Ein wenig handfeste Ausgleichsliteratur
Vorweg: Ich erhielt vom Autor ein kostenloses Rezensionsexemplar ohne jegliche inhaltliche Vorgabe. Es gibt Menschen, die sind der Auffassung, ich müsste diesen Artikel daher als Werbung kennzeichnen. Insofern: Werbung!
Innerhalb des Perryversums fliege ich gerade in Richtung Hangay und allem, was da noch so aus Tarkan rausfallen könnte. Das ist alles derartig abgedreht, dass mal wieder etwas realistischeres hermusste. (Hihi, der bezeichnet SF als realistisch). Da kam mir das neueste Werk des studierten Raketenwissenschaftlers Peter Bourauel alias Phillip P. Peterson gerade recht. Mit Begeisterung stürzte ich mich ins Vakuum.
Das steht drin
Seltsame Dinge geschehen auf der Erde und dem Mond – zunächst ungeachtet einer breiten Öffentlichkeit. Denn wer interessiert sich schon für Neutrinos, die in antarktischen Beobachtungsstation gemessen werden. Und selbst die bevorstehende Mondlandung lockt nur noch wenige Menschen vor die Livestreams, da es sich bereits um die dritte in einer Serie neuer Landungen handelt. Kurz nachdem der Pilot der Mondfähre und rücksichtslose Macho Colin Curtis im letzten Augenblick vom Abbruch seiner Mission erfährt, eröffnet ihm seine Kollegin, ein außerirdisches Flugobjekt identifiziert zu haben. (Und nein, es ist anders, als du denkst, Schatz!)
Schnell ist der wissenschaftlichen Gemeinde und der Politik klar, dass der Erde eine Gefahr unbekannten Ausmaßes droht.
Klingt ein bisschen Klischeehaft, aber wenn Andreas Eschbach hier vom endgültigsten Katastrophenthriller schreibt, kann ich nach der Lektüre nicht anders, als ihm begeistert beizupflichten.
Schnell nimmt die Geschichte Fahrt auf und der Autor darf ganz der Raumfahrtingenieur sein, der er ist. Großartig!
So hat es mir im Vakuum gefallen
Mal wieder steht die Welt auf dem Spiel – eigentlich kein Szenario mehr, dass in Science Fiction Kreisen sonderlich originell erscheint. Dennoch ist Petersons neuester Roman aus mehrfacher Hinsicht lesenwert:
Peterson kann auf eine beachtliche Karriere als Luft- und Raumfahrttechniker zurückblicken. Was der Mann schreibt, hat technisch Hand und Fuß und ist bestens recherchiert. Freunde realistischer Science Fiction werden weite Teile des Romans dafür lieben, dass der Autor ein fast vergessenes Antriebskonzept hervorkramt und ein faszinierendes Raumschiff konstruiert. Einen Hinweis gibt das folgende Video:
Vor lauter Technik lässt Peterson aber auch ethische und soziologische Überlegungen nicht außer Acht. Was bewirkt das Wissen um das nahe Ende mit der Persönlichkeit des Menschen und der Gesellschaft, in der er sich bewegt? Erschreckend und faszinierend zugleich.
Dabei weiß der Autor nicht nur genau, worüber er schreibt, sondern auch wie man das tut. Nach einigen etwas holprigen Dialogen zu Beginn des Buches (die dem Lektorat hätten auffallen können) nimmt die Geschichte derartig Fahrt auf, dass ich den Herren Peterson und Emmerich mal einen gemeinsamen Kaffee gönnen würde. Aber Science Fiction und Verfilmungen, das ist so eine Sache, von der auch der Autor zu berichten weiß:
Das Filmgeschäft ist ein Haifischbecken. Grundlegend muss man sagen, dass es in Hollywood so dermassen viele Drehbücher gibt, dass man da nicht unbedingt auf einen deutschen Roman wartet. Anders wäre es, wenn „Transport“ sich in den USA zu einem Millionenseller entwickeln würde und danach sieht es eher nicht aus.
In Deutschland ist es auch nicht viel besser. Das Interesse der Produzenten an SF hält sich leider sehr in Grenzen. Es gab zwar schon vereinzelte Anfragen von Indie-Firmen an den Filmrechten, aber im Falle einer Verfilmung lege ich Wert auf hohe Produktionswerte. Eine Realisierung als B-Movie kommt für mich nicht in Frage.
Und wenn es noch nicht mal Perry Rhodan schafft, eine vernünftige Verfilmung zu finanzieren …
Also: Nein, es ist keine Verfilmung in Sicht.
Quelle: http://raumvektor.de/faq/ (abgerufen am 14.10.2020)
Bis dahin bleiben also nur Kopfkino und eine gute Tasse Kaffee zum Weltuntergang.
Fazit
Wer realistische Near-Future-Szenarien mag, auf dicke Raketen steht und auf Wendungen steht, die sich logisch aus der Geschichte ergeben, darf beruhigt zu Vakuum greifen und sich von Philip P. Peterson mit in den Untergang reißen lassen. Als Belohnung sind eine packende Geschichte und eine der hoffnugsfrohesten Dystopien der letzten Zeit ausgesetzt.
Technische Daten
Der lokale Buchhändler oder die lokale Buchhändlerin freuen sich über folgende Angaben:
- Vakuum
- Phillip P. Peterson
- Fischer Tor, 2020, 493 Seiten
- ISBN: 9783596700745
- 16,99€
Und wer den Anfang nicht gelesen hat: Ich habe ein Rezensionsexemplar bekommen. Deshalb: Werbung.
Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.
Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.
Ja, die technische und die soziale Komponente halten sich hier gut die Waage. Wobei ich zwischendurch auch im Kopf ein paar Rechenexperimente durchgeführt habe, wie lang man unterwegs sein müsste und wie schnell man sein müsste, um doch noch eine planetengebundene Zivilisation aufbauen zu können. Aber das muss ja gar nicht sein, wie man dann im Buch liest. 😉
Besonders fand ich die Szene zum Schluss bzgl. der möglichen Abschaltung… 😀