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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Ein Besuch in der Zentrale

“Dann musst du wann hier los?!” Die Gesichtszüge von Frau und Kind entglitten sichtlich, als ich freudestrahlend verkündete, die Perry Rhodan-Redaktion besuchen zu dürfen – bin ich doch familienintern eher als Morgenmuffel bekannt.
Aber für ein Treffen mit dem Unsterblichen, oder zumindest mit den Menschen, die mir die Abenteuer des Unsterblichen wöchentlich präsentieren, ist meine Morgenroutine eher nachrangig.

Und so kam es, dass am 30.11. um 6:10 in der Dunkelheit der Eifeler Winternacht mein Freund Volker Hoff vor mir stand, um einer Einladung der Perry Rhodan-Redaktion nach Rastatt zu folgen. Über Volkers Aufstehzeit schweige ich mich hier aus, er ist um Längen eiserner, als ich …
Nach vierstündiger Autofahrt durch Eis und Schnee erreichten wir Rastatt, die Perle der Oberrheinischen Tiefebene! Vermutlich liegen die Perlen da, wo wir nicht waren, denn die Verlags- und Druckereigebäude von VPM stehen recht unspektakulär an einer Ausfallstraße. Hätte uns jemand erzählt, dass hier Stahlröhren produziert werden, wir hätten es geglaubt.

Wo in diesem Riesenkomplex befindet sich bitte die Zentrale. Also nicht die Zentrale, sondern die Zentrale aller Zentralen, die Perry Rhodan Zentrale?
Langes Umherirren war nicht nötig, da uns sogleich Philine-Marie Rühmann freundlich begrüßte. Nach einer kurzen Taschenablage in den zu dieser Zeit noch wenig besetzten Redaktionsräumen wurden wir gleich in die Druckerei geführt, wo unter anderem gerade die flammneuen Neos aus der Druckmaschine liefen.

War es früher üblich, Heftromane in den Druckereien großer Tageszeitungen außerhalb der Stoßzeiten zu drucken, so schießt der Unsterbliche heute aus den Maschinen einer eigenen Druckerei, die von Heftromanen bis zu Hochglanz-Motorsportmagazinen das komplette VPM Programm sowie externe Aufträge produziert.

Alexander Goldberg, Leiter der Abteilung Disposition und Auftragsmanagement bei VPM nahm uns in Empfang und die Chemie stimmte auf Anhieb. Wir durften nahezu zwei Stunden jeden Winkel der Druckerei erkunden und sämtliche Fragen loswerden, die uns spontan in den Sinn kamen (10578 Stück) oder sorgfältig vorbereitet waren (2 Stück). Drei technikbegeisterte Menschen redeten sich in Rage, waren hin und weg ob des Gebotenen und Philine-Marie Rühmann war sichtlich fasziniert von uns. Immer wieder sah ich sie im Augenwinkel, wie sie lächelnd die ein oder andere Nachricht ins Netz entließ. Ganz die Social Media-Königin eben.

Nach zwei Stunden Technik, war es Zeit für eine Pause im Gedenken an den Heiligen Franziskus – der Bruder Leib wollte versorgt werden. Also ab in die Kantine, wo wir bei lecker Essen dann endlich die komplette Perry-Rhodan Redaktion kennenlernten, gemeinsam aßen, tranken und über phantastische Literatur plauderten.

Dann betraten wir die Zentrale – die sagenumwobene Perry Rhodan-Redaktion. Was auf außenstehende, emotional unbelastete Menschen vermutlich wie eine Ansammlung schmuckloser Räume in einem grauen Bürotrakt wirkt, übte auf Volker und mich sofort Magie aus. Hier also, zwischen den Regalen voller Planetenromane und Silberbände auf den riesigen Schreibtischen voller Druckvorstufen und Korrekturfahnen entsteht der Stoff, der uns träumen lässt.
Aber bevor auch nur ein Ansatz von Ehrfurcht aufkommen konnte, verwickelte und Klaus Bollhöfener, der Mann fürs Marketing in ein Gespräch, in dem schnell klar wurde: Der Kerl ist ein echter Fan. Er liebt, was er tut. Wäre Philine Marie Rühmann nicht irgendwann dazwischen gegangen, einer von uns dreien hätte Frühstücksbrötchen holen müssen.

Davor bewahrte uns nur die Aussicht, das legendäre Turmzimmer betreten zu dürfen. Ein eigenes Zimmer in den VPM-Gebäuden, das ausschließlich dem Perryversum vorbehalten ist, Hort unermesslicher Schätze und Schauplatz so mancher Autorenkonferenz.
Heute wirkt es ein wenig ungenutzt, denn viele Konferenzen finden in anderen Räumen oder Hotels mit modernerer Infrastruktur statt. Aber der Geist Rhodans schwebt über den Tischen. Ein kleines Museum zur größten fortlaufenden Heftromanserie der Welt, das wäre eine angemessene Nutzung. Vermutlich stünde der Personalaufwand hierzu in keiner vernünftigen Relation zu eventuellen Besuchszahlen. So bleibt der Raum eine Art Legende, und wir sind uns der Ehre durchaus bewusst, die uns da zuteilwurde.

Museal, ging es weiter, als Philine-Marie Rühmann uns in den Keller führte. Hinter einer Drahtgittertür und einigen Regalen voller Ratgeber und Gartenbücher aus dem Moewig Verlag liegt ein Schatz neben anderen. Wir befinden uns in einem der beiden Archive der Perry Rhodan-Redaktion. Von hier stammen die Hefte, die im Reklamationsfall schnell und unbürokratisch an Abonnenten geliefert werden, hier liegen Bücher und CDs, die als Belegexemplare verschickt werden. Dahinter dann Regalreihen voller Merchandise-Produkte aus vergangenen Tagen, Pappaufstellern und Plakaten von WeltCons. Gucky liegt hier friedlich neben einigen Flaschen Vurguzz, Originalgemälde Seite an Seite mit Druckvorstufen bekannter Risszeichnungen. Einzig ein Brucksches Original war nicht zu entdecken. Die ruhen vermutlich im Speicherarchiv. Sollte jemals jemand benötigt werden, um das alles mal zu katalogisieren und zu archivieren – ich heb dann mal die Hand.

Zurück in den Redaktionsräumen nahmen sich Madlen Bihr und Klaus N.Frick ausgiebig Zeit für uns. Klaus N. Frick ist auch so einer, wo du damit rechnen musst, am nächsten Morgen Brötchen holen zu müssen. Der Mann kennt jede Menge Geschichten und erzählt sie gern. Zugleich ist er ein aufmerksamer und intensiver Zuhörer, der mit spürbarem Interesse unsere Pläne zum 2. BrühlCon aufnahm und produktiv kommentierte.
Nach Philine-Marie Rühmann nahmen sich auch Klaus N. Frick und Madlen Bihr noch die Zeit für kurze Interviews. Bei dieser Gelegenheit verriet Klaus Frick uns auch seinen zweiten Vornamen.
Am Ende des Tages ließen Klaus Bollhöfener und Philine-Marie Rühmann es sich nicht nehmen, uns persönlich bis vor das Tor zu begleiten. Nur Spötter behaupten, dass die beiden das taten, um sicherzustellen, dass wir nicht heimlich im Archiv übernachten, um mit Plüschguckys zu kuscheln.

Ein Besuch in der Perry Rhodan-Redaktion – das hätte mir vor einem Jahr auch noch keiner erzählen brauchen. Ich hätte es ohnehin nicht geglaubt. Aber wir waren tatsächlich da und wurden mit einer herzlichen Gastfreundschaft empfangen, von der wir noch lange erzählen werden.
Ich habe an dem Tag Menschen erlebt, die vor Energie und Ideen sprudeln. Die viel mehr vorhaben, als sie tatsächlich aus wirtschaftlichen Zwängen heraus umsetzen können. Menschen, die mit Begeisterung bei der Sache sind, und alles daran setzen, Kurs 4000 einzuschlagen. Fans, wie Volker und ich, nur eben so eine Art Profi-Fans.

Ein paar fotografische Eindrücke habe ich hier festgehalten.

2 Kommentare

  1. Ralf Entz

    Ah, ein Besuch in den heiligen Hallen von Mordor… äh Rastatt. Ein Traum. :)Warum aber lieber in anderen Räumlichkeiten als dem Turmzimmer (Tschulligung: #Turmzimmer 😉 ) getagt wird, wird sich mir wohl nie offenbaren. Wer braucht denn noch Technik aus dem 21. Jahrhundert, wenn er die aus dem 51. haben kann. :DOb Gucky wohl immer noch da liegt? Oder ist der zwischendurch in einer eurer Innentaschen verschwunden? Aber das war wohl eher der Grund, warum ihr irgendwann raus musstet. Ihr hättet ihn sonst mitgenommen. 😉

  2. Volker

    Die Versuchung, Gucky und Sohn mitzunehmen, war schon sehr groß. Dafür ist er einfach zu süß! Aber wir konnten uns noch so eben zurückhalten :-)Der Besuch in der Redaktion war einfach klasse, das absolute Highlight im Leben eines Perry Rhodan-Lesers!

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