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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Zyklusrückblick: Die Cappins

Der April brachte nicht nur jede Menge Sonne und damit Arbeit an Haus und Garten, sondern auch das Ende des Cappinzyklusses.
Aus verschiedenen Gründen habe ich mir für die zweite Zyklushälfte etwas Zeit gelassen, aber nu isser gelesen, und ich bin einigermaßen zerrissen.

Grandiose erste Hälfte

Ich hatte im Februar ja an anderer Stelle schon mal kurz vorjubiliert und meiner Begeisterung über die ersten Hefte Ausdruck verliehen, und dabei bleibe ich auch. Die ersten 49 Hefte des Cappinzyklusses gehören für mich bis jetzt (Lektüre der ersten 500 Bände und dann wieder ab Band 2600) zum Besten, was ich bis jetzt im Perryversum gelesen habe. Selbst meine heiß geliebten Posbis stinken dagegen ab.
Ribald Corello, Lord Zwiebus, Tipa Riordan … großartige Figuren mit tollen und glaubhaften Hintergrundgeschichten (Ja, wenn man Perry Rhodan liest, ist selbst ein wiederauferstandener Neandertaler glaubhaft. Ja, echt jetzt, da gibts ne gute Erklärung für, wie der olle Urmensch plötzlich zum Raumfahrer wird.)
Und dann sind da noch jede Menge fantasievoller Wesen, wie die Zentauren, die Antimateriewesen, großartige Präastronautikdinger, wie die Sache mit den Nazca-Linien. Hammer! Ich bin immer noch hin und weg.
Und selbst, die mir so unliebe Zeitspringerei ging mir nicht auf den Keks. (Ja, ok, mir erschließt sich immer noch nicht, warum zwischen Abflug mit der Zeitmaschine und der Rückkehr unbedingt mehrere Stunden liegen müssen – vermutlich nur deshalb, damit der Autor spannendes Zeug erzählen kann, das den wartenden Besatzungsmitgliedern in der relativen Gegenwart widerfährt … Ach egal, ich hatte Spaß.

Völlig konfuse zweite Hälfte

Tja, und dann kommt der Aufbruch mit der MARCO POLO, diesem großartigen Fernraumschiff – und wieder fliegen Perry und seine Kumpels in eine fremde Galaxis und räumen auf … gähn … oder wie Volker neulich sagte: “Das wird aber noch ein paar Mal passieren.”
Na gut, dann sei das so. Kann ja auch ganz spannend sein.

Ralf hat das Wesen des Cappin-Zyklus in einem Kommentar sehr treffend zusammengefasst. So treffend, dass ich ihn hier einfach noch einmal in voller Länge zitiere:

Nun, ich würde nicht wirklich behaupten, dass mit Band 400 eine Ära
aufgehört hat oder eine neue begonnen. Im Gegenteil, die alte
Vorgehensweise wurde da noch kräftig fortgeführt, auch wenn dies in der
ersten Hälfte noch nicht so richtig rüberkommt. Die zweite Hälfte
dagegen, wenn der Zyklus seinen Cappin-Zyklus überhaupt erst richtig
verdient, erschien mir immer wie eine direkte Kopie des MdI- und des
M87-Zyklus. Und wieder fliegen die Terraner in eine ferne Galaxis, um
einen Gegner zu erforschen (ok, in den 300ern war das mehr unfreiwillig
😉 ), während zuhause die Gefahr immer größer wird. Bis auf die
Tatsache, dass in den 200ern und den 300ern die Völker dieser Galaxis
doch wesentlich exotischer waren und in Gruelfin fast nur humanoide
Cappins rumlaufen (ich denke, damit verrate ich nicht wriklich viel 😀
). Der erste wirklich große Umschwung in der Serie kam meiner Meinung
nach erst mit der 500, als das erste wirklich kosmische Element
eingefügt wurde und man erkennen konnte, dass das Universum eben aus
mehr besteht als aus Galaxien, deren Herrscher entweder diktatorische
Unterdrücker sind, die andere Galaxien erobern wollen (MdI und Takerer),
oder Wesen, die genauso solche Unterdrücker künstlich erschaffen
(Konstrukteure des Zentrums).

Die erste Hälfte des Zyklus kam mir
irgendwie so vor, als ob die Autoren zwar viele tolle Ideen hatten und
diese auch erst verwirklichen wollten, dies dann aber aus dem Ruder lief
und zur zweiten Hälfte alles wieder auf die alte Spur gebracht wurde.
Das lässt dann die erste Hälfte aussehen wie die frühen Bände, als es ja
noch gar keine Zyklusstruktur gegeben hat.

Hm, irgendwie sieht das jetzt ein bisschen nach Zyklus-Bashing aus. Dabei mochte ich doch so einige Ideen aus dem Zyklus.
Zeitreisen: Ich liebe Zeitreisen, auch wenn diese hier schon abstruse Ausmaße annahmen. Und die Zyklopen…, aber was solls. 🙂
Zwist
zwischen den Menschenvölkern: Wurde schließlich mal Zeit, auch wenn das
so schon bei den Plophosern vorgekommen war. Aber ewig konnte das
schließlich nicht so weitergehen mit dem Imperium.
Accalauries: Ich
liebe Antimateriewesen. Denen möchste ich wirklich mal die Hand
schütteln… ups, lieber doch nicht. Echt schade, dass das Thema nur
noch einmal in der Serie aufkommen sollte.
Supermutant Ribald
Corello: Der hatte schon ein paar völlig abgedrehte Fähigkeiten. Hm,
vielleicht gefallen mir deswegen inzwischen die Mutanten bei NEO besser.

Nur
die Cappins waren eben eine grandiose und ultimative Enttäuschung.
Allen voran Ovaron und der Kult um seine Person. Aber ich will mir ja
noch was für deinen Zyklus-Rückblick aufbewahren. 😉

OK, Ralf, du willst dir was aufbewahren. Was mich am meisten gestört hat, war diese Inkonsistenz. In der Milchstraße geht in 200.000 Jahren der Punk ab, ganze Zivilisationen entstehen, gehen unter … der ganze Zirkus – und nebenan warten sie 200.000 Jahre auf den Messias? Im Ernst jetzt? Was für ein Unfug! Aber mit der angeblich fehlenden Zyklusstruktur im ersten Teil, da kann ich dir beim besten Willen nicht Recht geben.

Was mich wirklich interessiert

Ja, die zweite Hälfte des Zyklus ist in meinen Augen komplett verbockt. All die tollen Sachen, die man in der ersten Hälfte aufgebaut hat, werden mit einem Flug im Fernraumschiff zerstört.
Mich würde mal interessieren, warum man das getan hat. Was war damals in der Redaktion los? Inwieweit hat Scheer sein “Baby” durch den Jungspund Voltz bedroht gesehen? Worüber haben Redaktion, Expokratur und Autoren kommuniziert? Und wie haben sich die Leser verhalten? Sind die in Scharen abgesprungen, weil plötzlich das vertraute Muster verlassen wurde? Ist man deshalb zur zweiten Zyklushälfte wieder zum “Perry-fliegt-wohin-und-rettet-alle” zurückgekehrt? Ralf hat auch hier ein paar schöne Gedanken in einem Kommentar hinterlassen:

Das war glaub ich die Zeit, als die Serie in die erste große Krise
geriet. Es wiederholte sich ja alles, schon wieder eine Gefahr aus einer
anderen Galaxis, wieder eine Expedition mit einem Großraumschiff in
diese Galaxis. Das wurde langweilig und nutzte sich ab. Wahrscheinlich
einer der Gründe, warum mit 500 das Ganze gedreht wurde und das erste
Mal sogar kosmische Züge reinkamen. Damit wurde die Krise zwar noch
nicht überwunden, was man am frühen Ende des Schwarm-Zyklus und dem
nicht sehr erfolgreichen Innenpolitik-Zyklus ab 570 sah, aber spätestens
mit 650 ging es dann wieder aufwärts und es wurde richtig groß. Das war
ja auch die Zeit, in der das Exposé langsam an William Voltz übergeben
wurde (im Schwarm erst noch im Team mit K.H. Scheer und später dann
allein).

Ich hoffe, dass der TCE eine zweite Auflage des Scheerschen Nachlasses herausgibt, dann wäre zumindest diese Perspektive für mich mal nachvollziehbar. Und vielleicht sollte ich mich mal durch die Erinnerungen von Inge Mahn, der Ehefrau von William Voltz, graben. Die gibt es ja zum Glück online.
Zu den Verkaufszahlen aus dieser Zeit wird sich wohl nichts finden lassen.

Wie gehts jetzt weiter?

Dieses Ein-Heft-pro-Tag-Dings scheint ein ganz guter Rhythmus für mich zu sein. Allerdings werde ich jetzt erst einmal eine kleine Pause mit den alten Heften einlegen und mich ein paar anderen Projekten literarischer und unliterarischer Natur widmen.
So ab der ersten Maiwoche sollte ich dann wieder in den Ring steigen und schauen, was es mit dem Schwarm auf sich hat. Aber bis dahin bleibt ja noch Olymp, was ich sehr fein finde.

7 Kommentare

  1. Ralf Entz

    Oh Mist, jetzt hast du mir das Hauptargument gegen den Ovaron-Kult einfach weggenommen. :DMan kann das sogar noch ein bisschen extremer schreiben. Was in der Milchstraße in den letzten nur 50.000(!) Jahren abgegangen ist, ist schon enorm, vor allem wenn man noch die aktuelle Handlung der Erstauflage dazunimmt. In der Zeit davor ist es allerdings reichlich ruhig, also noch genug Raum für die Autoren zum Fabulieren. ;)Und dann der Ovaron-Kult. Was für ein Gehabe um eine Person, die sich dann in Realität als größtenteils unfähig erweist. Zumindest wenn man ihn an den Erwartungen misst. Aber selbst gemessen an Perry selbst kann er nicht wirklich überzeugen. Und warum? Weil er nun mal nicht so alt ist und nicht so viel Erfahrung hat wie unser aller Unsterblicher. Man muss sich das schließlich immer vorhalten, dass er eigentlich relativ jung ist. Und einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Lebens hat er mit einer selbst verursachten Amnesie gelebt. Aber wenn immer vom großen und achso tollen Überwesen Ovaron geredet wird, steigt natürlich die Erwartungshaltung. Da kann er ja nur versagen. Und das tut er meiner Meinung nach kolossal. Vielleicht mit einer der Gründe, warum die Figur später quasi entsorgt wurde (mehr will ich aber nicht verraten 😉 ). Ok, die Cappins bzw. Ganjasen als Deus ex Machina waren natürlich der Hauptgrund.Und was die Takerer und ihre Unfähigkeit angeht, auch nur das geringste bisschen Fortentwicklung zu betreiben: Bei der Methode, jeden Planeten beim geringsten Missfallen atomar zu zerbomben, hätten 200.000 Jahre eigentlich ausreichen müssen, jedes intelligente Volk Gruelfins zu vernichten, einschließlich ihrer selbst. 😉 :DUnd noch was lustiges: Als man die Takerer kennenlernte, gab es einen Sammler im Hauptsystem der Takerer, mit dem der Taschkar allerdings absolut nichts anfangen konnte und von dem man noch nicht einmal wusste, was das überhaupt ist. Und irgendwann zum Ende des Zyklus hat man plötzlich eine Schaltung, mit der man Zehntausende Sammler fernsteuern kann und man kennt sich super damit aus undschickt sie fleißig zu Missionen aus. Und das nur Monate nach dem Erscheinen der MARCO POLO in Gruelfin. Hm, kommt das noch jemandem seltsam vor? :DAber genug zum Cappin-Zyklus und seiner unsligen zweiten Hälfte.Jetzt geht es für dich ja zu neuen Fehlern… äh Ufern, nämlich dem Schwarum-Zyklus. Den hab ich im Rahmen der Silber Edition (1. Schiene) gerade auch wieder begonnen und konnte schon feststellen, dass da so ein paar Heftbände rausgenommen wurden. Was meiner Meinung nach nicht wirklich schlimm war, da es sich hauptsächlich um Wiederholungen der Schilderungen handelt, die bereits in den ersten Bänden des Zyklus gemacht wurden.Aber vor allem erleben wir in diesem Zyklus den kometenhaften Aufstieg zweier Figuren, die wohl zu den meistgeliebten und meistgehassten der gesamten Serie gehören. Bei mir trifft inzwischen übrigens beides zu. Früher habe ich sie geliebt, inzwischen sind sie mir nur noch peinlich. Bin ich etwas inzwischen zu alt für diese Art von Humor? :DAuf jeden Fall geht es jetzt langsam so richtig los.

    • Martin

      Danke, für dein Ins-Extreme-Treiben. Schöner hätte ich es nicht formulieren können, wollte aber nicht schon wieder nur Meckern, nachdem ich ja M87 auch eher zerlegt hatte. Übrigens hatte ich in meiner Begeisterung vergessen, meiner Freude über Michael Rhodans Rückkehr Ausdruck zu verleihen, auch wenn wir über die Umstände seiner Wiederkehr doch lieber schweigen wollen …Und was die zwei angekündigten Figuren angeht: ich bin gespannt.

    • Ralf Entz

      Puh, jetzt seh ich erst meine ganzen Rechtschreibfehler. Jaja, wenn man mal so richtig in Fahrt ist mit dem Fabulieren… 😀

    • Martin

      Und genau deshalb, lieber Ralf, ist dieser Blog ja auch nicht für seine makellose Rechtschreibung bekannt. Ich achte da auch wenig drauf, wenn ich fa buliere – sehr zum Leidwesen meiner Gattin. Aber schon der alte Göhte hat seinen Namen nachweislich auf verschiedene Arten geschrieben, und der hat es wissen müssen, der olle Trivialliterat.

    • Ralf Entz

      Dann sind wir ja in guter Gesellschaft. 😀

  2. Björn B

    Naja, es gab ja diesen Verräter der Ganjasen, Guvalasch, die den Komudak-Gürtel hatten und die Macht für sich anstatt Ovaron wollten. Erst er war es, der den Takerern ein paar Dinge erklärt haben, so dass sie diese "Streitmacht der Sammler" aufbringen konnten.Was ich allerdings bemängle: Ovaron ist keine 200.000 Jahre alt, aber trotzdem wird das ab und zu Thema – die Autoren verstanden damals wohl nicht genau die Implizierung, dass Ovaron nach ein paar Jahren auf der Erde von den Terranern in die Zukunft mitgenommen wurde. Seine "Amnesie" war ja schließlich künstlich initiiert, damit er als Spion auf der Erde tätig werden konnte, und falls er geschnappt wurde, dass er nichts ausplaudert. Aber anstatt mit terranischen Mitteln (oder alternativ dem Versteck auf Titan) den Gedächtnisblock VOR der Abreise zu beseitigen, fliegen sie mit einem "halb-kaputten" Ovaron los. DAS war für mich eher störend und unlogisch als alles andere.Naja, den Cappin-Zyklus fand ich trotzdem "ganz okay", nicht besser aber auch nicht schlechter als den Rest davor.Band 500 war wirklich klasse. Auf meinem Blog habe ich auch was über diese Kehrtwende geschrieben und ich muss erstmal noch weiterlesen, um das "Schwarum" von Ralf zu verstehen.Und noch eine Kleinigkeit, Martin, denk an die DSGVO, die im Mai wirksam wird. Du solltest diesbezüglich deinen Blog prüfen. https://datenschmutz.net/dsgvo-checkliste-fuer-blogs/

    • Martin

      Moin Björn,ich habe die Datenschutzerklärung und das Impressum soeben angepasst und dazu das Tool von datenschutz-generator.de genutzt. Im Prinzip ein löblicher Ansatz, aber die Untiefen der deutschen Rechtsprechung werden hier noch für einigen Ärger sorgen. Allerdings, und das beruhigt mich: 4% meines Umsatzes sind genau Null Euro ;)Ansonsten mag ich am Cappinszyklus außer der ersten Hälfte, das Diskussionspotential, das er bietet. Und, Altmleser mögen jetzt rotieren, ich find ihn besser, als M87.

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