Mastodon

von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Autor: Martin (Seite 48 von 68)

Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.

Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.

Der Monat im Rückblick – September 2017

Der Sommer ist vorbei, die Monate enden auf R, ich esse trotzdem keine Muscheln. Ich mache lieber Rhodanzeugs.

Das passierte im Blog

Anfang September fand in Oberhausen die erste Phantastika statt. Volker und ich hatten recht früh beschlossen, da gemeinsam hinzufahren und den Samstag mit fantastischer Literatur zu verbringen. Das Allerfeinste an der Phantastika waren allerdings die Menschen, die ich endlich einmal persönlich getroffen habe, nachdem wir uns nur online kannten. Der Besuch im nächsten Jahr ist schon fest abgemacht.
In der neuen Rubrik Tellerandlesen beschäftige ich mich in loser Folge mit Bücher von Rhodan-Autoren, die diese abseits des Serienuniversums verfassen. Den Anfang machten in diesem Monat Robert Corvus und Madeleine Puljic jeweils mit einem Buch.
Gegen Monatsende gab es dann noch ein tolles Erlebnis. In meiner Funktion als Schulelternbeirat unserer Dorfgrundschule gelang es mir, Christoph Dittert zu einer ???-Lesung einzuladen. Rhodan kam an diesem Tag nur am Rande vor, aber hey, der Tag war großartig und ich habe ein Autogramm von Björn Berenz.
Dazwischen bildete die Lektüre der beiden Andromedazyklen den Monatsschwerpunkt.

So lief die Leserei

Nach dem Augustblues lief die Leserei im September wieder flüssig. Dazu trug zum einen sicherlich die faszinierende Handlung des MdI-Zyklus bei, zum anderen hat mich ein Muskelfaserriss ein paar Tage ans Sofa getackert.Aktuell bin ich sogar geringfügig über dem Schnitt von einem Heft pro Tag.
In den September fiel auch das Ende der Miniserie “Terminus”, die mich etwas ratlos zurückließ. Uwe Anton hat sich wie immer eine gute Geschichte ausgedacht, allein das Gefühl für die geschilderte Zeit wollte bei mir nicht aufkommen. Vielleicht lag es daran, dass ich parallel authentische 60er-Jahre Romane lese. Ich will demnächst mal Perry Rhodan Action antesten. Eventuell kommt das 60er-Lesegefühl da besser rüber. Mal schauen. Auf Olymp im Januar bin ich jedenfalls sehr gespannt.

Das macht der Sammlungsaufbau

In der Beziehung war ich diesen Monat faul. Die Dubletten sind immer noch nicht sortiert. Aber … winter is coming.

Liebe unter Weltraumhelden

Ich lese mich gerade durch das letzte Viertel des MdI-Zyklus und hatte Mory Abro, die Gattin des Unsterblichen schon ein wenig vermisst. Trat sie doch in den ersten Heften des Zyklus recht selbstbewusst neben ihrem Herrn Gemahl auf und bestand das ein oder andere Abenteuer, um dann irgendwann auf dem Weg nach Andromeda zurückbleiben zu müssen.
Aber in Heft 280 trat sie wieder vor mein inneres Auge – die Weltraumschönheit entsteigt der Rakete und ihr Mann ist verzaubert.

Ich war viel mehr von der Textstelle selbst verzaubert:

Quelle: PR 280 – Die Weltraumdetektive greifen ein

»Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt« 

Mich faszinierte die heimlich-verklemmte Unschuld dieser Textstelle so sehr, dass ich sie gleich auf Twitter zum Besten gab, woraufhin mir Klaus Frick antwortete, dass wir da demnächst noch einiges zu erwarten haben:

Allein den Begriff “Schleicherotik” fand ich derartig spannend, dass ich die Suchmaschine meines Vertrauens anwarf – und tatsächlich es fanden sich drei rhodanistische Treffer.
Rainer Nagel berichtet im Nachwort einer Neuausgabe der Planetenromane “Der programmierte Attentäter” und “Tempus fugit” über die Bemühungen K.H. Scheers, seine Serie frei von Schleicherotik zu halten.
Hierzu schrieb Scheer im Exposee zu Band 119:

Unter Schleicherotik versteht man die Schilderung von Blicken auf weibliche Personen, Schilderungen von Gedanken und Überlegungen, die mit den Vertreterinnen des ‘schönen Geschlechts’ etwas zu tun haben könnten. 

(Zitiert nach Heiko Langhans “Karl Herbert Scheer. Konstrukteur der Zukunft” S. 32)

“… auch die
sogenannte Schleicherotik muss vermieden werden. Unter Schleicherotik
versteht man die Schilderung von Blicken auf weibliche Personen,
Schilderungen von Gedanken und Überlegungen, die mit den Vertreterinnen
des ‘schönen Geschlechts’ etwas zu tun haben könnten. Wenn
Frauengestalten auftauchen, auf keinen Fall in Betrachtungen zum
Verhältnis zwischen den Geschlechtern abschweifen, sondern vielmehr das
menschlich Wertvolle, Große und Kameradschaftliche in den gegenseitigen
Beziehungen hervorheben …”

“… auch die
sogenannte Schleicherotik muss vermieden werden. Unter Schleicherotik
versteht man die Schilderung von Blicken auf weibliche Personen,
Schilderungen von Gedanken und Überlegungen, die mit den Vertreterinnen
des ‘schönen Geschlechts’ etwas zu tun haben könnten. Wenn
Frauengestalten auftauchen, auf keinen Fall in Betrachtungen zum
Verhältnis zwischen den Geschlechtern abschweifen, sondern vielmehr das
menschlich Wertvolle, Große und Kameradschaftliche in den gegenseitigen
Beziehungen hervorheben …”
auch die sogenannte
Schleicherotik muss vermieden werden. Unter Schleicherotik versteht man
die Schilderung von Blicken auf weibliche Personen, Schilderungen von
Gedanken und Überlegungen, die mit den Vertreterinnen des ‘schönen
Geschlechts’ etwas zu tun haben könnten. Wenn Frauengestalten
auftauchen, auf keinen Fall in Betrachtungen zum Verhältnis zwischen den
Geschlechtern abschweifen, sondern vielmehr das menschlich Wertvolle,
Große und Kameradschaftliche in den gegenseitigen Beziehungen
hervorheben …”

Rainer Nagel greift das Thema in zwei Infortransmittern noch einmal ausführlicher auf. Die Ausgaben 216 und 217 sind hier – inklusive eines etwas längeren Zitats der Scheer-Biographie – im Volltext bei Schattenblick nachzulesen.

Ich bin gespannt, was der PR-Report, seit Kurzem aus der Feder von Madlen Bihr, zu berichten weiß. Vielleicht wird dort ja auch einmal die Rolle der “Selbstkontrolle deutscher Romanheftverlage” beleuchtet, von der ja am Ende der alten Perry-Rhodan-Hefte immer wieder versichert wird, dass der Moewig-Verlag ihr als Mitglied angehöre.

Wie mir der Expokrat mal eine Pommes stahl

Wassenach ist ein winziges Dorf in der Osteifel, unmittelbar am Laacher See und unweit von Andernach, dem Geburtsort Renier Bievres gelegen. Es ist nicht nur die Heimat des Heftehaufens, sondern hat auch eine kleine feine Grundschule, die gestern hohen Besuch bekam.
Niemand anderes als der Expokrat persönlich las den Wassenacher Kindern gestern aus seinen Werken vor. Der Altersgruppe angemessen, verzichtete Christian Montillon aber auf Tiuphoren, Atopen und Thoogondu. Vielmehr las er als sein alter ego Christoph Dittert aus einem aktuellen Drei-Fragezeichen Fall.

Christoph Dittert liest vor dem Foto eines Hantelraumers

Gebannt lauschten die Schülerinnen und Schüler “Im Bann des Drachen”, einer ???-Folge, in der es die drei Juniordetektive nach Shanghai verschlägt. Christoph garnierte seine Lesung mit einigen Urlaubsfotos, sodass für die Kinder ein lebendiges Bild des Schauplatzes und seiner atemberaubenden Architektur entstand.
Immer wieder streute der Autor kleinere Anekdoten seiner eigenen Erlebnisse in Shanghai ein. Höhepunkt waren hier sicherlich die Tütchen mit Hühnerkrallen, die von außen ein wenig an Gummibärchen erinnerten.
Nach einer ausgiebigen Fragerunde zum Leben eines Autors und den drei Detektiven konnte sich jedes Kind noch über eine Autogrammkarte freuen.

Danke noch einmal, Christoph, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Wochenlang vorher gab es unter den Kindern kaum ein anderes Thema, als das eigene Detektivbüro. Und als ich nachmittags dann unseren Garten betrat, wurde dort auch schon wieder fleißig ermittelt.
 
Aber Herr Haufen wäre nicht Herr Haufen, wenn da nicht noch die ein oder andere rhodanistische Überraschung passiert wäre.

Einige Tage vor der Lesung kündigte Christoph mir an, dass er Björn Berenz mitbringen würde. Der ehemalige Multimediaredakteur des Unsterblichen hat weiland selbst einen Heftroman für die Miniserie Perry Rhodan Arkon veröffentlicht.
Natürlich habe ich mir die Chance auf ein Autogramm nicht nehmen lassen:

Perry Rhodan Arkon 7 – Welt der Mediker

»Copyright by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt« 
Welt der Mediker – signiert von Björn

Eine weitere wundervolle Überraschung hatte sich schon per Facebook angekündigt. Stephanie ist vom kleinen Kometen extra in die nebelige Bergwelt gefahren, um der Lesung zu lauschen. Das fand ich fein.

Nach der Lesung hatte sich der Nebel auch bei uns gelichtet, sodass wir die Sonne genießen konnten (Foto: Björn Berenz)

Wer übrigens den Tag aus Stephanies Sicht lesen möchte, sollte mal im kleinen Kometen vorbeischauen.

Ja und was ist jetzt mit den Pommes frites?

Da ich die Lesung zwischen Schule und Autor vermittelt hatte, ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, Christoph im Namen des Schulelternbeirates zum Essen einzuladen. Nach der Lesung trafen sich also die beiden Autoren, einige Lehrerinnen und die beiden Blogger zum gemeinsamen Mittagessen im örtlichen Gasthof. Christoph saß mir gegenüber, und gerade als ich meine Pommes frites bekam, setzte der Herr Expokrat sein Grinsen auf und meinte: “Guck mal da oben ist ein Ablenkvogel.”
Ratet, wer so doof war, auf den ältesten Trick der Welt reinzufallen, zur Zimmerdecke zu schauen, nur um anschließend eine Pommes im Mund des Expokraten verschwinden zu sehen …

Nach dem Essen zeigten Björn (der nur ein paar Käffer weiter wohnt) und ich den beiden Touristen Stephanie und Christoph noch kurz ein paar Naturschönheiten und spazierten am Ufer des Laacher Sees entlang.

Ein kleiner Blick über den Laacher See
Ob Christoph seine Idee in die Tat umsetzt, und auf dieser Bank einen Roman schreibt? (Foto: Stephanie Braun)

Nur ein paar Gedanken zum Andromedings

Ich hab mir in den letzten Tage ein paar Gedanken gemacht. Kann sein,
dass die wirr sind, aber ich schreib sie trotzdem mal auf. Mal schauen,
wie ich in sieben Jahren darüber denke, wenn ich zurückblicke.

Ich lese ja gerade zum ersten Mal den Zyklus um die “Meister der Insel”. Schon als ich 2011 in Mannheim so richtig mit der Perry Rhodan Serie in Berührung kam, war der einhellige Tenor unter den Fans: “Das ist der BESTE Zyklus aller Zeiten.” Dicht gefolgt von: “Danach ging es bergab.”
Da ich ja zu den Spätinfizierten gehöre und damals völlig fasziniert war, welche Welt sich mir mit dem Perryversum auftat, war für mich nur schwer zu glauben, dass etwas noch besser sein könnte, als der damals aktuelle Zyklus.

Höre ich mich heute um, gibt es immer noch Stimmen, die nichts auf MdI kommen lassen, wobei sich in diesen Chor auch immer mehr Töne mischen, die da lauten: “Also, so würde man das heute nicht mehr schreiben. Die Dramaturgie ist so vorhersehbar. Der Gegner kommt so unangekündigt. Der Stil ist hölzern.” undsoweiter, undsoweiter …

Ja, was denn jetzt?

Das Schöne am Heftehaufenblog ist ja für mich, die Diskussion mit anderen Fans. (Von der Meinung, das hier sei ein reines Lesetagebuch, bin ich glaube ich schon Ende Januar abgerückt 😉 Das ist es zwar auch immer noch, aber ich liebe den Austausch mit anderen Lesern und Sammlern in den Kommentaren, auf Twitter oder Facebook. Einfach mal “Danke” an dieser Stelle.)

Jedenfalls, Meister der Insel, Kommentare. Gedanken ….

Was ist eigentlich das Maß für “Gut”?

Ich betrachte den MdI-Zyklus aus zwei Richtungen. Von vorne und von hinten, sozusagen.
Lese ich den Meister der Insel Zyklus ausschließlich vor dem Hintergrund der ersten 200 Perry-Rhodan-Romane, so bleibt gar keine Wahl, als das Ding großartig zu finden.
Zum ersten Mal gibt es keine Nummernrevue mehr, keine parallelen Handlungsstränge, die fast berührungslos nebeneinander herlaufen. Perry und seine Kumpels springen nicht mehr planlos von hier nach da und wieder zurück. Alles baut aufeinander auf, mit dem klaren Ziel, die Meister der Insel, und damit das Böse schlechthin zu finden. Dabei werden geschickt alte Fäden (die Sache mit den Posbis z.B.) aufgegriffen, mit neuem Garn versponnen. Für die körperliche Ähnlichkeit von Arkoniden und Menschen wird eine spannende Erklärung geboten (Ich hasse Zeitreisen …) – alles folgt einem Plan über einhundert Hefte.
Das ist neu, das gab es noch nicht, das ist großartig.

Nun habe ich aber, um Helmut Kohl zu paraphrasieren, das Pech der späten Geburt. Meine Expokraten sind Uwe Anton, Christian Montillon und Vim Vandeman – versierte Geschichtenerzähler, in Wolle gefärbte Perrykenner und große Träumer, die wissen, wie man eine moderne Dramaturgie aufzieht. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, habe ich 2011 dabei gesessen, als Frank Borsch den Fans Perry Rhodan Neo nahebrachte, eine Serie, die alte Namen nimmt und einen komplett anderen, moderneren Ansatz fährt und viel mehr auf die einzelnen Personen fokussiert. Ich las “Vision Terrania” und aus dem Holzschnitt Pery Rhodan der 60er wurde ein lebendiges Bild.
Vor diesem Hintergrund müsste ich eigentlich sagen: “Geh mir fort mit dem alten Zeug. Das ist hölzern, das ist platt, das ist vorhersehbar.”

Doch halt!

Würde ich vor dem Hintergrund meiner Lesesozialisation die Altmeister der Insel in Bausch und Bogen verdammen, würde ich zwei wesentliche Faktoren übersehen: die Patina und die Alterung.

Ich erinnere mich, als Kind, die “Dreibeinigen Herrscher” gesehen zu haben. Diese BBC-Serie mit den bedrohlichen Monstern, die die Menschheit unterdrückt. Keine Folge durfte ich da verpassen.
Auch, als ich die Serie vor zwei Jahren noch einmal neu geschaut habe, war ich gebannt, hatte Szenen von früher vor Augen und musste beide Staffeln so schnell wie möglich anschauen, weil die alte Faszination wieder da war.
Und dann habe ich einen entscheidenden Fehler gemacht. Ich habe das Medium gewechselt und die Romanvorlage von John Christopher gelesen, was ich als Kind nicht getan habe. Und was soll ich sagen, es war eine Katastrophe.
Bei Licht betrachtet fand ich die vierbändige Trilogie um die dreibeinigen Herrscher ziemlichen Unfug, durchweg schlechte Science Fiction und nur in Maßen zu ertragen.
Ich habe lange nachgedacht, wo der Unterschied lag, bis mir klar wurde, dass mir für das Buch jedwede wohlwollende Erinnerung fehlt. Im Gegensatz zur Fernsehserie hatte sich über das Buch für mich keine Patina aus Faszination und Erinnerungen gelegt.
Ähnlich geht es mir mit den alten ???-Hörspielen und Büchern. Dramaturgisch mag der Band 100 “Toteninsel” aus der großen Detektivserie ja tausendmal besser sein, als etwa der “Superpapagei”, aber ich habe eben dem dicken Mister Claudius beim Einschlafen zugehört. Und unter einer dicken Schicht aus Nostalgie tu ich das immer noch.
Nur leider fehlt mir dieser Patina-Faktor bei den Inselmeistern wegen meines verspäteten Einstieges. Dennoch glaube ich, könnte hier ein Grund für die ungebrochene Beliebtheit dieses Zyklus liegen.

Der zweite, vermutlich etwas weniger subjektive Faktor, ist die Alterung eines Werkes.
Letztens habe ich zum allerersten Mal den ersten Terminator-Film gesehen. (Schande über mich, dass es nicht schon eher war.) Dieser Film aus dem Jahr 1984 ist derartig zeitlos groß, dass es völlig egal ist, ob er nicht in zeitgemäßem Tempo oder mit schlimmen optischen Effekten daherkommt. Der Film war damals gut, und zwar so gut, dass er auch nach 30 Jahren noch gut ist. Ähnliches gilt meiner Meinung nach für “Der Pate” und Picards Enterprise (mit Ausnahme der Kinofilme).

Und vor diesem Hintergrund, dem Hintergrund der guten Alterung, kann ich nicht anders, als vor den Meistern der Insel meinen Hut zu ziehen. Mag manches noch so vorhersehbar, manches noch so hölzern sein, das was K.H. Scheer und die damaligen Autoren in diesem Zyklus geschaffen haben, ist einfach auch nach 50 Jahren noch verdammt gute Science Fiction.

So, und jetzt bitte, Diskussion frei. Sind die Meister der beste Zyklus aller Zeiten? Habe ich kompletten Murks geschrieben? Waren die Meister noch nie der beste Zyklus, sind die Atopen viel cooler?
Ich freue mich auf zahlreiche Kommentare hier und drüben bei FB und Twitter.

Andromedings – Eine Rückschau am offenen Hefte – Teil 4

Ich schiebe das nächste Andromedings einfach jetzt schon hinterher, weil ich schwer begeistert bin von dem, was ich da zu lesen bekomme.

Achtung, der Abschnitt über den Neo-Roman 156 enthält einen Spoiler.

Im klassischen Zyklus “Meister der Insel erfreuten mich:

251 – Die Armee der Biospalter
252 – Die Welt der Regenerierten
253 -Vorstoß in die Dunkelwolke
254 – Die Geistersonne
255 – Sperrzone in Andromeda
256 – Im Reich der Zentrumswächter
257 – Der Dreitöter
258 – Die Mikro-Henker
259 – Der unheimliche Roboter
260 – Gespenster der Vergangenheit
261 – Die Fabrik des Teufels
262 – Der Meisterplan

In der Neo-Staffel “Die zweite Insel” begeisterte mich Oliver Plaschka mit:

156 – Die Schmiede des Meisters

Fangen wir mit den Klassikern an. Nach einem eher zähen Anfang und einer Reihe langweiliger Füllhefte in den 240ern, geht in Andromeda endlich die Post ab. Band 250 ist mir mit seiner großartigen Landeszene immer noch bestens in Erinnerung, obschon sich mir immer noch nicht die Notwendigkeit erschließen will, solchen einen Koloss auf einem Planeten zu landen. Aber das scheint im Perryversum kein Problem zu sein. Ich nehm das einfach mal hin. Nach einer kurzen Unterbrechung bei Whisky und Dinosauriern in 251 und 252, entführte mich jedes Heft in eine neue phantastische Welt. Kalak ist großartig und diese Pflanzenwesen … ein Traum.
All diesen Phantastereien bieten Scheersche Kracherei und Mahrsche Spionageabenteuer einen tollen Kontrast. Herrlich!
Für mich fühlt sich die Serie an, wie in den Anfangsbänden. Nur gibt es noch mehr Sense of Wonder (Die Landung der Crest III … ich will einen Film …) und im Gegensatz zur Nummernrevue der ersten 50 Bände folgt hier alles einem großen Plan, der Stück für Stück enthüllt wird.
Schön. Sehr schön.
Dass die Dramaturgie dabei im Wesentlichen vorhersehbar ist – geschenkt. Andere Zeiten, andere Sitten.

Was mich umgehauen hat, war der aktuelle Neo-Roman mit der Bandnummer 156.
K.H. Scheer nannte den “Meister-der-Insel” Zyklus einmal ein Symptom seiner Zeit. Und genau das ist auch “Die Schmiede des Meisters” von Oliver Plaschka. Auf einem fernen Planeten muss Perry Rhodan einer öffentlichen Hinrichtung bewohnen. Die Schuld der Todeskandidatin besteht lediglich darin, für ihre Freiheit und gegen Unterdrückung eingetreten zu sein. Das ist realistisch, das ist erschreckend und das ist großartig geschrieben. Das ist Science Fiction, wie ich sie mag, als gnadenloser Spiegel der Gesellschaft.
Außerdem werden immer mehr Machenschaften der Thetiser aufgedeckt, ein Meister der Insel taucht auf, und – Parallele zum klassischen Zyklus – er scheint die Terraner und besonders Perry Rhodan zu kennen.

“Die Schmiede des Meisters” bringt endlich wieder das, was mich in der ersten Neo-Staffel so fasziniert hat: Ein aktuelles Szenario wird nur wenig in die Zukunft transformiert und so zu einer Vision, was uns im Schreckensfalle blühen könnte.
Ja klar, das ist eine Dystopie, das ist nicht schön, nicht angenehm zu lesen, aber es ist die literarische Bearbeitung eines aktuellen und relevanten Themas. Für mich bildet Band 156 bis jetzt den Höhepunkt der Staffel um “Die zweite Insel”. So darf das gern weitergehen. Wenn jetzt noch, wie auf der Phantastika angekündigt, einige lose Enden miteinander verknüpft werden, wird diese Staffel sehr, sehr schön. Ich freu mich jedenfalls auf den Rest.

Tellerrandlesen – Feuer der Leere

Die Phantastika wirkt bei mir auf sehr vielen Ebenen immer noch nach. Neben wunderbaren Erinnerungen und sich andeutenden Folgeerscheinungen schlummert immer noch ein Stapel ungelesener Bücher, auf dem zuoberst bis gestern noch “Feuer der Leere” von Robert Corvus lag.

Volker hatte mir das Buch schon länger ans Herz gelegt, und so war es kein Wunder, dass wir in Oberhausen gemeinsam die entsprechende Lesung besuchten, nachdem ich das Buch erworben hatte. (Was bitte gleich klarmacht: Ich habe kein Rezensionsexemplar erhalten und bekomme auch sonst keinerlei Zuwendung, Aufwandsentschädigung oder sonst einen Vorteil für die folgenden Zeilen.)

Wohlan, so lasset uns denn beginnen!

Bernd Robker, aka Robert Corvus erzählte und las auf der Phantastika 2017 aus Feuer der Leere

Worum geht es?

Die Erde ist zerstört. Eine Million Menschen konnte sich auf dreißig Großraumschiffe retten und durchstreift fortan die Leere des Alls. Mit dabei sind eine Kampfpilotin, ihr Bruder, Exsoldat und mittlerweile Farmer sowie ein junger Priester. Natürlich darf auch die Bedrohung durch eine verfeindete Kultur nicht fehlen. Die eigentlichen Stars des Romans sind allerdings die dreißig Raumschiffe, von denen neunundzwanzig menschengemacht sind. Ein Raumschiff, die Squid, wurde geboren, ist also ein Lebewesen, das die Menschen in sich aufgenommen hat.
Auf den dreißig Schiffen haben sich dreißig völlig unterschiedliche Gesellschaftsformen und Weltanschauungen entwickelt, wobei jede Gesellschaft von den anderen neunundzwanzig mehr oder weniger toleriert wird. (Mit einer Ausnahme, aber das könnt ihr bitte selber nachlesen …)
Die eigentliche Handlung wäre, wenn ich es denn tun wollte, schnell zusammengefasst, und gerade im mittleren Drittel bewegt sich vordergründig so wenig, dass ich die titelgebende Leere geradezu spüren konnte. Anstelle wüster Abenteuer und wilder Raumschlachten erwarten den Leser, mal abgesehen von einem atemberaubenden Anfang, faszinierende gesellschaftliche Experimente, fremde Religionen und die Frage nach dem Wesen des Menschen.
Das Feuer entflammt dann im letzten Drittel, als die Squid sich entschließt … ach was, lest selber ;))

Wie hat es mir gefallen?

Ich habe Feuer der Leere parallel zu einigen Heften des klassischen “Meister der Insel” Zyklus gelesen, in denen es auf 64 Seite nur so kracht und scheppert. Feuer der Leere war da eine hochwillkommene Abwechslung, in der ich es genossen habe, Robert Corvus in sein Universum der Leere zu folgen. Obwohl ich sonst kein großer Freund von Klappentexten bin, gebe ich Klaus N. Frick recht, der sich dort fragt, “von welchen Welten der Mann träumt”.
Mir hat am besten gefallen, dass der Autor es schafft, philosophisch und religiös relevante Themen mit einer streng wissenschaftlichen Basis zu erzählen. Ausgehend von der Physik werden Lebensumstände für Gesellschaften entworfen und die sich daraus ergebenden Konflikte geschildert. Das ist nicht immer leicht zu lesen, aber durchweg faszinierend.
Zu meiner großen Freude hat Robert Corvus auf Twitter kürzlich angekündigt, das Manuskript zu einem Nachfolgeband vollendet zu haben, der für den März 2018 geplant ist. Teile meines Literaturbudgets für den März 2018 sind also auch schon verplant.

Mein Exemplar von Feuer der Leere trägt diese schöne Widmung


Kann ich das Buch empfehlen?

Wer auf die Bildgewalt eines Peter F. Hamilton im Armageddonzyklus, die sprühende Fantasie eines David Brin oder Ian Banks und die Langsamkeit der Endymiongesänge steht, der sollte unbedingt zu Feuer der Leere greifen. Unbedingtestens, wenn nicht sogar allerunbedingtestens!
Freunde des schnellen Raumschiffkicks werden das Werk eher befremdlich und lang finden.

Die Details:  

Titel: Feuer der Leere
Autor: Robert Corvus
Erscheinungsjahr: 2017
Umfang: 495 Seiten
Piper Verlag
Preis: 16,99 € (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-492-70439-7

Und sonst so?

Feuer der Leere ist ein Papego-Buch. Wer sich die kostenlose App für iOS oder Android aufs Handy lädt, kann eine Seite scannen und erhält die nächsten ca. 100 Seiten auf sein mobiles Endgerät gespielt. Das ist kein echter Ersatz für ein ebook, hilft aber immer dann, wenn man mal gerade keinen Papierziegelstein in der Jackentasche mitnehmen will.


Noch was?

Robert Corvus erzählt in seinem Youtube-Kanal selber etwas zu Feuer der Leere

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Mit Abspielen des Videos stimmen sie einer Übertragung von Daten an YouTube zu. Bitte beachten Sie die Datenschutzerklärung.

Die Ankündigungen zum Imagoprojekt geben einen kleinen Eindruck davon, wie wissenschaftlich fundiert die Welten in Feuer der Leere sind.

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Mit Abspielen des Videos stimmen sie einer Übertragung von Daten an YouTube zu. Bitte beachten Sie die Datenschutzerklärung.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 Heftehaufen

Theme von Anders NorénHoch ↑