Die schönen Frühlingstage der letzten habe ich für ein wenig binge reading auf der Terrasse genutzt, um den “Atlan und Arkon” Zyklus abzuschließen. (Ja, ich weiß, die Zykluseinteilung kam erst nachher …)
Zeit also, einen Blick zurück auf die letzten 50 faszinierenden Hefte zu werfen.
Wie war es denn?
Im Gegensatz zu den ersten 50 Bänden hatte ich nicht mehr das Gefühl, einer Nummernrevue mit dem Alien der Woche zu folgen, sondern wirklich die ersten Grundzüge des zyklischen Erzählens im Perryversum lesen zu können. Und es ging, wie schon im ersten Zyklus, rasend schnell vorüber. Die alten Heftchen lesen sich irgendwie schneller, als der aktuelle Stoff.
Was hat mir gefallen?
Es gab eine Menge Aspekte, die mir echt Spaß gemacht haben beim Lesen, obwohl es mir schwerfällt, diesmal einzelne Hefte herauszugreifen. Wobei ich “Das Grauen“, den Einstiegsroman von William Voltz für mich als besten Roman des Zyklus definiert habe. Wie da so ein junger Autor daher kommt, und gleich in seinem Debutroman neue fantasievolle Perspektiven eröffnet – das hat mich schon beeindruckt.
Der stärkste Abschnitt ist in meinem Augen das Vorwort zu Band 99 “Ein Freund der Menschen“. Die haben mich beim Lesen sofort an die Einschübe aus Band 1000 “Der Terraner erinnert.
Interessant fand ich die Gegenüberstellung der arkonidischen und terranischen Sternenreiche. Auf der einen Seite, die in ihrer eigenen Trägheit erstickenden Oberaußerirdischen, die unter der Knute einer künstlichen Intelligenz stehen und augenscheinlich nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst sind – auf der anderen Seite diese etwas hemdsärmelige Bande um Perry Rhodan, die sich anschickt, im Konzert der großen mitspielen zu dürfen.
Schön war auch, wie in diesem Drängen nach neuen Planeten immer mal wieder das Thema Kommunikation verarbeitet wurde. Da waren die blauen Zwerge, die Mungos und natürlich die Druuf, mit denen schon allein wegen der langsamer verlaufenden Zeit eine Kommunikation nahezu ausgeschlossen ist – zumindest am Anfang.
Fasziniert hat mich auch der Handlungsstrang um Thomas Cardiff und das Versagen Perry Rhodans als Familienmensch. Hier merkt man den Heften doch deutlich ihr Alter an. Das finde ich in Perry Rhodan Neo besser und glaubhafter gelöst. Obschon die Entwicklung des Thomas Cardiff für mich durchaus glaubhaft ist.
Was hat mir nicht gefallen?
Andreas Eschbach hat in seiner Eröffnungsrede zum Weltcon 2011 sinngemäß gesagt, dass man in Perry Rhodan mehr über den bundesdeutschen Zeitgeist erfährt, als in so manch wissenschaftlicher Abhandlung. Wenn dem so ist, bin ich froh, nicht zu Beginn der 1960er groß geworden zu sein.
Wenn ich eben “Das Grauen” als den besten Roman des Zyklus bezeichnet habe, so ist für mich Band 57 “Die Attentäter” der mit großem Abstand schlechteste Roman. Diese 64 Seiten quellen über vor bräsiger Piefigkeit, tumber Autoritätshöhrigkeit und offener Demokratiefeindlichkeit. Menschen, die die Legitimation der Rhodanschen Herrschaft infrage Stellen, also demokratische Strukturen anmahnen, werden zu “asozialen freien Siedlern” in der Verbannung. Und in Band 66 “Wächter der Verbannten” lässt Kurt Mahr einen seiner Protagonisten unverhohlen über die Notwendigkeit der Todesstrafe lamentieren. Das war schon starker Stoff, den ich nur schwer lesen konnte.
Überhaupt hat Kurt Mahr einigen Kredit als Autor bei mir verspielt. Immer, wenn Perry Rhodan und seine Gang zu einer Polizeiaktion aufgebrochen sind, um Ruhe und Ordnung aufrecht zu halten, stand der Name Mahr als Verfasser auf der ersten Seite.
Natürlich ist fraglich, was davon im Exposé stand, und was auf Kurt Mahrs Kappe geht. Aber ein eigentlich tolles Szenario, wie das des gestrandeten Raumschiffs so glorreich zu verzocken – Hut ab!
Da habe ich die Ereignisse auf Darkover doch deutlich lieber verfolgt, als dieses frühbundesrepublikanische Bauerntheater auf Gray Beast.
Wie lautet mein persönliches Fazit?
“Atlan und Arkon” ist in meinem Augen ein durchwachsener Zyklus. Tolle Abschnitte rund um die Druuf retten das Debakel auf Gray Beast. Ich bin gespannt, ob mich Kurt Mahr demnächst wieder mehr mit Physik als mit Ruhe und Ordnung überzeugen kann.
Und William Voltz. Großartig!
Martin liest sich seit dem 1. Januar 2017 vom ersten Heft an durch die Perry-Rhodan-Heftserie und hat sich vorgenommen, mit dem Heftehaufen ein öffentliches Lesetagebuch zu führen.
Wenn er mit dem Kopf nicht im Weltraum steckt, stromert er mit seiner kleinen Familie durch die Eifel, das Universum und den ganzen Rest.
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