:

Ich freue mich zum Beispiel riesig, dass Markus Regler “Die verlorenen Jahrhunderte” in einer Serie von Gastbeiträgen hier im Heftehaufen bespricht. Ich schätze seine Sichtweise auf die Romane sehr und fiebere der ein oder anderen Schandtat entgegen, die wir bereits zusammen ausgeheckt haben. Es wird spannend.

Mit einer weiteren Kooperation betrete ich so richtiges Neuland. Sven Fesser, Ralf Entz und ich sponnen irgendwann mal darum herum, was zu Perry Rhodan NEO zu machen. Sven bloggt selber über die Serie, ich habe ja im letzten Jahr mit der Lektüre von vorne begonnen, um meine Lücken zu füllen, und Ralf weiß einfach alles. Herausgekommen ist “Das Echo von Tolot”, ein kleines Podcastexperiment, das bei den Jungs von der dritten Macht ein Zuhause gefunden hat.

Der Podcast mit der Haluterente (Grafik: Raphael Schottel)

Im Moment quatschen wir uns noch warm und hadern mit der Tontechnik, aber sie kennen das ja: Meister … vom Himmel fallen … und so. Die Pilotfolge gibt es schon hier; über die Vision Terrania lassen wir uns in wenigen Tagen aus (Also eigentlich haben wir es schon getan, aber wir lassen die Episoden immer alle vier Wochen ins Freie.)

Und dann habe ich da ja noch diesen Youtubekanal, der ein bisschen in den Dornröschenschlaf gefallen war. Die Videoserie zu den verlorenen Jahrhunderten habe ich zum Anlass genommen, auch hier mal ein wenig durchzufeudeln. In der Zukunft werde ich einige Projekte vorstellen, die im Fandom entstehen. Verglichen mit anderen SF-Fandoms sind die Rhodanisten doch eher eine überschaubare Schar Menschen, die aber echt ein paar richtig kreative Köpfe dabei hat. Da möchte ich mich einfach stärker auf die Suche machen und einfach mal schauen, was es dort so gibt – und natürlich drüber reden. Weil: Ich find das ja gut.

Den Anfang machte ich heute ganz frisch mit einem kleinen Experimentalvideo zur SOL in der Ausgabe 93. Wer Bock hat, mir 18 Minuten beim Zeitunglesen und Drüberlabern zuzuschauen, darf sich gerne Fragen, was der Schinken an der Wand zu suchen hat:

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