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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Autor: Martin (Seite 62 von 68)

Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.

Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.

Achtung, das war ein Karton

Im Moment sieche ich mit südsingalesischer Elefantenpest auf dem Krankenlager dahin, was mir Zeit und Gelegenheit gibt, die entstandene Karnevalslücke zu schließen.
Ich war ein wenig unsicher, ob ich nach einer ganzen Woche mit “Detektiv Conan” wieder ins Perryversum finde. Aber es hat mir offensichtlich gefehlt. So sehr, dass ich gleich mal den ersten meiner Kartons fertig gelesen und wieder meinen bisherigen Schnitt von etwa einem Heft pro Tag erreicht habe. Es wird also langsam Zeit, endlich mal das Regal mit dem finalen Stellplatz aufzuräumen.

Aber erstmal werde ich gesund und lese derweil noch ein wenig. Empfehlen kann ich hier gerade – komplett abseits aller SF – den Roman “Eva schläft” von Francesca Melandri, einen historischen Roman, der die Geschichte Südtirols in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschreibt.

Zeitreise – Ein Bounty vom Flughafen

Die März-Zeitreise geht eindeutig auf Volkers Kappe. Ich bedanke mich vorweg für viele wundervolle Erinnerungen an Nachmittage mit meinem Vater und bitte eventuelle Gedankensprünge und Weitschweifigkeiten schon jetzt zu entschuldigen.
Ich versuche mich einmal an einer logischen Reihenfolge:

»Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt«

Volker hat im Januar von seiner Erinnerung an Lesenachmittage mit Perry Rhodan und Bounty-Riegeln geschrieben. Volker, ich liebe Bounty-Riegel. Danke, dass ich extra für diesen Bericht eine Tüte davon gekauft habe.

Heute gehe ich in den Laden und kaufe mir einen Riegel, aber wie war das damals in den 80ern?
Süßigkeiten waren elterlicherseits ja mehr oder weniger rationiert und 70 Pfennig, der Preis eines Riegels zu Kinderzeiten, machten das Ganze zu einer ziemlichen Luxusangelegenheit.

Um an Geld außer der Reihe zu kommen, hatten wir als Kinder drei Möglichkeiten:

Man konnte Pfandflaschen sammeln.Klar. Das habe ich aber selten gemacht, weil das immer eine Ewigkeit gedauert hat, da auf eine anständige Summe zu kommen.

Wenn man wie ich seine Kindheit in den Siebzigern und Achtzigern in einer Großstadt mit Flughafen verbracht hat, wusste man bessere Möglichkeiten.
Damals konnte man als kleiner Dotz nämlich noch mit einer Plastiktüte zum Büdchen gehen, die in Düsseldorf oft den schönen Namen Trinkhalle tragen, und sich für den Papa mal drei Flaschen Alt einpacken lassen. Das Restgeld durften wir in den meisten Fällen behalten. Da war eine Mark schnell zusammen.

Noch großartiger, allerdings deutlich seltener war ein Besuch auf dem Flughafen. Da standen nämlich Gepäckwägelchen rum, für die man damals noch ein Pfand zurück bekam. 50 Pfennige steckten in so einem Wagen. Da hatte man sein Bounty natürlich schnell zusammen, vor allem dann, wenn man sich getraut hat, am Taxistand freundlich zu fragen. Dabei durfte man sich allerdings nicht erwischen lassen, das war nicht gern gesehen.
Natürlich hatten wir alle von den legendären 50ern aus dem Jahr 1950 mit dem falschen Aufdruck “Bank Deutscher Länder” gehört und jede Münze sorgfältig kontrolliert. Wir waren jederzeit bereit, einen Schatz zu heben.

Nicht gern gesehen war natürlich der Solobesuch des Flughafens. Dazu musste man irgendwie um die Engländerkaserne rum, die es damals im Düsseldorfer Norden gab. Das war mit unseren kurzen Beinen ein ausgesprochen langer Fußweg und lag natürlich komplett jenseits des erlaubten Spielgebietes, was natürlich die Spannung beim Wagensuchen nicht unwesentlich gesteigert hat. Etwas Verbotenes tun und dabei Geld verdienen – wir haben uns gefühlt wie richtig erwachsene Ganoven.

Auf erlaubte Weise zum Flughafen ging es oftmals an Sonntagen. Da war der Zeitschriften- und Buchladen in der Abflughalle (damals noch im alten Düsseldorfer Flughafen) ein beliebtes Ausflugsziel von meinem Vater und mir. Er hat die Augen nach neuen Lucky Luke Comics aufgehalten, ich nach Kofferwägelchen – und natürlich Lucky Luke.
Übrigens gab es in diesem Bücherladen eine ganze Wand voller Silberbände, die schon damals mächtig Eindruck auf mich gemacht hatten. Da mein Vater aber nicht das Geringste von Science Fiction hielt, und auch heute noch nichts damit anfangen kann, hat er mich von diesem “Schundkram” immer recht schnell weggezogen. Noch immer bezeichnet er alles, was irgendwie in Richtung “Weltraumbuch” (Bezeichnung meiner Tochter für Perry Rhodan Hefte) geht, etwas abfällig als “Captain Flutscher”.
Wer weiß, was passiert wäre, wenn er das nicht getan hätte. Heute treffen wir uns literarisch bei Arthur Conan Doyle und Edgar Allan Poe.

Das waren schöne Nachmittage damals. Leider haben die irgendwann in den 80ern aufgehört, weil mein Vater IRA-Anschläge auf die nahe gelegene Engländerkaserne befürchtet hat.

Der finanziell lohnenswerteste Ausflug war übrigens der, den ein Freund meines Vaters mit uns unternahm. Der Mann war bezeichnenderweise Schotte und hatte einen ganzen Sack Shillinge, also alter 5-Pence-Münzen dabei. Die waren genau so groß wie Markstücke, die man in den Wechselautomaten für die Kofferwägelchen stecken konnte, um zwei 50-Pfennig-Stücke rauszubekommen. Tja, was soll ich sagen. Der schottische Freund war großzügig und wir waren jung und brauchten das Geld. Wägelchensuchen war an dem Nachmittag gestrichen und schottisches Shortbread hatte zu der Zeit etwas echt exotisches. Dagegen kam kein Bounty an.

Weitschweifige Gedanken, ich weiß. Aber so ist das eben bei mir, wenn jemand in einem Perry-Rhodan-Blog von Bounty-Riegeln erzählt. Danke, Volker.

Und heute bin ich es, der mit seiner Tochter am Köln-Bonner-Flughafen nur schwer aus dem Bücherladen zu bekommen ist.

Der Monat im Rückblick – Februar 2017

Sternzeit 28022017 – Zeit für den nächsten Monatsrückblick.

Mein schönstes Rhodan-Erlebnis trug sich am 21. Februar zu, als Norbert Fiks mich per Mail und Twitter für die nächste SOL interviewed hat. Ich habe mich über Norberts Anfrage sehr gefreut und bin schon sehr gespannt, wie das Interview in gedruckter Form aussehen wird. Überhaupt finde ich die SOL überaus lesenswert. Im Perryversum gibt es nichts Vergleichbares. Sachlich-kritische Berichte mit einem guten Schuss Fandom und liebevoller Spinnerei. Genau meine Wellenlänge. Ich finde es einfach schön, was da ehrenamtlich auf die Beine gestellt wird.
Hier gibt es ein kostenloses Probeexemplar.

Das passierte im Blog: 

Ich habe im Blog des Gefühl, die wichtigsten Kategorien gefunden zu haben, die mir ein Auffinden bestimmter Artikel auch in einigen Jahren noch ermöglichen sollten. Dazu habe ich Gadgets mit einer Suchfunktion und eine Tagliste integriert. Im Zuge dessen habe ich den Blog auf ein dreispaltiges Design umgestellt, um die vorhanden Gadgets ein wenig thematisch sortieren zu können.
Kleinere Artikel kann ich mit Blogtouch pro jetzt auch mobil und mit dem Heft in der Hand verfassen. Nachdem die native Bloggerapp (ein Krampf) ja nun ganz einestellt zu sein scheint, ist Blogtouch pro eine ganz gute Alternative, nicht immer den Rechner anwerfen zu müssen.
Bei Twitter habe ich mich gegen einen eigenen Account für den Blog entschieden sondern verwende möglichst konsequent den Hashtag . Twitter auch mehr so Beiwerk, weil ich schließlich auch in zehn Jahren noch nachlesen können möchte, wie alle angefangen hat. Dazu ist mir das Medium zu kurzlebig.

So lief die Leserei:

Mein persönlicher Rekordtag war der 6. Februar 2017. An diesem Tag habe ich auf einer längeren Zugfahrt Sage und Schreibe 4 Hefte verschlungen. Das war ein Spaß. Auf diese Weise bin ich Ende Februar bei Heft 60 angelangt. Neben Perry Rhodan war auch noch genügend Zeit, endlich “Vertraute Fremde” von Jiro Taniguchi zu lesen. Leider ist dieser großartige Geschichtenerzähler im Februar 2017 verstorben. Über die Karnevalstage habe ich ein paar Bände “Detektiv Conan” und ein paar Seiten von John Irving gelesen, um der monothematischen Ermüdung vorzubeugen.

Das macht der Sammlungsaufbau: 

In diesem Monat habe ich ein wenig Sekundärliteratur angeschafft, um mich in das Umfeld der Serienentstehung noch ein wenig mehr einzulesen. Hierzu habe ich die beiden Biografien von Heiko Langhans über Scheer und Ernsting gelesen und schmökere mich gerade durch den Werkstattband zum 25-jährigen Jubiläum.

Mein Sammlungshighlight war sicherlich das unverhoffte Autogramm von William Voltz im Sternenatlas. Das war eine tolle Überraschung, stand doch ein Voltz-Autogramm schon länger auf meiner heimlichen Wunschliste. Jetzt fehlt eigentlich nur noch Scheer. So ein signierter Silberband … träum …

Eingetütet habe ich im Februar nichts, weil ich immer noch nicht dazu gekommen bin, in Koblenz neue Kartons und Hüllen abzuholen. Bestellt sind sie aber schon. Das wird dann wohl auf März verschoben. Bis dahin sollte ich auch die nötigen Regalmeter freigeräumt haben.

Atlan im Atomzug

Kürzlich habe ich Band 54 “Der Zweikampf” von Karl Herbert Scheer gelesen. Mit Atlan scheint Scheer endlich seine Figur gefunden zu haben. Keine Spur mehr vom abgehackten Wochenschauduktus, kaum noch Befehle und Halbsätze, dafür fast schon Lyrik. (Ja, ich weiß, der berühmte Wasservers, die einzig wahre Lyrik steht schon in Band 50 und kommt immer wieder …)

Aber Scheer wäre nicht Scheer, wenn nicht zumindest ein paar kleinere technische Schmankerln durchs Heft geistern würden. So lesen wir dann auch Folgendes:

“Wer fuhr in Terrania schon noch mit altertümlichen Atomzügen!”
(Quelle: K.H. Scheer – Der Zweikampf, Moewig Verlag, 1. Auflage, Seite 17)

Und wenige Zeilen darauf heißt es:

“Ich hatte bedenkenlos die Schiebetür einer schweren Atom-Lok aufgerissen, die im Augenblick meiner Ankunft das Abfahrtssignal erhalten hatte.”
(Quelle: K.H. Scheer – Der Zweikampf, Moewig Verlag, 1. Auflage, Seite 17)

Atom-Was? Spinnen die denn in Terrania?
Mitnichten!

Lokomotiven mit Kernenergieantrieb waren eine Zeit lang der allerneueste Trend, auch wenn sie aus naheliegenden Gründen nie gebaut wurden.
In der US-amerikanischen X12, einem Eisenbahnprojekt der 50er-Jahre, sollte ein Reaktor die nötige Energie für eine Dampfturbine liefern, die 12 Achsen eines 38 Meter langen Monsters angetrieben hätte. Gescheitert ist dieses Fahrzeug, wie letztlich alle anderen Projekte dieser Art, an der konstruktiv nicht umsetzbaren Abschirmung des Reaktors. A. Doninger berichtet ausführlich über dieses Projekt und zeigt auch einige Risszeichnungen der X12.

Auch in der Sowjetunion wurden Pläne für Atomzüge ausgearbeitet. Eine Breitspurbahn durch Sibirien sollte den sich ergebenden Tankproblemen durch einen Kernenergieantrieb entkommen. Bei Mosafilm findet sich eine ausführliche Beschreibung des Projektes, ebenfalls mit einigen interessanten Zeichnungen.

Und auch in Deutschland wurde über eine solche Lokomotive nachgedacht. Offenbar auf Basis der V200 plante Kraus-Maffei ein Lokmonstrum mit Kernenergieantrieb. Und natürlich blieb auch diese Lok im Planungsstadium. Zum Glück.

Wie sehr aber die Träume von neuartigen Antriebstechniken Scheer begeistert haben müssen, lesen wir im weiteren Verlauf des Heftes, wenn Atlan einen Rucksack mit Elektrorotor erhält oder in ein Gasturbinentaxi steigt.

Einen Raketenrucksack hat Bell mal in den 60ern entwickelt, allerdings mit Düsenantrieb und nur geringem Erfolg. Atlans Propellermaschine hingegen dürfte eher Ähnlichkeiten mit der Vorrichtung von Karlsson vom Dach aufweisen.
Und Gasturbinenfahrzeuge sind in der Rückschau nicht das überzeugendste aller Antriebskonzepte, aber Anfang der 60er schon noch irgendwie cool. Schließlich wurden die Dinger später ja auch in Formel-1-Autos eingebaut.

Aber wie ich schon schrieb. Mich faszinieren solche Textstellen und ich wünsche mir, dass ich noch miterleben kann, was wir in fünfzig Jahren zu Konzepten wie dem Weltraumfahrstuhl sagen werden.

Raumkapitän Nelson kehrt heim

Den guten Raumkapitän Nelson und mich verbindet ein seltsames Schicksal. Zwar nenne ich das Hörbuch als CD mein eigen, aber ich habe es noch nie ganz durchgehört, komme aber jedes Mal ein Stückchen weiter. Kassettenkinder werden dieses Phänomen kennen, immerhin wurde man früher noch mit einem kurzen “KLACK” aus dem Schlaf gerissen, wenn das Band zu Ende war. Im Zeitalter digitaler Musikaufzeichnung darf man das Ende einfach so verschlafen.

Und das Buch?
Tjahaaaa, das Buch! Sollte endlich mal gelesen werden.

Ich hatte ja schon einmal von meiner Bücherei berichtet. Was ganz klein begann, wurde durch Flohmärkte, Antiquariate und neuerdings auch offene Bücherschränke schnell sehr viel größer. Schließlich kosten Taschenbuchausgaben von Klassikern wie Clark, Hamilton und Asimov ja nicht mehr die Welt, oder sind sogar gänzlich kostenlos zu finden.

Bei einem meiner Flohmarktbesuche habe ich vor gut zwölf Jahren einmal eine ganze Kiste mit Taschenbüchern geschenkt bekommen. Da war ein Haufen interessantes Zeugs dabei. Larry Niven, Marion Zimmer Bradley, ein paar Orion-Bücher von Hans Kneifel und auch ein Taschenbuch mit dem Titel “Raumkapitän Nelson”.

Ich nahm das Buch in die Hand, las Perry Rhodan und dachte mir: “Das ist doch diese Ewigkeitsserie. Das schaffst du nie, also fang erst gar nicht damit an!”

Relativ schnell habe ich den guten Herrn Kapitän dann gegen ein anderes Buch eingetauscht und konnte das so das Perryversum ein letztes Mal abwenden.

Und jetzt sitze ich hier, lese mich durch die größte Science-Fiction-Serie der Welt und habe heute Morgen “Raumkapitän Nelson” aus einem Briefumschlag gezogen, weil ich diese Lücke in meiner Sammlung nicht länger klaffen lassen wollte.

Die Lücke ist zu, die Geschichte bleibt. Ich gehe mal weiterlesen.

Welcome home, Guy Nelson! – »Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt«

Fluggastdatenspeicherung

Bei der Lektüre von Band 57 “Die Attentäter” stolperte ich über folgende Passage:

“Die elektronischen Geräte des Flughafens und aller hier stationierten Raketen bilden zusammen eine kybernetische Großeinheit”, erklärte er. “Was die elektronische Passagierliste Ihrer Rakete weiß oder wußte, das weiß ich auch.”
“Wie? Was? Wollen Sie behaupten, Sie kennen die Namen aller Leute, die hier ankommen oder abreisen?”

(Quelle: Kurt Mahr – Die Attentäter, Moewig Verlag, 1. Auflage,1962, Seite 4 f.) 

Kurt Mahr schrieb diese Zeilen, die im Jahr 2040 spielen, im Jahr 1962. Ich fand sie im Jahr 2017. Das Europaparlament stimmte der Fluggastdatenspeicherung im Jahr 2016 zu.

Die Begründung des Parlaments 2016 ist Terrorabwehr. In der Perry-Rhodan-Welt von 1962 hatte man etwas gegen Naturphilosophen und aufrechte Demokraten, die die Legitimität der rhodanschen Herrschaft anzweifelten und deshalb als “Asoziale” verbannt wurden.

Schöne neue Welt.

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