Die Welt ist ein Irrenhaus
Es ist zwar schon ein wenig her, dass ich diesen Silberband zu Ende gehört habe, aber da war ja noch der 3. BrühlCon, der ein ganz klein wenig Zeit in Anspruch nahm. Aber was tut man nicht alles für einen wirklich fabelhaften Abend. Aber genug der Vorrede – die Facetten der Ewigkeit haben mich zutiefst bewegt.
Das steht drin
Der Superobererzschurkenmutant Boyt Margor kommt mit sich selber nicht mehr zurecht und hat deshalb den Berg Athos in eine Psychatrie verwandelt. Verwirrend, Bewegend, Vlcek!
Die Loower suchen derweil nach einem Hyperimpulsauge und müssen feststellen, dass es sich um den Haustürschlüsser der Cheops-Pyramide handelt. Natürlich wollte der olle Boyt schon immer genau diesen Schlüssel für sich haben und macht darob Rabatz. Der Rest ist kosmisch, historisch, verwirrend. Aber schön!
So ist es verpackt
Wie schon beim letzten Silberband liegt mir kein physischer Tonträger vor, sodass ich nur in den Genuss einer kleinen Coverabbildung gekommen bin. Hier gibt es wieder eine sehr geschmackvolle Bearbeitung eines klassischen Heftcovers, der mir diesmal deutlich besser gefällt, als diese doch etwas seltsame NASA-BASIS vom letzten Mal. Die SCHWERT DER GÖTTER ist doch ganz gut getroffen, denke ich. Besonders die Batterie Kugelraumer hat es mir angetan und ich würde das Cover in dieser quadratischen Variante durchaus zu meinen Favoriten zählen. Sieht einfach gut aus, was der Herr Bruck da geschaffen hat.
Ist das noch Science Fiction?
Wie schon im ersten Viertel des PAN-THAU-RA-Zyklus tritt der Science-Fiction-Aspekt deutlich in den Hintergrund. Zwar gibt es fette Raumschiffe, kosmisches Gedöns, aber das ganze tritt hinter dem historischen Abenteuerroman rund um die Cheopspyramide und die Ereignisse auf dem Berg Athos doch deutlich in den Hintergrund. Aber hey, ich hatte Spaß. Willy Voltz und seine Kollegen brennen hier ein echtes Phantastikfeuerwerk ab. So langsam wird mir klar, wie aus dem Stoff, den Scheer und Voltz damals schufen, das Epos wurde, an dem die aktuellen Expokraten weiter und weiter spinnen. Schön!
Niki Saint Pidgin
Während mich die Handlungsebene rund um die Pyramide eher an ein kneifelsches Atlan-Zeitabenteuer erinnerte, hat mich die Handlung um den Jungen Niki Saint Pidgin auf dem Berg Athos zutiefst beeindruckt.
Beim ersten Hören verschlug es mir ein wenig die Sprache, wurden mir doch Worte wie “geistig gestört”, “abnormal”, “nicht ganz richtig im Kopf” oder “geistig verwirrt” um die Ohren gehauen. Psychisch kranke Menschen werden “eingesperrt” oder “ins Loch gesteckt”.
Starker Tobak für einen Hörer, der selbst die dunkle Seite der Seele nur zu gut kennt. Leider gibt es auch im 21. Jahrhundert realer Zeitrechnung immer noch Menschen, die sich dieser Sprache bedienen, wenn sie sich mit psychischen Erkrankungen auseinandersetzen müssen. Die Gründe dafür sind mir herzlich egal, solche Menschen meide ich konsequent, weil ich einfach keine Lust mehr habe, mich mit so viel Ignoranz auseinanderzusetzen. Dementsprechend war ich kurz davor, mir dieses Hörbuch zu schenken, bis mir klar wurde: Das zugrunde liegende Heft ist von 1978, also aus einer anderen Welt. Also tapfer durchstehen, denn am Ende wartet eine echte Überraschung.
Seelische Gewalt ist schlimmer als Schläge
Willy Voltz und Ernst Vlcek haben mit Niki Saint Pidgin eine faszinierende Figur geschaffen, der sie einige visionäre Sätze in den Mund legen. Der Junge, der als geistig behindert gilt, fristet seine Tage in einem “Irrenhaus” auf dem Berg Athos und leidet unter der seelischen Misshandlung Boyt Margors (den ich übrigens deutlich fieser und bösartiger finde, als den Overhead damals).
In der Klinikhierarchie steht Niki ganz unten, auch seine Mitpatienten setzen ihm übelst zu. Nikis Takti ist es, sich totzustellen. Für ihn “ist schon viel gewonnen, wenn die anderen einen nicht bemerken”. Durch Nikis Mund lassen die Autoren den Leser wissen, das emotionale Misshandlungen für Kinder schlimmer sind als Ohrfeigen. Und das ist für das Jahr 1978 eine verdammt starke Aussage, die leider immer noch nicht überall angekommen zu sein scheint.
Comic relief zum Schluss
“Facetten der Ewigkeit” enthält einige der ernstesten Passagen, die mir im Perryversum je untergekommen sind, wartet aber in Track 34 auch mit meinem bisherigen Lieblingswort auf, das so unglaublich viel über das Perryversum aussagt: Strukturrisseinlasssektor.
Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.
Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.
Den Silberband habe ich interessanterweise vor Kurzem auch beendet und freue mich, wie sehr sich unsere Eindrücke dazu gleichen. Speziell die Story um Niki Saint Pidgin hat mich ebenfalls betroffen gemacht. Auch wenn aus einem Jahr, wo die Wortwahl noch normal war, finde Ich, hätte man das in der Überarbeitung ein wenig anpassen und weniger abwertend und menschenverachtend formulieren sollen. Grundsätzlich aber ein wirklich gut zu lesender Silberband. Ich hänge grade am Nach-Nacgfikger 105 bevor es an Laire geht. Bin gespannt, dieser Teil des Perryversums ist für mich ja auch noch mehr oder weniger Neuland
PS: ich hasse die komische Autokorrektur meines Handys