Ich hatte ja schon einmal angedeutet, dass mich der Scheersche Stil der ersten Tage durchaus fasziniert. Kurz Sätze, kein bisschen Information zu viel, alles sehr militärisch und zackig.
Das finde ich zwar nicht immer schön zu lesen, aber im Zusammenspiel mit der Ernstingschen Fantasie finde ich das eine tolle Mischung.
Und dann kam Band 50 – Der Einsame der Zeit. Jener legendäre Roman, in dem der unsterbliche Arkonide in seiner Unterwasserkuppel aufwacht, im festen Bewusstsein, dass die “kleinen Barbaren” auf der Erde sich selber ausgelöscht haben.
Diese Schilderung des Aufwachens, Atlans Verwunderung darüber, dass sich die Menschheit offensichtlich doch nicht selbst erledigt hat, sein erstes Treffen mit Perry Rhodan, der legendäre Wasservers während des Zweikampfes … die Scheersche Knappheit ist wie weggeblasen. Ausführliche Schilderungen ersetzen knappe Kommandos, knackige Dialoge die abgehackten Halbsätze. Auf mich macht der Roman den Eindruck, als hätte Scheer seine Figur gefunden.
Natürlich reden wir hier immer noch von Trivialliteratur, und so manche Szene liest sich wie der Zweikampf zwischen Winnetou und Old Shatterhand im Weltraum. Aber warum auch nicht. Schließlich ist die Ausgangsituation vergleichbar. Der stolze ApachenArkonidenhäuptling trifft einen frisch dem Greenhornstatus entwachsenen Abenteurer. Man haut sich, man bringt sich fast gegenseitig um und verbrüdert sich dann. So weit, so bekannt.
Aber hey, wir lesen vom Meister des Kommandotons zum ersten Mal so etwas wie innere Handlung. Das finde ich bemerkenswert.
Ich bin gespannt, wie Scheer die Atlanfigur weiter entwickelt und wie andere Autoren mit ihr zurechtkommen. In den Handlungsteilen, die ich schon kenne (ab 2600), empfinde ich Atlan als so eine Art mystisch-überhöhten Überfreund, mit dem ich nicht wirklich viel anfangen kann. Aber wie schon bei Gucky lerne ich bekannte Figuren und Typen gerade neu kennen und schätzen. Und das ist großartig.
Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.
Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.
K.H. Scheer hatte damals nicht umsonst den Spitznamen "Handgranaten Herbert". 😉 Lang ists her…
Hihi, oh ja, der alte U-Bootfahrer. Ich hab noch ein paar alte romane hier stehen, die nichts mit Perry Rhodan zu tun haben.
Diese kurzen Sätze wird es auch später noch immer wieder geben, selbst in Zeiten, die lange nach den 60ern liegen. Ich selbst hatte allerdings immer ein Problem damit, weil kein normaler Mensch so reden würde. Das einzige Mal, wo ich eine solche Sprache noch gelesen habe, war übrigens bei Karl May, womit man natürlich wieder beim Vergleich mit Winnetou und Old Shatterhand ankommt. :DRalf
Stimmt, ich habe heute Band 70 gelesen, der schön anfängt und dann in einem Scheerschen Geschepper endet. So ganz kann Handgranaten-Herbert wohl doch nicht aus seiner Haut.Trotzdem finde ich die Atlanschen Ich-Erzählungen eine echte Bereicherung. 🙂
Ja, da muss man bei Sheer auch immer zwischen Atlan-Erzählungen und seinen Haudegen unterscheiden. Atlan ist schließlich nicht nur Admiral, sondern eben auch Kristallprinz. Der soltle isch doch etwas gewählter ausdrücken. 😉