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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Onkel Quentin im Weltraum

Perry Rhodan in den EUROPA-Hörspielen der 70er

Mit Mitte 40 gehöre ich definitiv zur Generation der Kassettenkinder. Zum Einschlafen haben wir unsere Kassettenrekorder mit dem Lieblingshörspiel bestückt und abgewartet, ob wir es bis zum Klack am Bandende schaffen würden, oder wieder wie so oft vorher einschlafen. Meine Helden waren zuerst die Fünf Freunde, später die Drei Fragezeichen. Vor dem Hintergrund dieser kindlichen Prägung ist es nur logisch, dass ich mir irgendwann die Rhodan-Hörspiele aus Heikedine Körtings Märchenwerkstatt anhören würde.

Drei Planetenromane machen den Anfang

EUROPA nahm sich zweimal des Unsterblichen an: in den 1970ern erfolgte die Bearbeitung von drei frühen Planetenromanen. In den 1980er erschien eine zwölfteilige Serie, die die ersten 19 Hefte abdeckt. Bei beiden Produktionen spricht alles mit, was damals in den Studios des Dr. Beuermann Rang und Namen hatte.

Leider liegen mir beide Serien nicht als MC oder gar LP vor. Aber mittlerweile sind alle 15 EUROPA-Hörspiele als digitale Downloads bei den verschiedensten Plattformen erhältlich. Da kommen zwar die großartigen Coverbilder nicht ganz so gut zur Geltung, aber da ich Hörspiele ohnehin meist im Auto höre, ist mir das an der Stelle erst einmal egal. (Der Sammler in mir denkt freilich etwas anders …)

Die Planetenromane habe ich nicht streng in der Veröffentlichungsreihenfolge gehört, sondern frei nach Lust und Laune. Daher gibt es meine Eindrücke auch genau in dieser Hörreihenfolge.

Aufruhr in Terrania

Aufruhr in Terrania ist die Hörspielfassung des gleichnamigen Planetenromans mit der Nummer 51 und erschien als zweiter Teil der Reihe. Bei der Covergestaltung nahm EUROPA sich, wie in der ganzen Serie, für mich nicht nachvollziehbare Freiheiten. Verwendung findet eine gespiegelte Fassung des Covers von Heftroman 70 – Die letzten Tage von Atlantis. Das sieht zwar gut aus, hat aber so gar nichts mit der Hörspielhandlung zu tun – es sei denn man antizipiert aufrührende Raumfahrer mit Helmen in Terrania. Einen Überblick über alle Cover der Reihe bietet die Perrypedia.

Inhaltlich ist das Hörspiel ein herrlich aus der Zeit gefallenes Agentenstück, in dem Frolleins ihren Chefs direkt nach dem Frühstück einen Cognac zur Beruhigung servieren müssen. Diese Zeitreise fängt die Rhodan-Frühzeit wunderbar ein, wirkt aber heute durchaus noch befremdlicher, als die alten 5 Freunde mit ihrer Rollenverteilung (“Sie hasst alles, was Mädchen sonst gerne machen. Kochen, Betten machen …”).

Die Atmosphäre des Hörspiels ist EUROPA-typisch dicht aber durchaus sparsam, was die Geräusche angeht; die Dialoge stehen im Vordergrund.

Invasion der Puppen

Invasion der Puppen ist eine herrlich abgedrehte Rhodan-Story aus der Feder von William Voltz. Logik scheint an manchen Stellen eher irrelevant, die Botschaft steht im Vordergrund. Als Cover kommt diesmal eine Bearbeitung des Titelmotivs aus Heft 53 zum Zuge – sieht wieder gut aus, hat aber mit der Handlung wenig zu tun. Vermutlich wirkte der verzweifelte Mensch des originalen Planetenromans nicht abgedreht genug.

In diesem Hörspiel tritt Rhodan persönlich auf und nimmt eine Doppelrolle zwischen Erzähler und Protagonist ein, was zu manch komischer Situation führt, die aber typisch für Hörspiele aus dieser Zeit ist. (“Ich gehe da jetzt rein und schaue mir das an. Oh da steht ein Mann.”)

Planet des Todes

© Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Quelle: https://www.perrypedia.de/wiki/Datei:PR0055.jpg

Dieses Hörspiel ist eine Bearbeitung des Planetenromans “Der Mordplanet” von Hans Kneifel. Die Gründe für die Titeländerung leuchten mir nicht ganz ein, vielleicht wollte man für ein Kinderhörspiel auf ein Kapitalverbrechen im Titel verzichten. Das Cover sieht zwar sehr futuristisch aus, zeigt es doch das wunderbare Fischmenschen-Motiv von Heft 55. Mit dem Inhalt hat das Kunstwerk jedoch mal wieder nichts zu tun.

Die Handlung des Hörspiels hat mich an den Klassiker Solaris von Stanislaw Lem denken lassen. Hans Kneifel verzichtet hier auf die klassische Gegenüberstellung von gut und böse und schlägt fast Voltz’schen Humanismus an. Leben erscheint in vielen Formen und jede davon verdient Respekt.

Fazit

Die Rhodan-Serie ist schillernd und vielschichtig. Von Military-SF bis zu psychodelischer Fantasy ist nahezu alles dabei, was das Herz des Raketenheftfreundes erwärmt. Tja, und warum auch nicht einfach mal ein wenig trashiger Hörspielcharme, der mich das ein oder andere Mal an die Meteor-Horrorserie denken ließ, die diesen Charme Jahrzehnte später treffende persiflierte.

EUROPAS Rhodan jedoch ist echt. Freunde der Serienfrühzeit werden genau so auf ihre Kosten kommen, wie Fans alter Hörspiele. Neueinsteiger könnten mitunter Gefahr laufen, ein etwas verzerrtes Bild der Serie zu erhalten.

1 Kommentar

  1. Volker

    Hallo Terraner,
    inspiriert von deinem Blogartikel habe ich soeben die noch fehlende Vinyl “Planet des Todes” bei Ebay geordert. Jetzt habe ich alle 3 Vinyls! Das ist einfach galaktisch schön!
    Ad astra!

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