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von Einem, der auszog, um 3000 Perry-Rhodan-Romane zu lesen

Kategorie: Zyklusrückblick (Seite 2 von 5)

Die Perry-Rhodan-Serie ist in Handlungszyklen aufgeteilt. Immer dann, wenn ich einen Zyklus beendet habe, versuche ich mich an einer höchst subjektiven Einschätzung meiner Lektüre.

Zyklusrückblick – Die Cantaro

Au weia, was war denn das. Schwingt sich meine Lieblingsraketenheftserie nach dem Tarkan-Unfug doch einfach so mir nichts, dir nichts zu neuen und ungeahnten Höhen auf. Auch wenn der Leserhythmus massiv gestört war, so bin ich noch immer begeistert. Doch der Reihe nach.

Darum gehts es

Der Unsterbliche und seine Kumpels kommen aus Tarkan wieder (Halleluja, endlich) und selbst das geht gehörig in die Hose: Man kommt nämlich Jahrhunderte zu spät. Die heimische Milchstraße ist unerreichbar und wird von ein paar ziemlich fiesen Möppen belagert. Diese Möppen, auch Cantaro genannt sind am Ende gar nicht wirklich fies, sondern Opfer eines noch viel größeren und fieseren Mopps, der auf den schönen Namen Monos herrscht und ein reichlich widerwärtiger Diktator ist.

Aber Peregrin und seine Kumpane wären natürlich völlig zu Unrecht schon 1499 Hefte lang unterwegs, wenn sie nicht auch gegen den Drecksack Monos ein paar Recht wirkungsvolle Pfeile im Köcher hätten, um am Ende siegreich in einem Trümmerfeld zu stehen.

Das hat mir gut gefallen

Der Zyklus “Die Cantaro” wartet mit einigen schönen Momenten und Elementen (Oder schreibt man Mom- und Elementen? Frage für eine berühmte Haluterente …) Wurst, zählen wir mal die schönsten Enten auf:

  • Mit “1428 – Wächter der BASIS” von Robert Feldhoff enthält der Zyklus einen der Romane, die ich auf meine Liste der Lieblingsromane eintrage. Beim Lesen fühlte sich das Heft wie der perfekte Heftroman an: spannend und gerade heraus erzählt, tolles Setting, wunderbare Geschichte, und hey Die BASIS, das Raumschiff, mit dem ich in die Serie eingestiegen bin … hach ich war beim Lesen verliebt.
  • Monos! Der bisher beste Schurke und Gegenspieler, den Rhodan bis jetzt hatte. Fies, eklig und unmenschlich. Ein wahres Fest. Und, was noch viel wichtiger ist: kein Kaninchen aus dem Hut, wie einst Faktor 1. Hinweise immer wieder eingestreut, glaubwürdige Enttarnung … hach, ein Fest.
  • Das Wagnis, eine echte Zäsur zu setzen und das ganze Tarkangerümpel weit hinter sich zu lassen, hat dem Zyklus gutgetan. Ich lese je nun seit ungefähr 2011 die aktuelle Erstauflage immer mal wieder mit Unterbrechungen. Und seit Beginn meiner Lesereise ab Band 1 habe ich mich gefragt, wann ich zum ersten Mal das Gefühl haben werde, dass die alten Hefte vom Lesegefühl an die aktuellen Hefte anschließen. Meine persönliche Antwort lautet: Cantarozyklus
  • Der Zyklusaufbau: Stringent, logisch, spannend. Danke, gern mehr davon.

Ich bin mir sicher, dass mir im Gespräch mit anderen sicherlich noch tausend andere Punkte einfallen, die mir im Cantarozyklus gefallen haben., aber so als direkten Eindruck lasse ich das mal einfach so stehen.

Das hat mir nicht gefallen

Viel war es nicht, aber zwei Dinge hatten einen etwas unschönen Nachgeschmack:

  • Warum macht es einer Kosmokratin, oder ihrer Inkarnation Gisela Gesil, etwas aus, ein “uneheliches Kind” zu haben. Ich konnte Gesil ohnehin nie besonders gut leiden. Aber das? Ich bitte euch … Nein.
  • Ich war, und bin es noch immer, ziemlich begeistert von Band 3000. Aber seit ich Band 1400 gelesen habe, beschleicht mich der Gedanke, dass 3000 doch nicht sooo die großen Neuerungen gebracht hat. Irgendwie hat der Cantarozyklus für mich den Mythoszyklus trotz aller Unvergleichbarkeit doch ein wenig entzaubert.

Zum Thema Lesefluss

Tarkan habe ich am 1.November 2020 verlassen. Dazwischen lag viel pandemischer Alltag, einige Binge-Reading-Phasen und lange nichts. Wirklich lange. Da ist es kein Wunder, dass ich bei den diversen Lesungs-Wiederaufnahmen nicht immer ganz sattelfest in der Handlung war. Aber zum Glück gibt es ja die Perrypedia mit wundervollen Handlungszusammenfassungen und einem Herz für Menschen mit Lesepausen. Denn alle Handlungszusammenfassungen gibt es auch in den Formaten epub und mobi für die verschiedenen Reader. Herrlich und unbedingt empfehlenswert zum schnellen Nachlesen einer vergessenen Handlung.

Und jetzt?

Natürlich warten die Linguiden. Die Lesereise soll ja weitergehen. Parallel höre ich gerade den Sternenozean, in dem ich auch lange pausiert habe. Aber auch da habe ich mein kleines Experiment wieder aufgenommen, in dem ich nach jeder, oder jeder zweiten Folge, kurz meine Gedanken festhalte, um dann daraus einen Zyklusrückblick zu basteln. Das wird aber noch dauern, das letzte Zyklusviertel ist aber schon eingeläutet. Wen mein Gelaber interessiert, kann ja mal bei Youtube in die Playlist “Sternenozean Vlog” reinschauen. Da gibts dann auch ein paar hübsche Aufnahmen von der Eifel.

Aus der aktuellen Handlung bin ich gerade raus, da ich gerade auch den Hang habe, nebenher noch anderes zu lesen. Das wird dann einfach hinten angehängt. Schließlich ist das ganze Heftehaufen-Unterfangen immer noch ein Marathon und kein Sprint 😉

Gehabt euch wohl!

Zyklusrückblick – Tarkan

Normalerweise lasse ich einen Zyklus ja ein, zwei Tage sacken, bevor ich etwas dazu schreibe. Bei Tarkan mache ich eine Ausnahme. Heft 1399 habe ich vor 5 Minuten zugeklappt und das Fazit lautet:

Nein! Nein! Und nochmals nein.
Mit den letzten 50 Heften ist meine Lieblingsraketenheftserie für mich an ihrem Tiefpunkt angekommen. Da bin ich auch nicht mehr bereit, etwas Gutes aus dem Zyklus zu picken, außer vielleicht, dass uns Jen Salik in Zukunft erspart bleibt. Der Rest war gepflegter Quadratunsinn im bisher schlechtesten Zyklus.
Schwamm drüber und weiter mit den Cantaro.

Zyklusrückblick – Die Gänger des Netzes

The Show must um jeden Preis go on

Ein paar freie Tage gepaart mit ein wenig Leseelan und einem kurzen Zyklus – und zack ist der nächste Rückblick da. Und mal wieder bin ich einigermaßen zerrissen ob der Hefte, die ich im Eiltempo las. Aber vermutlich schlägt das Pendel am Ende doch zum positiven aus. Lasst uns doch einfach mal schauen.

Was steht drin?

Perry hat eine halbgottähnliche Tochter, die entführt wird, alle suchen sie, und Icho Tolot hat seinen großen Auftritt. Danach scheint die kosmische Hanse mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, stattdessen organisiert man sich lieber in Kleingruppen mit komischen Namen. ESTARTU und Tarkan scheinen dicke Dinger zu sein, aber niemand hat einen Plan. Alaska hat die Maske ab und bleibt seltsam gesichtslos, Perry tackert sich das nächste Kosmodings ans Knie, und um es spannend zu machen, klatscht ein KLOTZ aus einem anderen Universum in die Handlung. Immerhin. Und irgend jemand scheint ein Faible für sperrige Titel zu haben, oder jemand anders hatte bereits ein Copyright auf den Terminus “Netzgänger”. Wie dem auch sei – war flüssig zu lesen.

Meine höchst subjektiven Eindrücke

Tja, wo fange ich an. Am besten mit dem Offensichtlichen: Mit dem KLOTZ scheppert etwas recht Geheimnisvolles gleich zum Anfang in die Handlung und die Expokraten haben offenbar aus dem OLD-MAN-Desaster gelernt. Diesmal wird nicht in Heft drei aufgeklärt, warum das Ding da steht und wer es gebaut hat. Schön, sehr schön. Und auch Ratber Tostan macht eine ziemlich gute Figur.

Gar keine gute Figur macht hingegen Alaska, der zwar ein paar schöne Auftritte bekommt. Aber als Mann ohne Maske bleibt mein Lieblingscharakter doch relativ unscheinbar. Fast, als hätten die Autoren nicht gewusst, was man mit dem neuen Alaska so anstellen könnte. Für diese These spricht, dass ich den guten Mann zu meinem persönlichen Einstieg ja wieder mit Gesichtsbedeckung kennenlernen durfte. Offenbar wird da irgendwann mal jemand ein Einsehen gehabt haben werden. (Welche Zeitform nutzt man für eine zukünftige Handlung, die vor Jahren geschrieben, aber noch nicht gelesen wurde, deren Ausgang bekannt ist und die zudem noch in einem fiktiven Universum in ferner Zukunft spielt. Sag mir noch jemand, Science Fiction wäre einfache Literatur.)

Noch blasser bleibt Jen Salik, der unglückliche Ritter der Tiefe, der ungefähr so notwendig war, wie die Freundinnen von Justus, Peter und Bob oder das neue A-Team Mitglied in der finalen Staffel. Es würde mich nicht wundern, wenn der gute Ritter den nächsten Zyklus nicht überlebt. (Ralf, lass das spoilern, bitte.)

Ach ja, und dann gibt es da noch die Kartanin, die in vermutlich nicht allzu ferner Zukunft mal wieder die gute alte Ringwelt auf meinen Nachttisch bringen werden. Ich mag Katzen in Raumanzügen.

Tja, und die Handlung? Mal ehrlich, der olle Perry kämpfte gegen die Elemente höchstselbst, erlebte Dinge, die sich niemand von uns vorstellen kann, kriegt dann kurz vor der finalen Frage Fracksausen und macht einfach das dasselbe nochmal, was er mit dem Frostrubin schon getan hat, nur mit weniger mächtigen Gegnern?

Bitte …

Das ist wie Pierre Littbarski bei Brummel Sendai, Franz Beckenbauer bei New York Cosmos oder Kevin Großkreutz bei Bayer Uerdingen. Alles schön und gut, aber muss das sein? Hätte Perry nicht einfach alle drei Fragen beantworten können? Und dann einfach so aufgehen in ES? Oder sich mit Ernst Ellert ein Wiesnbier gönnen? Irgendwas anderes, als dieselbe Routine, die der gute Mann seit hunderten von Jahren durchzieht?

Und genau da liegt die große Stärke des Netzgängerzyklus! Hätten Ernst Vlcek und Kurt Mahr dem ollen Perry dieses Heldenende spendiert, nachdem er gigantomanischste Abenteuer überleben durfte, dann würden wir heute alle Maddrax oder Sternenfaust lesen und vom großartigen aber viel zu frühen Ende der Rhodan-Serie erzählen. Und VPM hätte sich wirtschaftlich derartig ins Knie geschossen, ich mag es mir gar nicht ausmalen.

Zum Glück waren die damaligen Expokraten cleverer und haben im Netzgängerzyklus auf für mich schlüssige Weise versucht, Perry und seine Serie aus den Fängen der Kosmokraten und Materiesenken zu befreien. Der Mut zum großen Bruch war noch nicht da (Ja Ralf, das mit den Cantaro hast du schon gespoilert.), aber dafür der Mut zum ein oder anderen Experiment. Der Hansezopf scheint demnächst abgeschnitten zu werden, Alaska darf sich verändern, Salik verschwindet in der Versenkung. Das Tiefenland bleibt das Tiefenland, dafür gibt es spannende Kommandounternehmen und Gruppierungen wie die PIG.

Dennoch verschwindet das fantastische Element nicht ganz, und es gibt “Das Netz” und ophalische Meistersinger. Finde ich in seiner Dosierung so vollkommen in Ordnung, denn Perry ohne Sense of Wonder funktioniert ja nun auch wieder nicht.

Dabei scheint es mir, dass all diese Elemente und Versatzstücke nicht ganz zueinander passen wollen. Wie kindliche Experimentierfreude ohne großen Plan, der ja nun bei Meister Voltz eindeutig da war.

Versuch eines Fazits

Auch wenn ich die Handlungselemente des Netzgängerzyklus als etwas zusammengewürfelt empfunden habe, so ziehe ich doch meinen Hut vor der Leistung von Ernst Vlcek und Kurt Mahr. Für mein Empfinden hat William Voltz die Serie an einem Punkt hinterlassen, an dem sie im Grunde auserzählt hätte sein können. Dabei hat er Welten geschaffen, in die zu folgen es immer schwerer wurde. Glaubt man den Erzählungen, so schlug sich das auch in den Verkaufszahlen nieder.

Und was macht man jetzt daraus? Damals entschied man sich dazu, den Heften einen Hinweis auf “mehr Action” mitzugeben und behutsame Änderungen herbeizuführen, ohne den großen Bruch mit dem lange gewachsenen und sorgsam gehüteten Kanon zu provozieren. Und in dieser Hinsicht überzeugen mich “Die Gänger des Netzes”. Ob ich sie erneut lesen würde? Vermutlich nicht. Schließlich warten demnächst die Cantaro und Tarkan will ja auch noch entdeckt werden. In diesem Sinne: Energie!

Zyklusrückblick – Chronofossilien

Ursiff oder doch die größte Show des Universums?

So, endlich ist er geschafft, der Zyklus um die Chronofossilien, in den ich ja vorher schon mal ganz kurz reingeschaut habe. Die Veränderungen um die Hanse hatten mich ja durchaus neugierig gemacht und Stalker war ja auch nicht ganz verkehrt. Doch der Reihe nach:

Das steht drin

Die Handlung ist schnell erzählt: Perry Rhodan und seine Kumpane parken ein Chronofossil, Rhodan verschwindet und kümmert sich gleich um das nächste hypergalaktische Doriferding. Derweil streift Atlan durch die Tiefe, die sein Kumpel Jen Salik in hundert Bänden nie wirklich bekommt. Für Stimmung sorgt Krohn Meysenhart und das unsterbliche Slapstickduo darf aus der Gruft nerven.

So haben mir die Chronofossilien gefallen

Lange hat mich kein Zyklus mehr so zwiespältig hinterlassen, wie die Bände zwischen 1200 und 1299. Klar, die Erwartungen waren hoch: der erste Zyklus nach Willy Voltzens Tod, die ultimaten Fragen, die Stalker-Vorschau. Aber auch die Befürchtungen waren nicht minder groß: der erste Zyklus nach Willy Voltzens Tod, verschwommene Zyklusgrenzen, verwirrende Romanabfolge …

Fangen wir mal mit dem Guten an:

  • Die Chronofossilien waren stringent erzählt, ich wusste jederzeit, wo ich war.
  • Die Struktur des Zyklus war für mich nachvollziehbar mit einer klaren Zäsur nach dem Auftauchen des Stalkers und dem Abstellen des Kosmonuklids auf seinem Parkplatz.
  • Mit Krohn Meysenhart und dem Stalker haben sich die Autoren zwei faszinierende Charaktere ausgedacht.
  • Der olle Perry wurde mal ein wenig ins Abseits verbannt, sodass mehr Platz für die anderen blieb.

Medienkritik mit Krohn Meysenhart

Die Hefte des Zyklus erschienen zwischen den Jahren 1984 und 1986. Damit schlägt sich Perry mit den Chronofossilien rum,während in Deutschland Sender wie RTL plus und Sat. 1 ihren Sendebetrieb aufnahmen. Plötzlich waren Hans Meiser und fünf Jahre später “Explosiv – Der heiße Stuhl” von kaum einem Bildschirm mehr wegzudenken.

Und die Perry Rhodan Serie wäre nicht die Serie, die ich mag, wenn solche aktuellen Bezüge nicht immer wieder ihren Platz finden würden, um den realen Wahnsinn zu spiegeln. Ich jedenfalls mochte den wahnsinnigen Medienmann, der für eine gute Story bereit ist, alles zu geben.

Gigantismus in der Tiefe

Die Chronofossilien wären nicht die Chronofossilien, wenn des kosmische Gerümpel nicht völlig neue Dimensionen erreichen würde. Neben der drei ultimaten Fragen, von denen bis heute nur zwei geklärt sind, breitet sich vor dem Leser die Tiefe aus. Jene seltsame Zwischenschicht, die Jen Salik und Atlan durchstreifen, deren wahre Geheimnis aber erst gegen Zyklusmitte in einem gigantischen Infodump geklärt werden.

Natürlich gilt das dritte Clarkesche Gesetz immer und überall:

„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Clarkesche_Gesetze

Schön und gut, sicher auch faszinierend, aber irgendwie war dieser Handlungsstrang nicht ganz leicht zu lesen. Der oft zitierte “sense of wonder” ist eins der Markenzeichen meiner Lieblingsraketenheftserie, aber auch mit einigen Tagen Abstand werde ich das Gefühl nicht los, dass hier deutlich der “sense” im “wonder” fehlt. Aber da sind die Geschmäcker ja zum Glück verschieden. Immerhin führt mich die Tiefe schnurstraks zu meinem Lieblingsheft.

Mein Chronofossilienlieblingsheft

Der Schlüsselroman zum 1200er-Zyklus gehört nicht zum Zyklus und ist genau genommen auch kein Roman. In Band 1300 – Die Gänger des Netzes gibt es zum einen den wunderbaren Einsteigerteil von Kurt Mahr, der alle Unklarheiten der letzten einhundert Bände beseitigt. Zum anderen räumt derselbe Autor im Perry-Rhodan-Computer ein, dass man es mit der Fantasy im vorangegangenen Zyklus wohl etwas übertrieben hätte. Guter Mann, gutes Heft!

Fragen und Erwartungen

Die zweite Zyklushälfte ist vollgestopft mit Andeutungen: Was hat es mit dem dritten Weg auf sich, wer oder was ist ESTARTU, warum tackert sich Rhodan mit DORIFER schon wieder ein Kosmodingens ans Knie … fragen über Fragen. Ich bin jedenfalls gespannt.

Versuch eines Fazits

Ein Abschließendes Fazit zum Chronofossilienzyklus fällt mir schwer. Faszinierende Schauplätze, witzige und interessante Charaktere, kosmisches Gedöns … alles echt Klasse. Aber wenn ich Fantasy lesen will, greife ich zu Mythor oder Dragon.

Aber, und jetzt wird wichtig (zumindest für mich): Mussten für die Chronofossilien der ebook-reader herhalten, gibt es die nächsten Zyklen wieder auf Papier. Umzug und Neustrukturierung des Heftehaufens sind so weit fortgeschritten, dass ich wieder an meine geliebten Kartons komme. Wurde auch Zeit.

Endlich wieder Hefte aus Papier!

Zyklusrückblick: Die Endlose Armada

So! Die Armada ist versenkt, und es war ein harter Krampf. Und ja, es wird schwer, dass ich jetzt nicht nur über das Schreibe, was mir beim Lesen keine Freude bereitet hat, denn dann würden wir bei Klong, Klongheim und Killerpilzen anfangen, und bei geehelichten Kosmokratinnen (mir war ja schon der Schwiegervater einer griechischen Göttin zu viel, aber Gesil hat der Sache echt den Rest gegeben) und kämpfenden Naturkonstanten aufhören. Dazu gießen wir einen ordentlichen Schuss pseudochristlichen Mystikgeschwurbels und fertig ist der Rant. Eine aus Mentalenergie projezierte Zweiterde und ein ausgegrabener Ovaron dürfen da nicht mehr wundern und runden die Katastrophe nur noch ab. Und spätestens nach Band 1117 und der paranormalen Disharmonie … ach lassen wir das.

Denn halt, es gab auch Schönes!

Eine neue Leseerfahrung

Aufgrund galoppierender Verschwurbelung habe ich die Hefte relativ schnell und sehr bewusst zur Seite gelegt, um den Armadazyklus in Form der Silberbände zu genießen. Das war für mich in der Form eine relativ neue Leseerfahrung (wenn man mal vom gehörten Pan Thau Ra-Zyklus absieht), die so wohl auch zum letzten Mal möglich gewesen ist. Denn schon der nächste Zyklus ist nicht mehr komplett versilberbandelt, was ein Ausweichen unmöglich macht. Ab da heißt es bei jeder Länge: Augen zu und durch.

Sehr hilfreich fand ich dabeidie Titel der einzelnen Bände. Durch sie hatte ich beim Lesen eine deutliche thematische Orientierung, wie sie eine Reihe einzelner Heftromane so nicht bietet. Dafür fehlt in den Silberbänden die Heftzusammenfassung am Ende, die nicht nur mir schon so manches verwirrende Heft gerettet hat.

Dinge, die mich die Armada durchstehen ließen

Neben der wirklich schönen Silberband-Erfahrung gab es auch einige Handlungselemente, die mir sehr gefallen haben:

  • Bei Weidenburn, dem ollen Messias, habe ich gern vorbeigelesen. Er ist ein faszinierender Charakter und durchaus nicht ganz unaktuell in seinem Auftreten. So ist es kein Wunder, dass Band 1107 es auf meine Liste großartiger Hefte geschafft hat.
  • Sehr schön war auch die Klonepisode, bei der ein damals hochaktuelles wissenschaftliches Thema in die Romane eingeflossen ist. Nicht, dass es vorher schon Duplos gab, aber die Armadaklone sind schon ziemlich klasse.
  • Na ja, und dann gab es da noch Einsteins Tränen. William Voltz schrieb für den Armadazyklus seinen letzten Roman. Ein Heft, das ich zweimal hintereinander gelesen habe, weil es mich in seiner Intensität so sehr berührt hat. Die damaligen Leser wussten vermutlich nicht, dass sie das Werk eines todkranken Menschen lesen, vermutlich waren Einsteins Tränen nur ein weiterer genialer Voltz-Roman. Aber mit dem Wissen um seinen viel zu frühen Tod löste das Hefte bei mir einen Gefühlssturm aus, wie es noch kein Heft vorher geschafft hat. Dieses Heft habe ich dann auch separat und nicht in gekürzter Silberform gelesen.

Versuch eines Fazits:

Es fällt mir schwer, ein sachliches Fazit zur Endlosen Armada zu ziehen, weil dieser Zyklus (vermutlich nicht nur für mich) untrennbar mit dem Tod des großen Willy Voltz verbunden ist.

Ja, handlungsmäßig war die Armada geradliniger unterwegs als die kosmische Hanse mit ihrem Schlingerkurs, dafür waren einige Hefte und Handlungselemente dabei, die mich nicht nur an der Expokratur sondern auch an einzelnen Autoren verzweifeln ließen. Zugleich brachte der Zyklus Seth Apophis mit sich, dessen Biografie ich wahnsinnig gern gelesen habe.

Nein, die Armada ist nicht der schlechteste und sicher nicht der beste Rhodan-Zyklus, aber das Kosmogedöns geht mir schon schwer auf den Zeiger. Immerhin habe ich ja schon mal einen tiefen Blick in Silberband 150 werfen dürfen, der mir sehr gut gefiel und in mir die Hoffnung weckt, dass es demnächst wieder deutlich bergauf geht.

Aber da muss ich durch, schließlich habe ich ein Ziel. Darum gilt:

Man reiche mir die Chronofossilien!

Zyklusrückblick – Die kosmische Hanse

Eine zähe Seefahrt durchs All

So, nach langer Durststrecke folgte ein dreitägiger Lesemarathon, der nicht nur das Ende von Mission SOL, den Anschluss an die aktuelle Erstauflage, sondern auch das Ende der kosmischen Hanse mit sich brachte. Meine Gedanken zur SOL verfasste ich hier, die Besprechung der aktuellen EA gelingt anderen Bloggern besser (und war auch bisher nur Randerscheinung meines Lesetagebuches), es bleiben also ein paar höchst subjektive Reisenotizen mit den Koggen der kosmischen Hanse.

Worum geht es?

Wim Vandeman sagte es in Mannheim 2011 mit den Worten: „ … Die kosmische Hanse, überhaupt wird alles viel kosmischer.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Wie hat es mir gefallen?

Meine Reise durch die Bände 1000 bis 1099 dauert lange, sehr lange. Das ist im Allgemeinen kein besonders gutes Zeichen. Doch der Reihe nach.

Gewarnt war ich durch zahlreiche Reisebegleiter vor den Betschiden. Zu Anfang fand ich diese Bande charmanter Urmenschen durchaus nicht unsympathisch, versprühten sie doch dieses gewisse Marion-Zimmer-Bradley-Gefühl, dass ich auch in den ersten Heften der Mission SOL so gemocht habe. Schnell wird aber klar, dass die Betschiden nicht wirklich viel hergeben, irgendwann überwiegt der Nervfaktor. Und so werden die possierlichen kleinen Raumfahrer für mein Gefühl eine Plage, die viele Bände zu lang nerven darf. Schade!

Überstrapaziert war in meinen Augen auch der „distanzlose Schritt“. Wenn auch nicht neu, so nimmt mir dieses all zu fantastische Wunderding im Hansezyklus doch zu viel Raum ein.Perry hat plötzlich das Potential zum Überallzugleichauftaucher. Das scheint wohl auch einigen der damaligen Autoren zu weit gegangen zu sein; schließlich hat das Ding in Perrys Händen plötzlich eine Verwendungsbeschränkung bekommen. Seltsam. War doch vorher nicht so.

Und die Spoodies hinterließen mich auch einigermaßen ratlos. Intelligenzsymbionthen? Come on! Aber ich fand ja auch schon Midi-Chlorianer eher unersprießlich.

Na, und dass die Raumschiffe der kosmischen Hanse jetzt Koggen heißen, ist nett, wirkt für meine Begriffe aber doch arg aufgesetzt. Aber gut, sei es drum. Zumindest hat der Zyklus in der ersten Hälfte eine durchaus nachvollziehbare Struktur und eine Menge fantastischer Schauplätze. Das ist doch schon mal was.

Spätestens in der zweiten Hälfte des Zyklus konnte ich dieser Struktur nur noch mit großer Mühe folgen. Das war zwar schon während der kosmischen Burgen so, hatte da aber einen völlig anderen Grund. Schien mir im Burgenzyklus die Heftreihenfolge noch einigermaßen willkürlich, so ist es im Hansezyklus die schiere Fülle von Handlungselementen, die mich komplett ratlos hinterlässt. Mit dem Auftauchen von Vamamu wirft Voltz mir eine Idee, eine Andeutung nach der anderen hin, überbordende Fantasie überwuchert eine klare Struktur:

  • Die Pflanze Kritzel – schön, aber warum plötzlich, und warum dann nur so hingeknallt?
  • Handschuhe – Bitte was? Hatten wir nicht schon Augen und Anzüge?
  • Vogelwesen, die Schiffe übernehmen – Ziellos!
  • Die BASIS schwirrt auch noch rum – nachdem die SOL planlos zum Symbionthentransporter degradiert wurde?
  • Dann werden uns die drei ultimaten Fragen hingeknallt – Nette Vorschau, aber es ist doch längst klar, dass Voltz einen Langzeitplan hatte.
  • K.H. Scheer darf Clifton Callamon auftreten lassen, beide wirken ein wenig deplatziert.
  • Eric Weidenburn lässt uns mal einen Blick auf die endlose Armada werfen, da darf der Frostrubin natürlich nicht fehlen.

Aber nun gut, die Betschiden hatten kein Potential für 100 Bände, da musste wohl etwas Füllstoff her. Ich fand das anstrengend.

Willy, wir müssen reden!

Wer meiner Reise folgt, weiß, dass ich Willy Voltz als Autor sehr schätze. Neben der Schöpfung großartiger Einzelromanen (allein „Das Grauen“ war ein fulminanter Serieneinstand) wusste Voltz auch immer, wie man faszinierende Charaktere entwickelt. Alaska Saedelaere ist über jeden Zweifel erhaben und mein erklärter Serienliebling. Aber was wäre die Rhodanserie ohne diese kleinen großen Persönlichkeiten, wie etwa den Halbtoten Simon? Großartig.

Entsprechend gespannt war ich auf Voltzens Expokratur. Die Perrypedia listet ihn von den Bänden 674 bis 1209 als hauptverantwortlichen Exposéautor. Davor ist er in diese Aufgabe reingewachsen und hat für die Zeit nach seinem Tod zahlreiche Konzepte und Ideen hinterlassen.

Mit dem Schwarm beginnt eine spürbare Neuausrichtung der Serie. Die darauffolgenden Zyklen um Konzil, Aphilie, Bardioc und PAN-THAU-RA gehören für mich in der Rückschau zu den Höhepunkten dessen, was ich bisher aus der Rhodan-Serie kenne.

Mit den kosmischen Burgen hatte ich meine liebe Not, höre sie aber gerade noch einmal in der Haenselschen Überarbeitung. In dieser Fassung wächst mein Respekt vor dem Voltzschen Unterfangen, vor Band 1000 möglichst viele lose Enden miteinander zu verknüpfen.

Und in der kosmischen Hanse?

Schwierig. Bei der Lektüre der letzten Bände dachte ich ein wenig an Scheer und M87. Nach den Meistern der Insel folgte auch nur noch eine Kopie oder erfolglose Versuche, unbedingt etwas neues in den alten Strukturen erzählen zu müssen.

Sind wir jetzt wieder an einem ähnlichen Punkt? Hat Willy Voltz seinen Zenit als Expokrat mit Band 999 überschritten? Verzettelt er sich ab Band 1000? Aber da kommen doch noch Armada, Chronofossilien und das alles, was ab Band 1050 angedeutet wird, und einen Großplan deutlich erkennbar macht.

Ich glaube, selten war ich so gespannt und enttäuscht zugleich, wie nach der Lektüre der kosmischen Hanse. Aber in mir wächst die Überzeugung, dass mir der Autor Willy Voltz lieber sein könnte, als der gleichnamige Expokrat. Und das ist doch auch mal eine Erkenntnis.

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Wim Vandeman über die kosmische Phase der Serie

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